EGC-Bankkundenstudie: Kunden wollen mehr Regionalität
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Frankfurt am Main (ots) – Die Coronakrise zeigt, wie anfällig globale Wertschöpfungsketten sein können. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat die Förderung der Region und der regionalen Wirtschaft für die Kunden von Privat- und Regionalbanken stark an Bedeutung gewonnen. Dies zeigt die aktuelle Studie der Unternehmensberatung Eurogroup Consulting (EGC). Nach dieser wünschen sich 83 Prozent der 1.000 befragten Bankkunden in der Schweiz, dass sich ihre Hausbank mehr für die Region bzw. das lokale Wirtschaftsleben einsetzt. Geht es um die konkrete Rolle, die die Bank dabei einnehmen soll, nennen 45 Prozent der Befragten die des klassischen Finanzpartners. 38 Prozent sehen die Geldinstitute jedoch auch als Startup-Berater und 37 Prozent als regionale Netzwerker. Ebenso nehmen die Befragten ihre Hausbank in die Verantwortung, wenn es um den Klimawandel geht. Konkret wünschen sie sich ökologische Finanzberatung (47 Prozent) und umweltbewusstes Sponsoring (44 Prozent) bzw. sehen ihre Bank als regionale Förderer (40 Prozent) sowie als Anbieter von erneuerbaren Energien (34 Prozent).
Nur ein Drittel der Kunden hat ein Vertrauensverhältnis
„Kunden trauen Banken eine aktive Rolle als Förderer der Region zu“, folgert Heinrich Piermeier, Partner bei der Unternehmensberatung Eurogroup Consulting (EGC). Mit einer entsprechenden Ausrichtung könnten Banken das Kundenvertrauen stärken, um das es derzeit laut der Studie nicht besonders gut bestellt ist. Nur 36 Prozent der Befragten bezeichnen das Verhältnis zu ihrer Hausbank als vertrauensvoll. 64 Prozent erklären, ein geschäftsmäßiges, neutrales oder gar misstrauisches und distanziertes Verhältnis zu haben. Piermeier: „Ohne emotionale Bindung jedoch ist es insbesondere für die Filialbanken schwer, im Preiskampf gegen Direktbanken und immer stärker auf den Markt drängende Fintechs zu bestehen.“
Ein konkretes Beispiel für die mögliche, an Werten orientierte Neuausrichtung ist ein regionaler Online-Marktplatz, auf dem ein vielfältiges Angebot an regionalen und idealerweise auch nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen erhältlich ist. Einem solchen Marktplatz gegenüber sind 82 Prozent der Befragten aufgeschlossen. 28 Prozent würden ihn auf jeden Fall nutzen. 54 Prozent sind interessiert, wenn sie hier attraktive Angebote finden. In den Nachbarländern Deutschland und Österreich, wo die Umfrage ebenfalls durchgeführt wurde, ist die Zustimmung zu derartigen Marktplätzen sogar noch höher. Dies zeigt laut EGC-Experten Piermeier: „Ein regionaler Marktplatz kann die Konkurrenz mit international agierenden Plattformen aufnehmen und die Antwort auf die Bigtechs sein, die immer näher an die Wertschöpfungskette der Banken rücken.“ Auf einem regionalen Marktplatz könne der Kunde zum Beispiel zusätzliche Dienstleistungen im Bereich Bauen und Wohnen, aber auch im Bereich Job und Arbeit in Anspruch nehmen. Auf diese Weise entstehe ein regionales Ökosystem, aus dem sich zahlreiche Synergien ergeben. So hilft die Vermittlung von Arbeitskräften den Firmenkunden in der Region bei der Bewältigung des Fachkräftemangels und den Privatkunden beim Finden eines attraktiven Arbeitsplatzes. Die Bank wiederum erhöht die Zahl der Kontakte mit ihren Kunden deutlich und kann sich neue Ertragsquellen erschließen.
Keine Scheu vor der Super-App
Zudem zeigt die Studie für die regionalen Marktplätze weitere Entwicklungs- und Ausbaumöglichkeiten auf. So befürworten 73 Prozent der Befragten, dass die Bank ihnen einen persönlichen Assistenten zur Seite stellt, der sie über finanzielle Belange hinaus berät. Und noch weiter in die Zukunft gedacht: Eine Super-App, in die neben den sozialen Netzwerken, Messenger-Dienste, die Verwaltung von Strom- und Versicherungsverträgen sowie Behördenanliegen auch interessante Onlineshops und Bezahldienste integriert werden, können sich 53 Prozent aller Befragten sowie 70 Prozent der Studienteilnehmer zwischen 16 und 24 Jahren vorstellen. „Der regionale Online-Marktplatz kann damit zu einer regionalen Super-App weitergedacht werden“, erklärt Michael Matt, ebenfalls Partner bei EGC.
Schub nach Corona: 43 Prozent bezeichnen sich als digitale Kunden
Erstmals, befeuert durch die Coronakrise, geben 43 Prozent und somit der größte Teil aller befragten Schweizer Bankkunden an, digitale Kunden zu sein. 27 Prozent bezeichnen sich eher als persönlichen und 30 Prozent als hybriden Kunden. Gleichzeitig sind die Kunden über alle Bankgruppen hinweg mit dem digitalen Angebot ihrer Hausbank sehr zufrieden. 39 Prozent geben an, „sehr zufrieden“ zu sein. 55 Prozent sind „eher zufrieden“. Nach Bankengruppen unterteilt, sind die Kunden der Privatbanken zu 34 Prozent und die der Universalbanken zu 36 Prozent „sehr zufrieden“ mit dem digitalen Angebot. Die Kantonalbanken kommen auf 40 Prozent, die Regionalbanken auf 43 Prozent und die Raiffeisengruppe erzielt 44 Prozent. Die Neobanken kommen gar auf 80 Prozent. Matt: „Trotz der insgesamt guten Werte bleibt bei den meisten Banken Spielraum nach oben. In Zukunft wird kein Weg daran vorbeiführen, dem Kunden konkurrenzfähige, reibungslos funktionierende digitale Kontaktwege zu bieten, die er bequem zu jeder Zeit und an jedem Ort nutzen kann. Dieses Angebot wird aber zunehmend als selbstverständlich betrachtet.“
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Karim Schäfer
Main-Pressesprecher
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