EU Studie: Fertigung bevorzugt im urbanen Raum angesiedelt / Industrie prägt nach wie vor städtisches Wirtschaftsgefüge, so ESPON

Rom (ots) –

Die Industrie hat sich nur teilweise aus den urbanen Zentren in Europa zurückgezogen. Dieses vermeintliche Relikt aus dem 20. Jahrhundert ist nach wie vor bestimmend für das wirtschaftliche Gefüge und verfügt über neue Merkmale, die von traditionellen Analysen übersehen werden. Zu diesem Schluss kommt das Projekt MISTA (Metropolitan Industrial Strategies & Economic Sprawl), durchgeführt im Rahmen des auf regionale Analysen spezialisierten europäischen Kooperationsprogramms ESPON.

Insbesondere die großen urbanen Gebiete sind nach wie vor bevorzugte Fertigungsstandorte, so die Studie. Rund 19,8 Millionen Personen, mehr als die Hälfte (54 Prozent) aller europäischen Industriearbeitskräfte, arbeiten demnach in den Metropolregionen. Diese generieren einen Mehrwert von ca. 1,7 Milliarden Euro und sind verantwortlich für fast zwei Drittel (64 Prozent) der gesamten industriellen Fertigung der EU.

Innerhalb dieser Regionen sind die größten und am dichtesten besiedelten Städte wesentliche Standorte der industriellen Fertigung. Der Studie zufolge generieren hier 8,4 Millionen Industriearbeitskräfte etwa 30 Prozent der europäischen Industrieproduktion.

Die Bedeutung der Metropolregionen als Industriestandorte ist offenbar in den letzten 25 Jahren nicht gesunken, wie die Autoren schreiben: Der Prozentanteil an Arbeitskräften in der Fertigung habe sich seit 1995 lediglich um drei Prozent verringert. Im gleichen Zeitraum sei die industrielle Produktion um ein Prozent gestiegen.

„Traditionelle Analysen sind aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage, dieses Bild zu erkennen“, erläutert Valeria Fedeli, Dozentin für Städtebau und Politik an der Universität Politecnico in Mailand.

„Zum einen betrachten sie nur die Großstadt an sich und nicht die urbane Region, die sie umgibt. Wenn man aber den Blickwinkel erweitert und die letztgenannte Dimension berücksichtigt, wird klar, dass sich die Industrie nicht aus dem urbanen Raum zurückgezogen hat.“

Es besteht also eine enge funktionale Beziehung zwischen den urbanen Zentren und ihrer Umgebung, die einem weit verbreiteten regionalen Industriemodell zugrunde liegt.

„Des Weiteren unterscheidet sich die heutige Fertigung stark von der Vergangenheit und zeichnet sich durch ein hohes Maß an Integration mit Dienstleistungen und dem tertiären Sektor aus“, fügt Fedeli hinzu.

Für abgewanderte Industriezweige siedelten sich andere Industrien neu an, die in urbanen Gebieten ihre Bezugsbasis suchen.

Die neue Art der urbanen Industrie basiert auf kreativer und personalisierter Fertigung sowie einer hohen Wissensintensität. Aber dies sei noch nicht alles, schreiben die Studienautoren.

„Wesentliche Bereiche wie etwa urbane Logistik, Wasser- und Energieversorgung oder Abfallaufbereitung funktionieren wie vollwertige fortschrittliche Fertigungssektoren“, sagt Fedeli.

Dies sei ein Paradigmenwechsel, der sich auch auf die Beschäftigung auswirke.

„Personen, die in diesen Industriezweigen tätig sind, sind keine Fabrikarbeiter*innen mehr, sondern stärker spezialisierte Fachkräfte, die nicht ohne Weiteres durch Personen zu ersetzen sind, deren Fertigkeiten nicht denen entsprechen, die im neuen Fertigungswesen benötigt werden. Und dies“, so Fedelis Fazit, „ist eine der größten Herausforderungen für Metropolen, insbesondere für jene mit einer tief verwurzelten Fertigungstradition.“

Pressekontakt:

Nikos Lampropoulos
Press and Media Project Expert
nikos.lampropoulos@espon.eu
www.espon.eu

Original-Content von: ESPON übermittelt durch news aktuell

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