Lohnrunde 2020/2021 / Solidarität in der Krise: Arbeitsplätze sichern, Löhne angemessen erhöhen

Olten (ots) – Die einzelnen Unternehmen sind sehr unterschiedlich von der aktuellen Krise betroffen. Je nach ihrer Situation steht für die Angestellten Schweiz eine Lohnerhöhung bis zu 1% oder eine Sicherung der Arbeitsstellen im Vordergrund. Einen Verzicht auf Lohnerhöhungen darf es aber nur unter klaren Bedingungen geben.

Die Corona-Pandemie hat alle stark herausgefordert: die Angestellten wie die Arbeitgeber. Die Angestellten Schweiz stellen fest, dass die Industrie einen erstaunlich guten Umgang mit der Krise gefunden hat. Dies ist zu einem grossen Teil der gegenseitigen Loyalität, Wertschätzung und Solidarität zwischen den Angestellten und den Arbeitgebern zu verdanken. Nur gemeinsam kann die Krise gemeistert werden.

„Wir können und sollen die Krise als Gelegenheit sehen, uns fairer und nachhaltiger zu organisieren“, sagt Stefan Studer, Geschäftsführer der Angestellten Schweiz. Und weiter: „In Betrieben wird die momentane Solidarität nur nachhaltig sein, wenn sich alle Parteien über die Erwartungen, die damit verbunden sind, austauschen. Insbesondere über das Gleichgewicht zwischen Gewinn, Risiko und Entscheidungskompetenzen muss es einen Dialog geben. Das passende Instrument dafür ist die Mitwirkung im Betrieb – sie muss verstärkt werden.“

Die wirtschaftlichen Herausforderungen bleiben gross: Die Krisen treten aktuell kumuliert auf. Zur Pandemie gesellen sich eine unsichere politische Weltlage, Handelskriege, der Brexit und der Klimawandel. Alles hat Auswirkungen auf die Wirtschaft. Gemeinsam kann es aber gelingen, die Herausforderungen zu meistern. Gegenseitige Loyalität, Respekt und Solidarität müssen auch die Leitwerte für die Lohnrunde 2020/2021 sein.

Die einzelnen Unternehmen der Industrie befinden sich in sehr unterschiedlicher Lage. Leiden die einen stark unter der Pandemie oder sind von weiteren Krisen betroffen, spüren andere kaum Auswirkungen oder profitieren sogar von Corona. Die Angestellten Schweiz stellen daher differenzierte Lohnforderungen. Wo es gut läuft, sollen die Unternehmen den Angestellten, nicht zuletzt als Wertschätzung für ihren grossen Einsatz in der Pandemie, bis zu 1% mehr Lohn bezahlen. Wo es sehr schlecht läuft, kann auch einmal auf eine Lohnerhöhung verzichtet werden. Diese Massnahme muss aber klar dazu dienen, Arbeitsplätze zu erhalten. Und sie muss auch für das Management und den Verwaltungsrat gelten, die ebenfalls auf eine Erhöhung der Entschädigungen und Boni verzichten sollen. Das gleiche gilt für die Aktionäre bezüglich der Dividenden.

MEM-Industrie

Das Wachstum der MEM-Industrie verlangsamte sich bereits 2019. Nun wird die Branche hart durch die Coronakrise getroffen. BAK Economics rechnet mit einem starken Einbruch der realen Wertschöpfung von 10%. Im nächsten Jahr soll es aber bereits wieder um 8,2% aufwärts gehen. Damit wird das Vorkrisenniveau aber noch nicht ganz erreicht. Ähnlich sieht es bezüglich der Produktivität aus: ein Taucher und im kommenden Jahr eine sehr starke Erholung.

Angesichts der kritischen Lage einerseits, aber der guten Aussichten und des nach wie vor bestehenden Fachkräftemangels andererseits sowie als Zeichen der Wertschätzung gegenüber den loyalen Angestellten, fordern die Angestellten Schweiz für die MEM-Industrie Lohnerhöhungen bis zu 0,4%.

Chemie/Pharma

Chemie/Pharma ist eine der wenigen Branchen, die weitgehend von einer Rezession verschont sind. BAK Economics erwartet für die Gesamtbranche sogar ein respektables Wertschöpfungswachstum von 3,5%. Im nächsten Jahr soll es mit 6,2% sogar noch besser werden. Treiber dafür ist wenig überraschend die Pharmaindustrie. Die Chemie-Industrie ist hingegen teilweise stark von der Krise betroffen.

In den letzten Jahren hielten die Lohnerhöhungen in der Branche nicht Schritt mit den Produktivitätssteigerungen und der guten Konjunktur. Daher sind in der chemisch-pharmazeutischen Industrie spürbare Lohnerhöhungen trotz Pandemie angebracht. Die Angestellten Schweiz fordern für die Pharmaindustrie bis 1%, für die Branche Chemie bis 0,5% mehr Lohn.

Kurzarbeit statt Entlassungen

Bisher setzen viele Industrie-Unternehmen auf Kurzarbeit, um die Pandemie-bedingte Flaute zu überbrücken. Die Angestellten Schweiz begrüssen das, weil sie ein geeignetes und bewährtes Instrument zum Erhalt von Stellen ist. Sie fordern die Unternehmen auf, möglichst nach dem Prinzip „Kurzarbeit statt Entlassungen“ zu handeln.

Die häufigsten Anfragen im Rechtsdienst der Angestellten Schweiz betreffen aktuell die Kurzarbeit. Viele Mitglieder machen sich Sorgen, dass sie trotz Kurzarbeit ihre Stelle verlieren könnten – oder haben sie bereits verloren. Die Kurzarbeit erfüllt jedoch ihren Zweck nicht, wenn sie nicht dem Stellenerhalt dient. Die Angestellten Schweiz plädieren darum dafür, die Kurzarbeit zweckgerecht einzusetzen und nicht zu früh aufzugeben und Angestellte zu entlassen. Ab dem 1. September sind bis zu 18 Monate Kurzarbeit möglich – dies soll wenn notwendig ausgeschöpft werden. Die Angestellten sind aufgefordert, sich zum Wohl des ganzen Betriebs auf die Kurzarbeit einzulassen.

Die arbeitsfreie Zeit kann und soll von den Mitarbeitenden genützt werden, sich weiterzubilden. Dafür gibt es mittlerweile auch viele Online-Angebot, auch bei den Angestellten Schweiz. Besonders sinnvoll ist es, Kompetenzen für die digitale Arbeitswelt zu erwerben. Bezüglich Weiterbildung braucht es das gemeinsame Engagement der einzelnen Angestellten und des Arbeitgebers.

Gesundheit der Angestellten schützen – auch im Home-Office

Die Coronapandemie hat uns wieder einmal vor Augen geführt, welch wichtiges Gut unsere Gesundheit ist, gerade auch als Arbeitskraft. Die Arbeitgeber haben aufgrund ihrer Fürsorgepflicht für ein Umfeld zu sorgen, welches ihre Angestellten nicht krank macht. In einer Pandemie kann dies mittels eines Schutzkonzepts im Betrieb – um Ansteckungen zu verhindern – sichergestellt werden.

Gerne vergessen geht aber, dass die Gesundheit auch im Home-Office zu schützen ist. Dies gilt besonders bezüglich der Ergonomie und der Arbeitszeit. Steht ein rückenfreundlicher Bürostuhl zur Verfügung? Ist der Bildschirm gross genug, um einen ganzen Tag am Computer zu arbeiten? Werden die gesetzlichen Pausen eingehalten? Wird keine Nachtarbeit geleistet?

Gesetzlich ist bezüglich Home-Office noch wenig geregelt. Deshalb plant die plattform, die politische Allianz unabhängiger und lösungsorientierter Angestellten- und Berufsverbände, in der die Angestellten Schweiz Mitglied sind, entsprechende Vorstösse. Sie sollen in Richtung einer Modernisierung des Arbeitsgesetzes gehen. Bis es aber so weit ist, muss Home-Office in den Betrieben sauber reglementiert werden. Die Angestellten Schweiz machen in einem Rechtsartikel Vorschläge, was dabei zu berücksichtigen ist und unterstützen Arbeitnehmervertretungen in diesem Prozess.

Die Branchenprognosen von BAK Economics AG finden Sie online:

MEM

Chemie/Pharma

Pressekontakt:

Stefan Studer, Geschäftsführer Angestellte Schweiz, 044 360 11 41, stefan.studer@angestellte.ch

Hansjörg Schmid, Kommunikation Angestellte Schweiz, 076 443 40 40, hansjoerg.schmid@angestellte.ch

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