Reden ist Silber, Schreiben ist Gold

Im beruflichen und unternehmerischen Alltag wird viel geredet und letztlich zu wenig geschrieben. Während allenthalben Anweisungen erteilt, Bewertungen abgegeben sowie Diskussionen und Gespräche geführt werden, sind Notizen, Stichpunktzettel oder ausführliche Schriftstücke im Alltag weniger präsent.

Gut ist das zwar dann, wenn das papierlose Büro propagiert wird, weniger gut für das Strukturieren von Gesprächsrunden und das Behalten von Merkenswertem. Auch im Internet ist die Schriftsprache wahrlich Gold wert. Denn gerade hier zählen qualitativ hochwertige und vor allem einzigartige Inhalte. Warum wir soviel reden, nicht genug aufschreiben und wie wir das ändern können, möchte ich im folgenden Beitrag erörtern.

Kommunikation kennt viele Wege

Einer dieser vielen Wege ist die Sprache. Diese begegnet uns in Form des gesprochenen Wortes und natürlich auch als Schriftsprache. Die Gründe, warum sich die Menschheit in ihrer frühgeschichtlichen Entwicklung auch schnell der Bilder- und Schriftsprache bediente, sind bekannt. Nicht immer war es möglich, Informationen auf dem Weg des gesprochenen Wortes weiterzugeben. Dann blieb nur der Weg über Zeichnungen, Symbole und die Schrift. So hat sich auch zu fast jeder überlieferten gesprochenen Sprache eine eigene Schriftsprache entwickelt. Diese war notwendig, um beispielsweise wichtiges Wissen, Erfahrungen aber auch Kunst und Kultur an nachfolgende Generationen weiterzugeben.

Natürlich waren Symbole, Schriftzeichen und Zeichnungen auch dazu geeignet, schon dem nächsten am Ort auftauchenden Menschen nützliche Informationen zu vermitteln. So sind viele Höhlenzeichnungen nicht einfach nur eine Art gewesen, die eigenen Jagderfolge künstlerisch umzusetzen, sondern auch eine Möglichkeit um zu symbolisieren: Hier kann lohnend gejagt werden! Neben den vielen anderen Wegen der Kommunikation ist besonders die Schriftsprache dazu geeignet, Wichtiges und Merkenswertes in einer greifbaren und oftmals wiederverwendbaren Form zu behalten.


Das Gedächtnis ist ein Sieb. (Bild: David Hyde / shutterstock.com)


Das Gedächtnis ist ein Sieb

Was manchem Zeitgenossen wie ein Hohn vorkommt, ist eine gehirnfunktionale Tatsache. „Du hast ein Gehirn wie ein Sieb“, ist keine Beschimpfung, sondern eher eine Feststellung, die auf jeden Menschen zutrifft. Unser Gehirn selektiert aus der Unmenge der ständig auf uns einströmenden Informationen die heraus, die wichtig und für die eigene Person relevant sind. Alle anderen Informationen fallen praktisch durch das Raster, werden im Gedächtnis des Unterbewusstseins gespeichert oder sofort verworfen. So entsteht bei jedem Menschen ein ganz individueller Informationsmix, der momentan Wichtiges von scheinbar Unwichtigem trennt.

Das funktioniert so auch, wenn wir uns mit dem gesprochenen Wort beschäftigten. Aus der Unmenge an Tönen sortieren wir sprachliche Informationen aus, nehmen diese mehr oder weniger deutlich wahr und behalten oder vergessen sie. Wollten wir alles im Gehirn abspeichern, was uns täglich an Eindrücken, Gefühlen und Informationen überschwemmt, wäre die Grenze des Erträglichen schnell erreicht. Ein wie ein Sieb funktionierendes Gehirn ist also eine natürliche Methodik der Psychohygiene, die uns individuell Wichtiges von Unwichtigem trennen lässt.

Was du schwarz auf weiss besitzt…

…kannst du getrost nach Hause tragen. Eine alte Weisheit, die sich im Berufsalltag noch nicht ausreichend durchgesetzt hat. Oftmals meinen wir, uns eine Sache einfach merken zu können. Dann stellen wir nicht selten schon nach kurzer Zeit fest, dass wir das, was wir uns gerade noch merken wollten schon wieder vergessen haben. Mit Zettel wäre das nicht passiert. Dann nämlich hätten wir die merkenswerte Information notieren und später jederzeit wieder ins Gedächtnis transferieren können.

Auch das ist Psychohygiene und bedeutet, Wichtiges zu behalten, ohne die Merkfähigkeit unseres Gehirns überzustrapazieren. Besonders schöpferische Menschen sehen wir oft mit kleinen Notizbüchlein durch die Welt marschieren. Schnelle Ideen können so auch schnell notiert werden und aus einem momentanen Augenblick kann dann auch ein erinnerbarer Moment werden.

Notizen schaffen Struktur

Wer sich in Sitzungen, Konferenzen und Gesprächen Notizen macht, kann damit später die Inhalte von sprachlicher Kommunikation einfach und schnell wieder erinnern oder wiedergeben. Damit sind die kurzen Notizen bestens dafür geeignet, Gedankengänge zu strukturieren und verschiedenste Inhalte nachvollziehbar zu machen. Besonders wichtig sind solche Gesprächsnotizen dann, wenn sie mit erteilten Aufgaben und Verantwortlichkeiten zusammenhängen. Dann lässt sich nämlich auch ohne Erinnerungslücken relativ übersichtlich nachvollziehen, welche Festlegungen getroffen wurden. Auch für die spätere Anfertigung von Niederschriften und Protokollen sind kurze Notizen der sichere Weg zur klaren Struktur.

Informationen sicher und wiederholbar weitergeben

Wer bestimmte Informationen nachvollziehbar und sicher weitergeben will, bedient sich dazu der Schriftsprache. Das funktioniert besonders dann richtig gut, wenn kein direkter Kontakt zum Kommunikationspartner besteht. Denken wir nur an Hausordnungen, an Produktbeschreibungen oder an Gesetze. Sie alle sind Formen der schriftlichen Kommunikation von Menschen, die unmissverständlich wichtige Informationen weitergeben wollen, ohne diese ständig in gesprochener Form gebetsmühlenhaft wiederholen zu wollen oder zu können.

Und auch der erste Liebesbrief ist ein schriftsprachliches Instrument, um individuell relevante Informationen weiterzugeben. Hand aufs Herz: Was ist Ihnen lieber, die Erinnerung an das erste gehörte „Ich liebe dich!“, oder der vielleicht schon abgegriffene und vergilbte Liebesbrief aus längst vergangenen Zeiten, den Sie aber doch immer wieder gern aus Ihrer Sammlung der Erinnerungen hervorkramen? Die Antwort fällt hier meist und sicher auch verständlich zugunsten des geschriebenen Wortes aus.

Wir sollten uns also viel öfter des geschriebenen Wortes bedienen, als unser Gedächtnis mit lautsprachlichen Informationen zu füttern, die wir vielleicht doch nicht behalten können. 

 

Oberstes Bild: © Peshkova – shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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