Die Tech-Industrie hat die Lösungen für "Netto Null"
Zürich (ots) –
Die Schweiz muss bis 2050 „Netto Null“ erreichen. Das ist eine grosse Herausforderung. Am Swissmem Industrietag in Lausanne diskutierten namhafte Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über die Wege, wie die Energieversorgung der Schweiz bis 2050 sicher, klimaneutral und zu wettbewerbsfähigen Preisen sichergestellt werden kann. Dabei wurde deutlich, dass die Schweizer Tech-Industrie (Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie sowie verwandte Technologiebranchen) mit ihren Lösungen entscheidend dazu beitragen kann, um das Ziel zu erreichen.
Eine sichere Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen ist für das Funktionieren einer modernen Wirtschaft und Gesellschaft zentral. Mit dem Ukrainekrieg hat dieses Thema im vergangenen Jahr europaweit an Brisanz und Dringlichkeit gewonnen. Der ehemalige deutsche Bundespräsident Christian Wulff unterstrich am Swissmem Industrietag: „Der Multilateralismus steht unter Druck. Der russische Angriffskrieg hat die Welt erschüttert und die Notwendigkeit wirtschaftlicher Diversifizierung offengelegt. Unser Freiheits- und Demokratiebegriff, unsere Lebensweise, unser Friedensprojekt – all das ist nicht automatisch von Dauer. Unser Europa, wie wir es kennen, steht auf dem Spiel, wenn wir uns nicht darum kümmern.“
Für die Energiepolitik der Schweiz setzte die am 18. Juni 2023 erfolgte Zustimmung zum Klima- und Innovationsgesetz zudem eine entscheidende Rahmenbedingung. Die Schweiz soll bis 2050 „Netto-Null“ erreichen. Das Thema des 16. Swissmem Industrietages war somit hochaktuell. Im Zentrum des Anlasses stand die Frage, wie die Schweiz ein Energieversorgungssystem schaffen kann, das die künftige Nachfrage klimaneutral, sicher und zu wettbewerbsfähigen Preisen decken kann. Über 600 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft kamen ins SwissTech Convention Center in Lausanne, um am wichtigsten Anlass der Schweizer Tech-Industrie teilzunehmen.
Gewaltige Herausforderung
Die meisten technischen Lösungen für die Dekarbonisierung basieren auf Strom. Deshalb ist „Netto Null“ nur über eine weitestgehende Elektrifizierung zu erreichen. Gemäss den Schätzungen diverser Institutionen beträgt der Strombedarf der Schweiz im Jahr 2050 zwischen 80 und 90 Terrawattstunden (TWh). Ohne Zubau inländischer Produktionskapazitäten fehlen nach Wegfall der bestehenden Kernkraftwerke im Zieljahr 40 bis 50 TWh Strom. Das entspricht der Produktion von sechs neuen Kernkraftwerken in der Grösse von Gösgen. „Eine gewaltige Herausforderung“, sagte Martin Hirzel, Präsident Swissmem. „Das ist nur mit technischen Innovationen und der Nutzung sämtlicher klimaneutraler Energiequellen zu schaffen.“
Schlüsselrolle der Schweizer Tech-Industrie
Im Bereich Energie produziert die Schweizer Tech-Industrie Produkte und Dienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Darüber hinaus ist eine möglichst hohe Energieeffizienz bei der Entwicklung neuer Maschinen, Anlagen, Fahrzeuge und Geräte ein zentrales Kriterium. Neue Industrieprodukte verbrauchen während ihrer oft jahrelangen Einsatzdauer deutlich weniger Energie als ihre Vorgängermodelle. Aggregiert über alle industriellen Produkte führt das zu einer erheblichen Steigerung der Energieeffizienz. Martin Hirzel ist überzeugt: „Die Schweizer Tech-Industrie wird mit ihren Lösungen entscheidend dazu beitragen, dass bis 2050 Netto-Null möglich wird.“ Matthias Rebellius, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und CEO Smart Infrastructure, betonte in seiner Rede: „Der Schlüssel beim Umbau der Energieversorgung liegt in der smarten Vernetzung der Infrastrukturen. Mit der Digitalisierung entsteht eine Zukunftsbranche und die Schweizer Technologieunternehmen können hier einen weltweiten Spitzenplatz einnehmen.“
Ergänzend dazu präsentierten Hervé Cottard, CEO Almatech SA, Roland Cuénod, CEO Andritz Hydro SA und Rafic Hanbali, Präsident Kromatix SA, drei herausragende Innovationen aus der Swissmem Mitgliedschaft. Sie unterstrichen exemplarisch das enorme Potenzial der Schweizer Tech-Industrie.
Stellt die Politik die Weichen richtig?
Basierend auf dem Volksentscheid vom 18. Juni 2023 diskutierten die Nationalrätinnen Jacqueline de Quattro (FDP) und Céline Weber Nationalrätin (GLP) sowie die Nationalräte Roger Nordmann Nationalrat (SP) und Pierre-André Page (SVP) auf einem Podium die notwenigen politischen Massnahmen, um die Versorgungssicherheit künftig sicherzustellen. Darauf aufbauend erläuterten Dr. Yasmine Calisesi, Geschäftsführerin EPFL Energy Center, Dr. Tom Kober Leiter Energiewirtschaft PSI und Prof. Dr. Andreas Züttel Direktor des Labors für erneuerbare Energien, EPFL als Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft die technischen Potenziale und ökonomischen Herausforderungen.
Rasches Handeln erforderlich
Aus Sicht Swissmem müssen folgende Weichen gestellt werden, damit eine Chance besteht, bis 2050 „Netto-Null“ zu erreichen:
- Die 15 Wasserkraftprojekte, die am runden Tisch definiert wurden, müssen realisiert werden. Dasselbe gilt für alpine Solarparks wie Grengiols.
- Die Bewilligungsverfahren für den Kraftwerksbau und die Netzinfrastruktur müssen gestrafft und beschleunigt werden.
- Es braucht massive Investitionen in die Speicherung des im Sommer überschüssig produzieren Solarstroms, um diesen im Winter verfügbar zu machen. Technologien wie Power-to-X dürfen keine Steine in den Weg gelegt werden.
- Damit wir den zunehmenden Strombedarf decken können, müssen sämtliche Technologieverbote verschwinden. Das gilt insbesondere für die Kernkraft.
- Solange die Kernkraftwerke sicher betrieben werden können, müssen die bestehenden Kernkraftwerke am Netz bleiben.
- Zudem braucht es eine Öffnung des Strommarktes, um marktwirtschaftliche Innovationspotenziale zu erschliessen und die Voraussetzungen für ein Stromabkommen mit EU zu schaffen. Auch dieses ist für eine stabile, sichere Stromversorgung der Schweiz unerlässlich.
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