MEM-Industrie: Zwischen Hoffen und Bangen

Zürich (ots) – Die Covid-Pandemie hat in Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) deutliche Spuren hinterlassen. Im Vergleich zu 2019 reduzierten sich 2020 die Auftragseingänge um -6,5 Prozent, die Umsätze um -9,8% und Exporte um hohe -11,2 Prozent. Die globalen Lockerungen der Covid-Eindämmungsmassnahmen führten im zweiten Halbjahr 2020 zu einer allmählichen Erholung der geschäftlichen Lage. Die Entwicklung des PMI sowie die Erwartungen der Unternehmerinnen und Unternehmer geben zur Hoffnung Anlass, dass sich die Erholung 2021 fortsetzen wird. Dem gegenüber steht die Befürchtung, dass eine allfällige dritte Pandemiewelle global zu einem erneuten Einbruch führen könnte. Zudem dämpfen die bestehenden strukturellen Herausforderungen, wie z.B. die Frankenstärke, Handelskonflikte und das ungeklärte Verhältnis zu Europa, den Optimismus. Um einen weiteren, pandemiebedingten Stellenabbau zu verhindern, muss die maximale Bezugsdauer für Kurzarbeitsentschädigung auf 24 Monate erhöht und Neuauflage der Covid-19-Liquiditätshilfen vorbereitet werden.

Als Folge der Covid-Pandemie nahmen im Jahr 2020 die Auftragseingänge in der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) im Vergleich zu 2019 um -6,5 Prozent ab. Auch die Umsätze sanken im Vergleich zum Vorjahr um hohe -9,8 Prozent. Der schlechte Geschäftsgang wirkte sich auch auf die Kapazitätsauslastung in den Betrieben aus. Ausgehend von bereits tiefen 83,0 Prozent im vierten Quartal 2019 sank sie gemäss KOF im dritten Quartal 2020 auf 77 Prozent ab. Danach erhöhte sich die Kapazitätsauslastung bis im Januar 2021 wieder auf 81,7 Prozent. Diese Zahlen sind Durchschnittswerte. Die einzelnen Unternehmen sind sehr unterschiedlich von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Reduziert hat sich auch die Anzahl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der MEM-Industrie. Sie sank in den ersten neun Monaten 2020 von 324″900 auf 318″300 (-2,0%).

Exporte: Volumenverlust von 7,6 Milliarden Franken

Die Güterexporte der MEM-Industrie gingen 2020 im Vergleich zu 2019 um hohe -11,2 Prozent zurück und erreichten einen Wert von 60,7 Milliarden Franken. Das bedeutet einen Volumen-verlust von 7,6 Milliarden Franken. Die Rückgänge tangierten alle wichtigen Absatzregionen. So reduzierten sich die Exporte in die USA um -12,6 Prozent, jene in die EU um -11,9 Prozent sowie jene nach Asien um -7,5 Prozent. Alle wichtigen Warengruppen waren betroffen. Gegenüber 2019 sanken die Güterausfuhren im Maschinenbau um -12,4 Prozent, bei den Metallen um -11,2 Prozent, bei der Elektrotechnik/Elektronik um -9,4 Prozent und bei den Präzisionsinstrumenten um -8,5 Prozent.

Zwischen ermutigenden Anzeichen und Gefahr eines erneuten Einbruches

Der Geschäftsverlauf 2020 war geprägt durch einen massiven, pandemiebedingten Einbruch im zweiten Quartal bei den Auftragseingängen, Umsätzen und Exporten. Die globalen Lockerungen der Covid-Eindämmungsmassnahmen ermöglichten nachfolgend eine kontinuierliche Erholung. Im vierten Quartal 2020 erreichten die Auftragseingänge fast wieder das Vorjahresniveau. Es bestehen ermutigende Anzeichen, dass sich dieser Erholungstrend 2021 fortsetzen wird. So deutet der PMI in fast allen Absatzmärkten auf ein teils kräftiges Wachstum hin. Auch die Erwartungen der Unternehmerinnen und Unternehmer für die kommenden zwölf Monate sind positiver als noch am Ende des drittes Quartals 2020. In der jüngsten Swissmem-Umfrage rechnen 45 Prozent der der Firmen mit zunehmenden Aufträgen aus dem Ausland (Q3/20: 38%). Gleichzeitig gehen nur noch 17 Prozent von sinkenden Aufträge aus (Q3/20: 29%).

Dem gegenüber steht die Befürchtung, dass eine allfällige dritte Pandemiewelle erneut global zu einem Einbruch führen könnte. Hinzu kommen die fortbestehenden strukturellen Herausforderungen. Die weltweiten Handelskonflikte sind nicht beseitigt, was das Investitionsklima belastet. Auch das künftige Verhältnis der Schweiz zur EU, dem mit Abstand wichtigsten Absatzmarkt, ist noch nicht geklärt. Angesichts der Pandemie wird zudem oft vergessen, dass der Schweizer Franken gegenüber dem Euro nach wie vor überbewertet ist und auch gegenüber dem US-Dollar und einigen Schwellenländerwährungen stark an Wert gewonnen hat. „Wir befinden uns in einem Zustand zwischen Hoffen und Bangen“, sagt Stefan Brupbacher, Direktor Swissmem. „Damit eine nachhaltige Erholung in der MEM-Branche erfolgen kann, sind eine rasche, flächendeckende Impfkampagne, genügend Testkapazitäten sowie international anerkannte, fälschungssichere Impfatteste notwendig. Nur so können Techniker, Serviceleute und das Verkaufspersonal wieder reisen. Das ist entscheidend, denn rund 80 Prozent des Geschäftes der Schweizer MEM-Industrie findet im Ausland statt.“

Maximale Bezugsdauer für Kurzarbeit auf 24 Monate erhöhen

Aufgrund der weltweit schon vor der Pandemie bestehenden, schwachen Investitionsgüter-nachfrage waren einige MEM-Betriebe bereits Anfang 2020 in Kurzarbeit. Diese werden Mitte 2021 die bisher maximal mögliche Bezugsdauer von 18 Monaten erreichen. „Es gilt einen weiteren, pandemiebedingten Stellenabbau in besonders hart betroffenen Firmen zu verhindern“, betont Martin Hirzel, Präsident Swissmem. „Deshalb muss die maximale Bezugsdauer für Kurzarbeitsentschädigung auf 24 Monate erhöht werden“. Zudem ist es für die MEM-Branche wichtig, dass eine Neuauflage der Covid-19-Liquiditätshilfen vorbereitet wird, damit diese im Bedarfsfall schnell aktiviert werden können. Swissmem unterstützt die entsprechenden Vorbereitungen der Eidg. Finanzverwaltung ausdrücklich.

Freihandelsabkommen und Industriezölle

Mittelfristig müssen zudem die Rahmenbedingungen verbessert werden. Eine erste Gelegenheit bietet die Abstimmung vom 7. März 2021. Ein JA zum Freihandelsabkommen mit Indonesien würde den Zugang zu einem vielversprechenden Zukunftsmarkt erleichtern. Mit der Aufhebung der Industriezölle hätte es auch das Parlament in diesem Jahr in der Hand, die Exportwirtschaft zielgerichtet und nachhaltig zu unterstützen.

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