Entscheidungen schnell und nachhaltig treffen

Entscheidungen treffen gehört zum Alltag eines jeden, der im Beruf Verantwortung trägt. Keine leichte Sache – denn oft steht man dabei unter Zeitdruck, muss aber eine möglichst gute – nachhaltige – Wahl treffen. Doch Sie können sich viel Kopfzerbrechen ersparen, wenn Sie ein paar einfache Regeln befolgen.

Zeit und Nachhaltigkeit scheinen beim Entscheidungsprozess einander auszuschliessen. Nachhaltigkeit erfordert Zeit, die man jedoch oft nicht hat. Doch die Zeit kann einem sogar helfen, wenn man sie an der richtigen Stelle einsetzt: nur einer von mehreren wertvollen Tipps aus der Praxis der Unternehmensberatung.

Nicht alles selbst entscheiden.

Kleinere Entscheidungen – auch finanzielle – sollten Sie anderen Kollegen mit weniger Kompetenzen überlassen. Dies setzt natürlich voraus, dass diese einen gewissen monetären Spielraum haben, in dem sie sich ohne Rücksprache bewegen können. Geben Sie auch neuen Mitarbeitern sofort ein kleines Budget, das sie selbst verwalten dürfen; wer sich bewährt, bekommt mehr. Kommt ein Kollege mit einer Entscheidung nicht klar, leitet er sie an die nächsthöhere Kompetenzebene weiter. So wird bereits viel Zeit dadurch eingespart, dass Führungskräfte sich nicht mit „Kleinvieh“ herumschlagen müssen.

Schnellschuss-Entscheidungen sind oft gar keine Entscheidungen.

Kennen Sie das: Sie stecken bis über beide Ohren in Arbeit, hetzen von Termin zu Termin und dann möchte  noch jemand von Ihnen „zwischen Tür und Angel“ eine Entscheidung über diese oder jene Frage – am besten sofort? Oft wird in solchen Situationen einfach „entschieden“, um die Sache vom Tisch zu haben; eigentlich jedoch handelt es sich nur um eine „Technik der Vermeidung“ (Dr. Joyce Brothers). Die getroffene Entscheidung mag sich zufällig als gut herausstellen, aber von Nachhaltigkeit kann keine Rede sein.

Die Entscheidungsfrist hängt von der Wichtigkeit der Entscheidung ab.

Doch eine schnelle Entscheidungsfindung ist nicht per se schlecht. Die Frage etwa, ob man die Stühle bei einer Seminarveranstaltung im Kreis oder im Rechteck stellt, bedarf keiner langen Reflektionsphase. Zuerst sollte man sich also fragen, ob eine Entscheidung gross oder klein ist, was sich an der Dauer ihrer Auswirkung bemisst. Die erwähnte Stuhlfrage hat keine dauerhaften Effekte, da die Sitzordnung rasch geändert werden kann. Die Frage jedoch, ob man ein neues Firmengebäude bauen soll, wirkt sich langfristig aus. Sehr kleine Entscheidungen können Sie also getrost in Sekundenschnelle treffen, für die grossen sollten Sie sich möglichst (!) viel Zeit nehmen (siehe auch weiter unten).

Kennen Sie alle Fakten.

Entscheidungen sind nichts weiter als die Wahl zwischen mehreren Optionen zu treffen. Hierfür braucht man möglichst viele Fakten über die verschiedenen Möglichkeiten, denn „sobald die Fakten klar sind, springen einem die Entscheidungen ins Gesicht“ (Dr. Peter Drucker). Und um an diese zu kommen, müssen Sie  die richtigen Fragen stellen. Auch hier können Sie übrigens wieder Zeit sparen, wenn Sie nicht lange überlegen müssen, welche Parameter eigentlich zu prüfen sind. Die folgende Liste von Fragen kann Ihnen eine Orientierung geben.

Stellen Sie die richtigen Fragen.

  • Welche Entscheidung wird – in einem Satz zusammengefasst – eigentlich getroffen?
  • Wer ist involviert?
  • Wann ist die Entscheidung zu treffen? Große Entscheidungen sollten möglichst lange aufgeschoben werden, da sich in der Zwischenzeit wieder neue Fakten auftun können. Warten Sie allerdings auch nicht zu lange, damit nicht andere Prozesse blockiert werden.
  • Wie hoch sind die Kosten der jeweiligen Optionen? Manche fallen von alleine weg, da die finanziellen Möglichkeiten dafür fehlen.
  • Habe ich mindestens 24 Stunden bis zur Entscheidung vergehen lassen? Beachten Sie diese goldene Regel unbedingt. Insbesondere sollten Sie niemals im erschöpften Zustand Entscheidungen treffen – lieber im wahrsten Sinne des Wortes noch einmal darüber schlafen.
  • Was würde passieren, wenn ich am derzeitigen Zustand überhaupt nichts veränderte? Zuweilen ist der Status Quo der beste; eine Entscheidung über Neuerungen hat man sich z.B. aus irrationalen, emotionalen Gründen aufgebürdet.
  • Welchen Unterschied macht die Wahl der Option A, B, C…in 5, 10, 20…Jahren? Hier kommt besonders die Nachhaltigkeit zur Geltung. Denken Sie langfristig!
  • Wie sehen meine Annahmen über die verschiedenen Optionen aus? Wichtig ist dabei, gesicherte Fakten von Annahmen zu unterscheiden. Präsentieren Sie Ihre Vermutungen aussenstehenden, objektiven Personen – so können Sie wichtige Impulse und Korrekturen bekommen.
  • Wie beeinflusst die Entscheidung den Masterplan? Sie haben mit Ihrem Unternehmen sicher einen langfristigen Weg eingeschlagen. Welche Auswirkungen hat die anstehende Entscheidung diesbezüglich?
  • Sollten wir externe Hilfe in Anspruch nehmen? Gute Ratgeber können gerade bei größeren Entscheidungen Gold wert sein. Einen solchen erkennen Sie daran, dass er Ihnen zunächst gut zuhört. Dann wird er Ihnen sagen, was er in Ihrer Situation tun würde und warum. Und anschliessend zeigt er ihnen Ressourcen, die Ihnen helfen, es zu tun.
    Ein Sonderfall ist die Einstellung von neuem Personal. Wollen Sie Meinungen zur Person hören, rufen Sie nicht bei seinem derzeitigen Arbeitgeber an – das hohe Lob könnte nur ein Mittel sein, denjenigen loszuwerden! Am besten kontaktieren Sie den vorletzten oder vorvorletzten Chef.
  • Ist eine Entscheidung „auf Probe“ möglich? Gerade bei Personalfragen hat es sich bewährt, sich beim gemeinsamen Arbeiten für mindestens einen Tag gegenseitig kennen zu lernen.
  • Würde ich die Entscheidung so treffen, wenn ich das doppelte Budget hätte? Falls nein, ist das ein guter Indikator für eine unweise Entscheidung. Vielleicht können Sie mehr Geld auftreiben, um den aus Ihrer Sicht optimalen Weg zu gehen?
  • Ist das der richtige Zeitpunkt die Entscheidung zu treffen? Wie schon weiter oben erwähnt, kann eine Entscheidung auch deutlich nach hinten geschoben werden, wenn sich keine Veränderung aufdrängt.
  • Was würden Sie tun, wenn Sie jemand zu einer Entscheidung binnen zwei Minuten zwingen würde? Die Wahl, die Sie mit einem geladenen Revolver an der Schläfe treffen würden, ist diejenige, die Sie höchstwahrscheinlich auch in der Praxis umsetzen. Ignorieren Sie nicht Ihr Bauchgefühl!

 

Oberstes Bild: © Elisa Al Rashid / pixelio.de

jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-22').gslider({groupid:22,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});