Gesundheitssektor zeigt sich von Corona-Flaute gut erholt / Global Healthcare Private Equity and M&A Report von Bain

München/Zürich (ots) –

  • Weltweit investieren Buy-out-Fonds 2021 weit mehr als doppelt so viel in Healthcare-Firmen wie im Vorjahr
  • Bei 30 Mega-Deals liegt der Transaktionswert bei über einer Milliarde US-Dollar
  • Globale M&A-Aktivitäten nehmen deutlich zu
  • Durch Pandemie verändern sich Rahmenbedingungen, zugleich bieten sich neue Investmentchancen

Mehr Deals, höhere Transaktionsvolumina und Kapitalzuflüsse auf Rekordniveau: Nach temporärer Zurückhaltung zu Beginn der Corona-Pandemie hat sich das Private-Equity-(PE-)Geschäft im Gesundheitssektor zuletzt rasant erholt. Im „Global Healthcare Private Equity and M&A Report 2022“ der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company werden die jüngsten Entwicklungen in diesem Sektor aufgezeigt sowie die entscheidenden Treiber analysiert.

Mit 151 Milliarden US-Dollar haben Buy-out-Fonds 2021 rund 130 Prozent mehr als im Corona-Jahr 2020 und nahezu 100 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019 investiert. Dagegen ist die Zahl der Transaktionen binnen zwölf Monaten lediglich um gut ein Drittel auf 515 gestiegen, da die Investoren stärker denn je auf Mega-Deals setzten. 2021 kam es zu 30 Transaktionen mit einem Volumen von jeweils über einer Milliarde US-Dollar. Dabei fand die größte Übernahme in den USA statt. Für rund 34 Milliarden US-Dollar haben dort mehrere Buy-out-Fonds den Medizintechnikanbieter Medline Industries erworben.

„Mega-Deals werden das Investitionsgeschehen im Gesundheitssektor auch in den nächsten Jahren prägen“, ist Dr. Franz-Robert Klingan, Bain-Partner und Co-Autor der Studie, überzeugt. „Solange Healthcare-Firmen an den Börsen vergleichsweise niedrig bewertet sind, werden vor allem Public-to-Private-Transaktionen eine wichtige Rolle spielen.“

Neuer Höchstwert beim Fundraising

Kapital für weitere Mega-Deals ist ausreichend vorhanden. Mit insgesamt 93 Milliarden US-Dollar haben PE-Anbieter mit Healthcare-Fokus 2021 einen neuen Rekord im Fundraising aufgestellt. „Allerdings setzen die enormen Kapitalzuflüsse Private-Equity-Fonds unter massiven Anlagedruck, verschärfen den Wettbewerb und sorgen so letztendlich für hohe Bewertungen“, so Klingan.

Den Wettbewerb um interessante Übernahmekandidaten heizen strategische Käufer an. Diese haben im vergangenen Jahr für 3.205 Transaktionen rund 438 Milliarden US-Dollar aufgewendet, nur 2019 wurde mehr investiert. Aus Sicht von Marktbeobachter Klingan wird das Niveau bei M&A-Aktivitäten in den kommenden Jahren hoch bleiben: „Für viele Healthcare-Anbieter sind Zukäufe mittlerweile ein integraler Bestandteil ihrer Strategie, um ihr Wachstum zu beschleunigen und Umsatzsynergien zu heben.“ Es erfordere jedoch eine exzellente Vorbereitung und eine gelungene Post-Merger-Integration, um angesichts der hohen Bewertungen den erhofften Mehrwert solcher Übernahmen zu generieren.

Healthcare-Märkte im Umbruch

Die Corona-Pandemie hat sowohl strategische Käufer als auch PE-Gesellschaften vor zusätzliche Herausforderungen gestellt. Kurzfristig bestehen diese vor allem in den gestörten Lieferketten sowie in der außergewöhnlichen Belastung der Beschäftigten gerade in Kliniken. Längerfristig werden sich die Märkte dadurch verändern, dass alle Beteiligten im Gesundheitswesen offener für den Einsatz von innovativen Technologien werden. Dies reicht von neuen Formen der Kommunikation zwischen Ärzte- und Patientenschaft über die Nutzung digitaler Hilfsmittel in der Pflege bis hin zu anderen Abläufen bei klinischen Studien. „Viele Healthcare-Märkte befinden sich im Umbruch“, erklärt Bain-Partner Klingan. „Das bietet Private-Equity-Investoren die Chance, frühzeitig zukunftsträchtige Geschäftsmodelle zu identifizieren, zu finanzieren und an deren Wachstum zu partizipieren.“

Drei Trends sind aktuell von besonderer Bedeutung:

  1. Kundengerechter Ansatz. Menschen wollen mehr Eigenverantwortung für ihre Gesundheit übernehmen. Dies erfordert innovative Produkte inklusive entsprechender Apps und Smart Devices.
  2. Digitale Lösungen zur Effizienzsteigerung. Gefragt sind Innovationen, die die Digitalisierung der Lieferketten unterstützen und den Datenzugriff sowie den Austausch von Informationen erleichtern.
  3. Risikobereitschaft bei Forschung und Entwicklung. Immer mehr Investoren vertrauen ihrer Branchenexpertise und zeichnen höhere Risiken im Bereich innovativer Biopharmazeutika sowie Technologien für Life-Sciences.

Der Gesundheitssektor wird aufgrund des technischen Fortschritts auch künftig wachsen. Zugleich werden die dort erzielten Renditen in den kommenden Jahren diejenigen anderer Branchen deutlich übertreffen. Entsprechend wird das Healthcare-Segment für PE-Anbieter weiter an Attraktivität gewinnen. Um sich im Wettbewerb durchzusetzen, sollten sich Investoren dem Bain-Report zufolge konsequent mit Public-to-Private-Transaktionen, der zunehmenden Bedeutung digitaler Technologien sowie neuen Ansätzen in der Pflege auseinandersetzen. Darüber hinaus gilt es mit Blick auf Konjunktur, Lieferketten und Inflation Szenarien für den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie zu entwickeln und zudem die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs zu beobachten. Angesichts der Vielzahl exogener Faktoren betont Branchenkenner Klingan: „Gute Vorbereitung und Resilienz sind die Voraussetzung, um in volatilen Zeiten zu bestehen.“

Bain & Company

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