Atradius-Analyse: Künftig mehr Zahlungsausfälle bei Geschäften mit Chinas Traditionsindustrien erwartet

Zürich (ots) – Nach der Veröffentlichung des 14. Fünfjahresplans Chinas wird von Abnehmern in diversen chinesischen Branchen künftig ein höheres Forderungsausfallrisiko ausgehen. Das ist das Ergebnis einer internen Analyse des internationalen Kreditversicherers Atradius. Unternehmen mit überholten Technologien sowie aus Bereichen mit Überkapazitäten, unter anderem in traditionellen Branchen wie Stahl, Metallverarbeitung, Schiffbau, Chemie und Teile der Elektroindustrie, dürften fortan nicht mehr im Fokus der chinesischen Regierung stehen und vermehrt Liquiditätsprobleme bekommen. In der Folge steigt die Wahrscheinlichkeit, mit Kunden aus diesen Bereichen einen Zahlungsausfall zu erleiden. Auf der anderen Seite sollen stärkere Wachstumsimpulse von Firmen aus den Bereichen Künstliche Intelligenz, Computertechnik, Umwelttechnik, Erneuerbare Energien und Infrastruktur kommen. Doch auch hier bestehen Unsicherheiten: Viele dieser Unternehmen benötigen in der jetzigen Phase enorme Kapitalmengen. Schaffen sie es nicht in die Gewinnzone, drohen auch hier Zahlungsausfallrisiken für ihre Lieferanten.

?Die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden sich für die chinesischen Old-Economy-Bereiche Stahl, Metallverarbeitung, Schiffbau, Chemie und Teile der Elektroindustrie weiter verschlechtern. Viele dieser Unternehmen sind schon seit längerem hoch verschuldet. Schweizer Exporteure müssen hier mit steigenden Zahlungsrisiken rechnen?, sagt Mathias Freudenreich, Country Manager von Atradius in der Schweiz.

Traditionsindustrien: Ohne staatliche Unterstützung drohen Liquiditätsengpässe

China dürfte mit seiner jüngsten Strategie das Ziel weiterverfolgen, sich in Hochtechnologiebereichen unabhängiger von westlichen Volkswirtschaften zu machen und eigene Kompetenzen beispielsweise bei Computerchips, Erneuerbaren Energien und im Umweltschutz aufzubauen. Ferner spielen auch die zuletzt bekanntgegebenen Klimavorhaben eine wichtige Rolle. Chinas Regierung strebt an, spätestens im Jahr 2060 CO-2-neutral zu sein. Auch aus diesem Grund dürfte sich China sukzessive aus den traditionellen Industriebranchen zurückziehen und Unternehmen mit ressourcen- und schadstoffintensiven Industrieanlagen aus der Stahl-, Metall- und Maschinenbaubranche sowie der Grundstoffchemie zunehmend den Risiken des Marktes überlassen. Für die Firmen in diesen Bereichen bedeutet dies, dass sie ihre Geschäfte unter deutlich schwereren Bedingungen als in den vergangenen Jahren fortführen müssen, unter anderem, weil sich ihre Finanzierungskonditionen verschlechtern. Auf die Lieferanten und Dienstleister dieser Unternehmen dürften damit vermehrt Zahlungsverspätungen und -ausfälle zukommen.

Immer noch gute Exportchancen für Maschinen sowie Chemie- und Pharmaerzeugnisse

Chinas veränderte Wirtschaftspolitik wird sich auch auf das Schweizer Ausfuhrgeschäft auswirken. Zu den größten Schweizer Exportbranchen ins Reich der Mitte gehören unter anderem die Maschinenbau- sowie die Chemie- und Pharmaindustrie. Diese dürften zunächst noch an vielen Stellen von den Plänen Chinas profitieren und eine anhaltend hohe Nachfrage erfahren. Auf der anderen Seite wird aber der Konkurrenzdruck in den kommenden Jahren durch neue chinesische Akteure steigen.

Nach der Corona-bedingten Umsatzdelle 2020 wird erwartet, dass Chinas Chemieindustrie in diesem Jahr um 7 % gegenüber dem Vorjahr wächst, der Umsatz im Pharmasektor des Reichs der Mitte soll gar um 10 % zunehmen. Auch im Maschinenbau ist die Lage insgesamt gut: Vor allem Umwelttechnologien wie Filteranlagen sind momentan sehr gefragt und bescheren zahlreichen Herstellern volle Auftragsbücher. ?Allerdings steigt aufgrund der zunehmenden Eigenentwicklung solcher Produkte durch chinesische Hersteller auch hier der Wettbewerbsdruck?, schränkt Mathias Freudenreich ein. Hinzu kommen die für die Branche oft langen Zahlungsverzögerungen von teilweise mehreren Jahren, bedingt durch die oft jahrelangen Projektlaufzeiten und die sehr grosszügig bemessenen Zahlungsziele staatlicher Auftraggeber.

BIP-Wachstum von rund 8,4 % erwartet

Die für den weiteren Strukturwandel der Wirtschaft notwendigen Investitionen kann das Reich der Mitte dank stabiler Wachstumsraten und einer moderaten Staatsverschuldung ohne grössere Mühen finanzieren. Während selbst im Pandemiejahr 2020 die Wirtschaft noch um 2,3 % wuchs, erwarten die Atradius-Ökonomen für das laufende Jahr derzeit einen Anstieg des BIP von rund 8,4 %. Sollte China bei der Eindämmung der Covid19-Infektionen weiterhin so effektiv sein wie bisher, dürften sich auch die vom Lockdown stark betroffenen Branchen Tourismus, Unterhaltung und Gastronomie wieder erholen.

Im Blick behalten sollten Exporteure branchenübergreifend den relativ hohen Verschuldungsgrad vieler kleiner und mittlerer, aber zunehmend auch grösserer chinesischer Firmen. Diese stellt Unternehmen zunehmend vor Probleme: So verdreifachte sich das Volumen ausgefallener Firmenanleihen von chinesischen Unternehmen 2020 gegenüber 2019. Die Kreditaufnahme wird schwieriger. Das führt vermehrt dazu, dass sich Unternehmen bei sogenannten Schattenbanken, die ausserhalb des regulären Bankensystems agieren, verschulden müssen, häufig zu deutlich höheren Zinsen. Das wiederum beeinträchtigt ihre Profitabilität und birgt höhere Risiken für Zahlungsverzögerungen und -ausfälle.

Den vollständigen Länderbericht China finden Sie hier.

Über Atradius

Atradius ist ein globaler Anbieter von Kreditversicherungen, Bürgschaften, Inkassodienstleistungen und Wirtschaftsinformationen mit einer strategischen Präsenz in mehr als 50 Ländern. Die von Atradius angebotenen Produkte schützen Unternehmen weltweit vor den Ausfallrisiken beim Verkauf von Waren und Dienstleistungen auf Kredit. Atradius ist Mitglied der Grupo Catalana Occidente (GCO.MC), einer der grössten Versicherer in Spanien und einer der grössten Kreditversicherer der Welt. Weitere Informationen finden Sie online unter www.atradius.ch.

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