Big-Mac-Index: Kaufkraftindikator im Ländervergleich

Was auf den ersten Blick eher „abgefahren“ klingt, birgt bei näherer Betrachtung einen durchaus nachvollziehbaren Nutzen. Die eingängige Formel lautet: „Sage mir, was Dein Big Mac an Deiner heimischen Mac-Donald´s-Theke kostet und ich sage Dir etwas über die Kaufkraft Deiner Währung.“

Spontan schiesst dem Leser die Frage durch den Kopf: Wer hat denn das erfunden? Es waren die Engländer. Die Idee mit dem Preisvergleich eines global vertretenen, in einer für alle Märkte gleichen Rezeptur konfektionierten Fertignahrungsmittels erblickte an den Ufern der Themse das Licht der Welt. In den Redaktions-Stuben des britischen Weekly Magazins „The Economist“ standen im Jahre 1986 Überlegungen zur griffigen Darstellung eines globalen Kaufkraftvergleichs zur Debatte.

Die Idee mit dem Fast-Food-Lebensmittel „Big Mac“ wurde von einer Frau, der Journalistin Pamela Woodall, in die Diskussion eingebracht und sodann vom Redaktions-Team aus der Taufe gehoben. Auf diesem Wege wurde ein im Kern eher nüchternes Thema wie die Vergleichbarkeit der Kaufkraft für viele Novizen zu einem überraschend anschaulichen Exkurs in die Welt der Wirtschaft. Ein nachsichtiges Lächeln sollte man unterdrücken, denn dieses „Big Mac“-Vergleichsverfahren ist authentisch, simpel und passt ganz gut in unsere global tickende Welt. Der „Economist“ ist seiner Idee übrigens treu geblieben. Auch für das Jahr 2014 liegt der Big-Mac-Index für den Monat Januar auf dem Tisch.

Hoch im Kurs: verständliche Antworten auf komplexe Wirtschaftsfragen

Je simpler und nachvollziehbarer das Denkmodell, desto eher sind Menschen bereit, sich mit komplexeren Wirtschaftszusammenhängen zu befassen. Unter dieser Prämisse rangiert der „Big-Mac-Index“ als handfester Indikator in der Top-Liga der populärwissenschaftlichen Vergleichsmethoden. Den Blattmachern des „Economist“ gebührt ein dickes Lob. Immerhin ist es ihnen gelungen, den Terminus „Kaufkraft“ ohne ein vertiefendes Eintauchen in die Welt der Kaufparitäten und der Wechselkurse in einprägsamer Sprache verständlich darzustellen. Dank dieses Kunstgriffs tritt das global verflochtene Gestrüpp der Währungen mit ihren Variablen bei der internationalen Unter- und Überbewertung in den Hintergrund und gibt die Bühne frei für einen einzigartig einprägsamen Indikator – ein nach strengen Franchise-Normen weltweit produziertes „Rinderhack-Brötchen“.


Mehr als 32’000 Fast-Food-Läden in mehr als 120 Ländern. (Bild: pcruciatti / shutterstock.com)


Der Big-Mac-Index hält auch einer kritischen Betrachtung stand. Mehr als 32’000 Fast-Food-Läden in mehr als 120 Ländern rund um den Erdball verkaufen dieses global konzipierte Nahrungsmittel und bilden damit beste Voraussetzungen für eine verlässliche Bewertungsgrundlage der Kaufkraft. Das Produkt ist standardisiert in seiner Grösse, der Zusammensetzung der Ingredienzien und in der Produktqualität.

Globale Vergleichbarkeit liefert das Big-Mac Bewertungsmuster

Ein leicht nachvollziehbares Beispiel macht die Funktionsweise und den Nutzen des Big-Mac-Index anschaulich. Ist ein Big Mac auf dem grössten Binnenmarkt der Welt, dem Herkunftsland des Burgers im Januar 2014, mit 4.62 US-Dollar ($) bewertet, so entspricht dies einem Betrag von 4.96 $ auf dem grössten europäischen Binnenmarkt, der Euro-Zone. Genau an diesem Punkt greift die auch für Nicht-Ökonomen bewertbare Interpretationskraft des Big-Mac-Index. Seiner Interpretationsweise folgend bedeutet dies, dass der Euro im Vergleich mit dem US-Dollar um 10.7 Prozentpunkte überbewertet ist. Dieser Wert war nicht immer so gering. Es gab Zeiten, zu denen die 20-Prozent-Marke geknackt wurde. Im Zuge der europäischen Finanzkrise reduzierte sich die Indexziffer drastisch. Exportlastige Unternehmen der Euro-Zone goutieren diesen Ausschlag des Big-Mac-Index: Sie nutzen die verbesserte Wettbewerbsfähigkeit ihrer Produkte und sonnen sich im günstigen Business-Klima.

Auch für das Milliardenvolk der Chinesen bringt das neue Jahr 2014 Veränderungen. Ein Devisenhändler konstatiert: „Alle Währungen steigen zum Dollar, nicht nur der Yuan.“ Das war am zweiten Handelstag des jungen Jahres, als die chinesische Währung ein neues Rekordhoch gegenüber dem US-Dollar erreichte. Dieser Börsen-Ausschlag bildete sich sofort im Big-Mac-Index ab. Er signalisiert eine Unterbewertung des Yuan zum Dollar von 41.1 Prozent. Die Auswirkung am Burger-Tresen: Chinesen zahlen in den chinesischen Metropolen rund 2 $ weniger als ein Amerikaner in Chicago, nämlich 2.57 $.

In keiner Region der Erde ist der Big Mac preiswerter zu kaufen als auf dem indischen Subkontinent. Wer in Neu-Delhi nach dem klassischen Mac mit den zwei Rindfleisch-Scheiben verlangt, stellt fest, dass er anstelle des bekannten Originals mit einer indischen Variante Vorlieb nehmen muss. Der „Maharaja Mac“ setzt auf Hühnerfleisch. Sein Ladenpreis liegt bei 1.67 $. Die wirtschaftlichen Hintergründe machen diese Index-Zahl nachvollziehbar. Die indische Währung Rupie wurde über eine 12-monatige Zeitspanne, beginnend im Sommer 2011, um über 20 Prozent abgewertet. Aktuell ist die Rupie im Vergleich zum US-Dollar um 61.8 Prozent unterbewertet.

Der Big-Mac-Index für den SFr bestätigt die Ansicht der Schweizer Nationalbank

Und die Schweizer? Nun, die Währungshüter der Schweizerischen Nationalbank halten den Schweizer Franken (SFr) nach wie vor für stark überbewertet. Der unabhängig von der Nationalbank ermittelte Big-Mac-Index reflektiert diese Meinung der Banker. In den schweizerischen Städten von Aargau bis Zürich blättern die Eidgenossen satte 7.12 $ auf den Mac-Donald-Tresen. Die Überbewertung des SFR hat eine Index-Ziffer von 63.1 Prozent erreicht. Wer nun meint, die Schweizer wären die Big-Mac-Index Weltmeister, der irrt. Der teuerste Big Mac wechselt in Venezuela den Besitzer. Dort kostet das Rinderhack-Brötchen 9 $. Damit ist der Bolivar mit einer Index-Ziffer von 107.9 Prozent die am stärksten überbewertete Währung des Big-Mac-Index.

 

Oberstes Bild: © Pavel Sazonov – shutterstock.com

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