Fragwürdige Anwaltsallianzen des Envion-Liquidators Pablo Duc: Interne Informationen gingen an van Aubel-Anwälte - Investoren sehen Interessenskonflikt und informieren Schweizer Insolvenzgericht
Berlin / Bern (ots) –
In einem Schadensersatzprozess gegen den Berliner Rechtsanwalt Thomas van Aubel sind interne Informationen aus der Liquidation der Envion AG in der Schweiz aufgetaucht. Unter den rund 37 000 geschädigten Investoren der Envion AG wird die Frage diskutiert, wer diese sensiblen Informationen an das Anwaltsteam von van Aubel weitergereicht haben könnte. Die geschädigten Investoren haben bereits eine Vermutung. Für sie geht es um Millionen.
Van Aubel wird zusammen mit dem Ex-CEO der Envion AG, Matthias Woestmann, von den Gründern der Envion AG auf Schadensersatz in Millionenhöhe verklagt. Im Zuge einer illegalen Kapitalerhöhung hatten Woestmann und van Aubel in kollusiver Zusammenarbeit den Gründern die Mehrheit am Unternehmen entrissen, um sich Zugriff auf die dort lagernden Investorengelder von rund 100 Mio USD zu sichern. Nach der illegalen Kapitalerhöhung lag die Mehrheit der Anteile bei Rechtsanwalt Thomas van Aubel und seiner Ehefrau Jutta von Falkenhausen. Über ihre Vermögensverwaltungsgesellschaft Sycamore GmbH halten sie 61,5 % der Envion-Anteile. Den herausgedrängten Gründer hingegen blieben nur noch 31,1 Prozent von ursprünglich 81 Prozent. Van Aubels Kollaborateur Matthias Woestmann behielt 7,3 Prozent. Gegen Woestmann und van Aubel ermittelt derzeit die Staatsanwaltschaft Berlin. Diese ließ im Oktober 2019 die Kanzlei van Aubel & Partner (Partner waren zu dem Zeitpunkt die Rechtsanwältinnen Saskia Au und Kathrin von Pochhammer) am Berliner Kurfürstendamm durchsuchen und beschlagnahmte Dokumente und Datenträger.
Nachdem der Berliner Rechtsanwalt Thomas van Aubel zusammen mit dem Ex-CEO der Envion AG, Matthias Woestmann mit der illegalen Kapitalerhöhung den Zusammenbruch des Unternehmens herbeigeführt hatte, setzte das Schweizer Konkursamt den Schweizer Anwalt Pablo Duc (Wenger Plattner) als Liquidator der Envion AG ein. Der sollte für die rund 37.000 geschädigten Investoren Werte und Gelder sichern.
Doch im Zuge der Liquidation erfuhren die Geschädigten Investoren, dass Liquidator Pablo Duc offenbar ausgerechnet mit den beiden Ex-Partnerinnen und Verteidigerinnen von Thomas van Aubel und Matthias Woestmann zusammenarbeitet. Die Investoren sehen darin einen „nicht hinnehmbaren Interessenkonflikt“ und forderten das Schweizer Konkursgericht dazu auf, mehr Kontrolle über den Envion-Liquidator auszuüben. Außerdem forderten sie das Ende der Mandatierung der ehemaligen van-Aubel-Partnerinnen.
Die Forderung der Investoren an den Liquidator, den ehemaligen van-Aubel-Anwältinnen das Mandat zu entziehen und den Interessenskonflikt zu beenden, erhielt durch die Nachricht auftrieb, dass nun van Aubels Anwälte interne Dokumente aus der Envion-Liquidation im Schadensersatzprozess präsentierten. Die Gründer wollen den Schadensersatz, der ihnen möglicherweise von einem Gericht zugesprochen wird, den Gläubigern zukommen lassen. Sollten allerdings die van-Aubel-Anwälte die sensiblen Informationen von Pablo Duc erhalten haben und diese nun dazu nutzen, die Schadensersatzklage abzuwehren, dann hätte der Liquidator aktiv dazu beigetragen, die Gläubiger um die ihnen zustehenden Millionenwerte zu bringen.
Investoren und Gründer der Envion AG zeigten sich in den vergangenen Monaten ohnehin irritiert über das Verhalten von Pablo Duc, weil dieser juristisch nicht gegen Matthias Woestmann und Thomas van Aubel als die eigentlichen Verursacher des Envion-Zusammenbruches vorgeht. Stattdessen greift er die um ihr Unternehmen gebrachten Gründer der Envion AG an, um angebliche Kryptowerte einzufordern, die in der Gründerfirma Trado GmbH lagern sollen. Für die Klage gegen die Gründer beauftragte der Liquidator Pablo Duc ausgerechnet die Berliner Anwältinnen Saskia Au und Kathrin von Pochhammer, die beiden Ex-Partnerinnen der Kanzlei von Thomas van Aubel & Partner.
Nachdem im Oktober 2019 die Berliner Staatsanwaltschaft im Zuge ihrer Ermittlungen gegen van Aubel und Woestmann die Kanzleiräume durchsuchen und Unterlagen beschlagnahmen ließ, bezogen die beiden Anwältinnen daraufhin neue Kanzleiräume in unmittelbarer Nachbarschaft von van Aubels Kanzlei. Zur Erinnerung: Als ein Berliner Gericht van Aubel und Woestmann 2019 im Zusammenhang mit der illegalen Kapitalerhöhung verurteilte, wurden sie von Saskia Au und Kathrin von Pochhammer vertreten.
Auf die massive Kritik der Investoren reagierte der Konkursverwalter mit dem Hinweis, dass Rechtsanwältin Au „über wertvolle Kenntnisse zum Prozessgegenstand verfügt“. Er verteidigte sich in einem Schreiben an die Investoren damit, dass „RA Au die gemeinsame Kanzlei mit Rechtsanwalt Thomas von Aubel bereits vor einiger Zeit aufgelöst“ habe und „womit allfällige Interessenkollisionen ausgeschlossen“ seien. Tatsächlich jedoch zeigen Emails, dass der Liquidator Pablo Duc bereits schon ein Jahr vor dem Ausscheiden von Saskia Au aus der van-Aubel-Kanzlei diese als Anwältin engagiert und bezahlt hat.
Dr. Wolfgang Richter von der Rechtsanwaltsgesellschaft gunnerCooke in Berlin, der die Gründer über deren Firma Trado GmbH vertritt: „Es bleibt das Geheimnis des Konkursverwalters was die wertvollen Kenntnisse der Kollegin Au sein sollen, denn bei der neuen Mandatierung geht es um neue Sachverhalte. Zudem halte ich es für ersichtlich abwegig, mit der formalen und geographischen Trennung der ehemaligen Partnerinnen von van Aubel einen Interessenkonflikt zu verneinen.“
Die Zusammenarbeit des Liquidators mit den ehemaligen van-Aubel-Partnerinnen und die Tatsache, dass Interna aus der Envion Liquidation direkt an die van-Aubel-Anwälte lanciert wurden, erregt die Gemüter der geschädigten Investoren. Es ist vom „Verrat an den Anlegern“ die Rede und dass „nun die Anleger erneut über den Tisch gezogen werden, diesmal vom Konkursverwalter.“ Dass Liquidator Pablo Duc ausgerechnet die ehemaligen Partnerinnen von Thomas van Aubel beauftragt, um im Namen der Envion AG gegen die Gründer vorzugehen, werfe viele Fragen auf und sei „ein Schlag ins Gesicht“ der geschädigten Investoren. In Briefen und Emails forderten die Investoren das Konkursgericht auf, endlich seiner Aufsichtspflicht nachzukommen, weil der Liquidator nicht für, sondern klar gegen die Interessen der geschädigten Investoren arbeitet.“
Die Gründer haben die Forderungen aus ihren Schadensersatzansprüche gegen Woestmann und van Aubel an den Treuhänder PSGA übertragen. Der erstrittene Schadensersatz für das zerstörte Unternehmen soll damit an die geschädigten Investoren gehen. „Wir haben immer schon gesagt, dass keiner vom Zusammenbruch des Unternehmens profitieren soll und schon gar nicht diejenigen, die den Zusammenbruch herbeigeführt haben.“
Gründer Michael Luckow: „Angesichts der aktuellen Bewegungen auf dem Kryptomarkt dürfte heute selbst dem härtesten Kritiker klar geworden sein, dass unser Unternehmen sehr erfolgreich gewesen wäre. Die damals von uns angekündigten Gewinne würden sogar übertroffen, denn die Kursentwicklung und das Transaktionsvolumen der Kryptowährungen sind weit besser, als wir es damals in unseren konservativen Planungen des Unternehmens vorgesehen hatten. Das Duo van Aubel und Matthias Woestmann hatte mit der Envion AG nicht nur ein hochprofitables Unternehmen und die Investitionen von 37.000 Investoren vernichtet, sondern auch noch deren Gewinne aus den späteren Krypto-Transaktionen.“
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