Türkisches Staatsfernsehen: Experten sprechen über Politik der Türkei mit der Ukraine und die Fehler auf der Krim
Istanbul (ots/PRNewswire) –
Nach zahlreichen Expertengesprächen über die Ergebnisse und möglichen Folgen des Treffens Ende September zwischen Putin und Erdogan wurden am 24. Oktober im Nachrichtenzentrum des türkischen Staatsfernsehens die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine, die US-Unterstützung für die Ukraine und die Auswirkungen der türkischen Politik auf die Ukraine-Politik in der Region diskutiert.
Emra Sen moderierte die Talkshow, an der der Vizepräsident der Vatan-Partei Prof. Dr. Semih Koray, Ihsan Sefa, Oberst der Luftwaffe im Ruhestand, Professor Prof. Dr. Sencer Imer von der Ufuk-Universität, der Journalist Deniz Berktay und der Präsident des Eurasischen Gemeindeverbandes, Hasan Cengiz, teilnahmen.
„Die Ukraine-Frage führt eindeutig zu Konflikten zwischen der Türkei und Russland“, erklärte Dr. Sencer Imer und fügte hinzu, die Feindseligkeit der Türkei gegenüber Russland stehe im scharfen Widerspruch zu den Interessen der Türkei, denn die Beteiligung an dieser Operation könnte Probleme mit der South-Stream-Pipeline verursachen, das Kernkraftwerk Akkuyu und die S-400-Versorgung abschalten und die dortigen Wirtschaftsbeziehungen sowie den Handel schwächen. „Aus wirtschaftlicher Sicht sehen wir eine schwierige Situation in der Türkei, weil es hier strukturelle Probleme gibt“, betonte er.
Ihsan Sefa erklärte: „Die Vereinigten Staaten und die NATO unterstützen die Ukraine gegen Russland, also müssen wir zu einer einseitigen Politik übergehen“. Er erinnerte daran, dass die Türkei eine Reihe von Abkommen mit der Ukraine hat, unter anderem auch die Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich. „Wir brauchen ukrainische Technologien, die in der Sowjetzeit entwickelt wurden, zum Beispiel für unsere nationalen Kampfflugzeuge. Es ist also keine besonders gute Idee, uns gegen die Ukraine zu wenden, aber wir werden nicht versuchen, die Ukraine in die NATO aufzunehmen. Die anderen Länder würden das sowieso nicht wollen. Gleichzeitig dürfen wir dabei das Vertrauen Russlands auch nicht verlieren. In Syrien arbeiten wir mit Russland zusammen, und dann gehen wir zurück ans Schwarze Meer und stellen uns an die Seite von Russlands Feind. Das ist keine gute Politik.“
Prof. Dr. Semih Koray, stellvertretender Vorsitzender der Vaterlandspartei, erklärte, das Schwarze Meer würde ein „NATO-See“ werden, wenn die Ukraine und Georgien der NATO beitreten würden: „Das ist keine Angelegenheit zwischen den Vereinigten Staaten und Russland, sondern eine zwischen den Vereinigten Staaten und der ganzen Welt. Wenn die Ukraine und Georgien in die NATO aufgenommen werden, bedeutet dies nicht nur die Einkreisung Russlands aus dem Süden, sondern auch die Einkreisung der Türkei aus dem Norden. Dies würde die Stabilität, den Frieden und die Entwicklungschancen aller Länder in der Region beeinträchtigen.“
Deniz Berktay äußerte sich besorgt über die zunehmende NATO-Präsenz in der Region. „Wenn wir die Außenpolitik der Türkei betrachten, wenn wir die Bedrohungen für die Türkei betrachten, dann kommt die eigentliche Bedrohung aus dem Westen. Das Gewicht der NATO hat hier zu stark zugenommen, was hinsichtlich der Interessen der Türkei natürlich nicht erwünscht ist.“
Zum Abschluss der Diskussion wies Hasan Cengiz auf die Bedeutung des Schwarzen Meeres hin und unterstrich, dieses sei seit Atatürk „das Meer des Friedens“. Zum Thema Krim und den damit verbundenen politischen Spannungen erklärte er: „Die Krim braucht etwas Zeit. In 50 bis 100 Jahren werden diese Themen nicht mehr auf der Tagesordnung stehen. Die Welt verlagert sich nach Eurasien. In solchen Zeiten muss man vorsichtig sein.“
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