Was sind Kommunikationssperren und wie lassen sie sich vermeiden?

Kommunikationssperren treten überall da auf, wo Menschen miteinander kommunizieren, sei es in Besprechungen auf unterschiedlichen Führungsebenen und in Abteilungen, in Mitarbeitergesprächen, in öffentlichen oder internen Diskussionsrunden, auf Pressekonferenzen oder auch in ganz persönlichen Gesprächen im privaten Bereich. In allen kommunikativen Bereichen hemmen Kommunikationssperren den Fluss der Kommunikation und die Bereitschaft zu reden. Doch wie treten Kommunikationssperren zutage und können Sie sie vermeiden?

Was sind Kommunikationssperren?

Der amerikanische Psychologe Thomas Gordon (1918–2002) erkannte durch seine Arbeit mit Kindern und Jugendlichen die grosse Bedeutung der gewaltfreien Konfliktlösung in allen Spielarten zwischenmenschlicher Kommunikation. Auf der Grundlage der humanistischen Psychologie von Carl Rogers, von dem Gordon ausgebildet wurde, entwickelte er Faktoren, die sogenannten Kommunikationssperren, die nicht den klassischen Kommunikationstheorien zuzuordnen sind und die Sie in Gesprächen als Feedback vermeiden sollten:

  1. Vorwürfe machen, kritisieren und urteilen
  2. Negative Namen austeilen, jemanden beschämen oder beschimpfen und ihn lächerlich machen
  3. Zuerst loben, schmeicheln und zustimmen, um dann in den „Das kenne ich auch“-Egotrip zu verfallen
  4. Analysieren, interpretieren und diagnostizieren
  5. Befehle und Anweisungen geben oder jemanden zu etwas auffordern
  6. Drohen und Warnungen aussprechen
  7. Moralisieren, predigen und auf jemanden einreden
  8. Nachforschen und Fragen stellen, die einem Verhör gleichkommen
  9. Ungebeten Ratschläge erteilen, beraten, fertige Lösungen und Ideen ungefragt mitteilen
  10. Sich zurückziehen, ausweichen, ablenken und nicht auf den anderen eingehen, den Gedankenfluss des anderen durch Lachen und übertrieben fröhliches Antworten stören
  11. Beruhigen, verharmlosen, trösten und Sympathie bekunden
  12. Logisch oder auch unlogisch argumentieren, belehren und dozieren.

Die Folge derartiger Kommunikationssperren ist Unzufriedenheit bei allen Beteiligten, da das Ziel, die Meinungen der Beteiligten abzufragen und sachlich zu erörtern, nicht erreicht werden kann. Eines haben alle Kommunikationssperren gemeinsam: Sie haben manipulativen Charakter und fördern zutage, dass derjenige, der die Kommunikationssperre aufbaut, nicht in der Lage ist zuzuhören.

Tipp: Erkennen Sie Ihre Kommunikationssperren anhand einer Checkliste. Notieren Sie alle Kommunikationssperren listenartig untereinander und kennzeichnen Sie, wie oft Sie in einem Gespräch welche Kommunikationssperre verwenden. Sie werden verblüfft sein, wie oft Sie auf diese manipulativen Methoden zugreifen und auf diese Weise versuchen, Ihren oder Ihre Gesprächspartner zu irritieren, zu deckeln und in Ihre Richtung zu lenken.

Wie Sie Kommunikationssperren vermeiden

Sogenannte Türöffner sind Formulierungen, die zweierlei Nutzen haben. Auf der einen Seite erleichtern Sie den verbalen Kontakt zu einem Gesprächspartner, um mehr über seine Gedanken zu erfahren. Dies gilt insbesondere für schwierigere Situationen, in denen es grundsätzlich schwerfällt, den Gesprächskontakt aufzunehmen und auch zu halten. Türöffner öffnen sprichwörtlich Türen, was an einer einfühlenden, nicht egoistischen und verbindlichen Wortwahl liegt. Mit einem Türöffner signalisieren Sie Ihrem Gesprächspartner, dass Sie ihm den Vortritt lassen und ihm zuhören, wovon beide Seite profitieren:

  • Türöffner erleichtern es Ihrem Gegenüber, überhaupt den Mund aufzumachen und mögliche Frustrationen und Probleme mitzuteilen.
  • Mit einem Türöffner geben Sie dem von einem Problem Betroffenen die Chance, den Faden zu finden, ihn aufzunehmen und ihn fortzuführen.
  • Türöffner begünstigen ausserdem den eigenen individuellen Sprachstil, denn sie sind stets als offene Frage formuliert, so dass der Gefragte Raum hat zu reden.
  • Türöffner stellen sicher, dass nicht vorschnell Ratschläge gemacht und Lösungen präsentiert werden, noch ehe das Gegenüber überhaupt sein Problem oder sein Anliegen formuliert hat.


Lernen Sie zunächst einige Formulierungen auswendig und wenden Sie diese gezielt in Gesprächen an. (Bild: wavebreakmedia / Shutterstock.com)
Lernen Sie zunächst einige Formulierungen auswendig und wenden Sie diese gezielt in Gesprächen an. (Bild: wavebreakmedia / Shutterstock.com)


Tipp: Lernen Sie zunächst einige Formulierungen auswendig und wenden Sie diese gezielt in Gesprächen an. Experimentieren Sie mit unterschiedlichen Personen im Privatleben und auch in Situationen mit Kunden oder Mitarbeitern beziehungsweise Kollegen.

Wenn Sie in einem Gespräch das Gefühl haben, dass der Sender für aktives Zuhören empfänglich ist, können Sie beispielsweise diese Formulierungen verwenden:

  • Ich habe das Gefühl, dass …
  • Wenn ich Sie richtig verstehe …
  • Mit anderen Worten …
  • Aus Ihrer Perspektive …

Wenn Sie nicht verstehen, was der Sender meint, und das Gefühl haben, dass er für aktives Zuhören nicht bereit zu sein scheint, dann könnten Ihnen diese Formulierungen weiterhelfen:

  • Könnte es sein, dass …
  • Sagen Sie mir, ob ich mich irre, aber …
  • Es scheint, dass …
  • Habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie …
  • Trifft es zu, dass …

Verbessern Sie Ihr Verhalten in Gesprächen und Diskussionen durch aktives Zuhören

Ein respektvoller Umgang in Gesprächen und Diskussionen ist für alle Beteiligten eine Bereicherung, weil sich in entspannter Atmosphäre leichter Lösungen finden lassen und alle Meinungen offengelegt werden können. Sie können Ihr kommunikatives Verhalten verändern, indem Sie die ebenfalls von Gordon entwickelten Werkzeuge des Zuhörens verwenden:

  1. Schweigen. Aktives Zuhören bedeutet, nicht zu reden und auch nicht zu überlegen, sondern zu schweigen, denn nur dann sind Sie voll auf Ihr Gegenüber konzentriert.
  2. Zuwenden. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Sprecher. Begleiten Sie seinen Redebeitrag mit Blickkontakt, nehmen Sie eine offene Körperhaltung ein, ohne seinen persönlichen Raum zu verletzen.
  3. Bestätigung. Geben Sie Ihrem Gegenüber Zeichen, dass Sie auch wirklich zuhören. Dies kann durch Körpersprache geschehen, beispielsweise durch ein leichtes Nicken, oder auch durch verbale Zustimmung, sei es durch ein „hmm“ oder „interessant“.
  4. Türöffner. Verwenden Sie Türöffner, um ein Gespräch anzuregen und in Gang zu halten.
  5. Aktives Zuhören. Überdenken und wiederholen Sie gedanklich oder auch sprachlich das bereits Gesagte und überprüfen Sie auf diese Weise, ob Sie alles verstanden haben.

 

Oberstes Bild: © PathDoc – Shutterstock.com

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