Einzelunternehmen – Wachstum oder Stillstand auf hohem Niveau?

So wichtig Einzelunternehmen auch für eine florierende Wirtschaft sind, sie werden doch oftmals stiefmütterlich vernachlässigt. Sowohl die Politik als auch die regionale Wirtschaftsförderung verlieren die Kleinstunternehmen zunehmend aus dem Auge, von der Kreditwirtschaft ganz zu schweigen.

Und dennoch oder gerade deswegen entwickeln sich viele Einzelunternehmen prächtig. Sie sind die Schnittstelle für Leistungen, die grosse und mittlere Unternehmen nicht abdecken können oder wollen, und spielen besonders im kreativen Bereich und bei der Befriedigung spezieller Wünsche eine wichtige Rolle in der Gesamtwirtschaft. Ohne Einzelunternehmen wäre unser Leben um vieles ärmer.

Wenn Einzelunternehmen an ihre Leistungsgrenze kommen

Einzelunternehmen wachsen in der öffentlichen Wahrnehmung meist unbemerkt. Das wirtschaftliche Wachstum lässt sich hier nicht an anschwellenden Belegschaften oder neuen Fabrikgebäuden ablesen. Es sind lediglich steigende Umsätze und Gewinne, die das Wachstum hier in Zahlen erfassbar machen.

Einzelunternehmen bestehen, wie es der Name schon sagt, aus lediglich einer Person, die Inhaber, Geschäftsführer und Leistungserbringer in Personalunion ist. Damit sind dann meist auch schon die Leistungsgrenzen eines Einzelunternehmens relativ eng umrissen. Die Leistungsfähigkeit eines Einzelunternehmens hört dort auf, wo die Belastungsgrenze des Unternehmers selbst erreicht ist.

An diesem Punkt kommen viele Einzelunternehmer in einen Entscheidungszwang. Entweder man begnügt sich jetzt mit einem gewissen Stillstand auf hohem Niveau oder es fällt die Entscheidung zur Umwandlung des Unternehmens in eine Kollektivgesellschaft. Mit der Entscheidung für Letzteres fällt natürlich die Rechtsform des Einzelunternehmens weg. Dann fungiert das Unternehmen rechtlich als Kollektivgesellschaft mit all den anderen Rechten und Pflichten.

Wenn das Unternehmen wachsen soll

Wenn das Unternehmen wachsen soll, müssen Grundsatzentscheidungen getroffen werden, die die gesamte Arbeit und manchmal auch den Fortbestand des Unternehmens betreffen. Wie viele Mitarbeiter sollen oder müssen eingestellt werden? Wie werden die aktuellen Aufgaben verteilt? Welche künftigen Leistungen können angeboten werden?

Bevor diese Fragen detailliert beantwortet werden können, muss die aktuelle und künftige Auftragslage absolut genau eingeschätzt werden. Wandelt sich das Einzelunternehmen zur Kollektivgesellschaft, dann müssen nämlich auch Mitarbeiter entlohnt werden, Lohnnebenleistungen sind zu sichern. Ist die Auftragslage mit den zu erwartenden Umsätzen nicht sicher, dann sind auch die Löhne für die künftigen Beschäftigten nicht sicher. Diesen Umstand richtig abzuwägen ist eine der wichtigsten und schwierigsten Aufgaben des wachstumswilligen Einzelunternehmers.


Outsourcing kann günstige Zwischenlösung sein. (Bild: rnl / Shutterstock.com)
Outsourcing kann günstige Zwischenlösung sein. (Bild: rnl / Shutterstock.com)


Outsourcing kann günstige Zwischenlösung sein

Viele Einzelunternehmen beschäftigen sich nicht nur mit ihrer originären Aufgabe. Neben der Auftragsbearbeitung kommen hier noch viele Nebentätigkeiten von der Kundenakquise über betriebswirtschaftliche Angelegenheiten bis hin zur Steuerklärung zur eigentlichen Arbeit des Unternehmers hinzu. Solche nicht direkt mit der Erzielung von Umsatz und Gewinn verbundenen Tätigkeiten bremsen die eigentliche Arbeit aus und kosten jede Menge Zeit. Zeit, die auch für die Bewältigung neuer Aufträge eingesetzt werden könnte.

Daher lohnt es sich auch für Einzelunternehmer, bestimmte Prozesse an andere Leistungsanbieter auszulagern. So kann bei entsprechender Bonität beispielsweise die Werbung mitsamt der Pflege des Internet-Auftrittes an externe Spezialisten übertragen werden. Auch Leistungen, die zwar zum eigenen Portfolio gehören, aber nicht selbst in einer ausreichend hohen Qualität erbracht werden können, dürfen outgesourct werden. So wird der Raum für die eigentliche Leistungserbringung weiter und eigene Ressourcen können besser ausgeschöpft werden.

Den Fortbestand des Unternehmens sichern

Viele Einzelunternehmer führen ihren Betrieb über viele Jahre hinweg und machen daraus Stück für Stück einen zuverlässigen und erfolgreichen Partner für die Auftraggeber. Dann liegt auch der Gedanke nahe, das Unternehmen über die eigene Zeit hinweg im Bestand zu sichern.

Da ein Einzelunternehmen immer aber auch von der Leistung und Erfahrung des Unternehmers selbst abhängt, ist eine Unternehmensnachfolge oftmals gar nicht so einfach zu regeln. Entweder man findet den geeigneten Nachfolger und verkauft ein gut eingeführtes und erfolgreiches Unternehmen samt Kundenbestand oder es wird eine Änderung der Rechtsform unerlässlich. In jedem anderen Fall geht das Unternehmen mit dem Einzelunternehmer in den Ruhestand und verschwindet so vom Markt.

Manchmal mag das in Ordnung sein, in vielen Fällen jedoch entsteht auf diese Weise eine Lücke in der wirtschaftlichen Struktur, die dann erst wieder von anderen, gegebenenfalls neuen Unternehmen gefüllt werden muss. Nicht immer ist das möglich, da die Leistungskraft vieler Einzelunternehmen eben von der Leistung des Unternehmers selbst, seinen besonderen Fähigkeiten und Fertigkeiten abhängig ist.

Wer den Fortbestand eines Einzelunternehmens sichern will, muss dafür rechtzeitig den passenden Nachfolger finden und diesem das Unternehmen übertragen. Übertragen werden dabei vielleicht der Name des Unternehmens, der Kundenstamm und der Auftragsbestand, nicht aber der rechtliche Rahmen. Das Unternehmen geht dann voll an den neuen Eigner über und der alte Einzelunternehmer hat quasi nichts mehr zu sagen. Für viele Einzelunternehmer ist das eine unvorstellbare Situation.

Daher ist es bei ausreichend wirtschaftlicher Sicherheit und Beständigkeit immer besser, aus dem Einzelunternehmen rechtzeitig ein Kleinunternehmen etwa in Form einer Kollektivgesellschaft zu machen. Dann kann der Fortbestand des Unternehmens gesichert und auch grössere Aufträge können jetzt dank einer gewachsenen Personalbasis übernommen und abgearbeitet werden.

 

Oberstes Bild: © Minerva Studio – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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