Nudging in Unternehmen - Ideen & Tipps

Nudging

Pommes oder doch lieber die Gemüsepfanne? Schnell den Aufzug nehmen, oder die vier Etagen über die Treppe erklimmen? Im Grunde wissen die Menschen, welche Entscheidung für ihre Gesundheit die bessere ist. 

Allerdings kann die Macht der Bequemlichkeit und die Macht der Gewohnheit oft dazu führen, dass die Alternative gewählt wird, die der Gesundheit weniger zuträglich ist. Nudging ist ein Ansatz, der dies ändern kann.

Was ist Nudging überhaupt?

Der Begriff „Nudging“ stammt aus der Verhaltenstheorie. Mittlerweile wird dieser Ansatz in vielen unterschiedlichen Bereichen ein wichtiges Thema. Im Jahr 2017 wurde das Nudging als Teil der Verhaltensökonomie sogar mit dem Wirtschaftsnobelpreis geehrt. Ursprünglich wurde dem Nudging besonders im Bereich des Konsums und des Kaufverhaltens eine tragende Rolle zugeschrieben. Es wird allerdings auch immer wichtiger im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung, kurz BGF, und der Prävention in Unternehmen.

Die freie Entscheidungsmöglichkeit des Menschen

Der Mensch ist dazu in der Lage, rationale und freie Entscheidungen in seinem Leben zu treffen. Generell lässt sich der Mensch also als ein rationales Wesen bezeichnen. Allerdings lässt sich im Alltag der Menschen oft feststellen, dass nicht nur irrationale Entscheidungen getroffen werden, sondern auch solche, die eigentlich in einem Widerspruch zu den eigenen Interessen stehen. Besonders in der betrieblichen Gesundheitsförderung und dem Arbeitsschutz zeigt sich dieses Phänomen häufig. Eigentlich dienen diese beiden Konzepte dazu, ein gesundes Arbeiten für die Mitarbeiter zu ermöglichen. Allerdings besteht bei den dafür vorgesehenen Massnahmen häufig das Problem, dass sich die Menschen weiterhin für die ungesunden Alternativen entscheiden – und das, obwohl sie es eigentlich, auf rein rationaler Ebene, besser wissen.

Und genau an diesem Punkt setzt das Nudging an. Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet soviel wie „sanftes Stupsen“. Durch die sogenannten Nudges soll erreicht werden, dass es den Menschen leichter fällt, die gesunde Alternative auszuwählen. Hervorgehoben werden muss dabei unbedingt, dass die Nudges keine Optionen in der Handlung gänzlich ausschliessen, sie sind also nicht mit einem Verbot gleichzusetzen. Auch ein grösserer Gewinn in finanzieller Hinsicht ist mit einem Nudge nicht gemeint. Vielmehr werden dem Menschen unterschiedliche Möglichkeiten zur Auswahl geboten. Allerdings wird der Kontext der Entscheidung dahingehend verändert, dass die Wahl der gesunden Möglichkeit erleichtert wird.



Das Nudging in Unternehmen in der Praxis

Ein Beispiel für zwei Entscheidungsoptionen in dem Kontext des Unternehmens stellt die Wahl zwischen Treppe und Aufzug dar. Diese Entscheidung kann durch Hinweisschilder beeinflusst werden, wenn die Schilder, die auf die Treppe deuten, wesentlich prominenter platziert werden, als die Hinweisschilder für den Aufzug. Natürlich kann sich ein Mitarbeiter hier immer noch frei für eine Alternative entscheiden, allerdings werden sie mit der bewegungsfördernden Option der Treppe deutlich stärker konfrontiert.

Ein weiteres Beispiel besteht in der intelligenten Platzierung des Automatens mit den Süsswaren. Dieser könnte in einer hinteren, eher versteckten Ecke platziert werden. Ebenfalls ist es denkbar, in die Massnahmen zur Förderung der Gesundheit spielerische Elemente einzubeziehen, also eine Gamification vorzunehmen. Dies kann beispielsweise in Form von Wettbewerben geschehen, die Spass mit der Realisierung von gesunden Verhaltensformen kombinieren. Für die Erfüllung eines bestimmten Ziels könnten die Mitarbeiter mit einem Nudge wie einem Saunagang belohnt werden. Dies dient zum einen zur Motivation und zum anderen ist die Belohnung gesundheitsfördernd.

Umfassendes Konzept zum betrieblichen Gesundheitsmanagement durch Nudging

Unerlässlich ist es in allen Bemühungen eines Unternehmens beim Thema Nudging, dass die Nudges in ein umfassendes und komplexes Konzept integriert werden. Natürlich können auch einzelne Nudges gut gemeint sein, allerdings können diese niemals die gleiche Wirkung wie ein systematisches und umfassendes Konzept entfalten. Hier braucht es eine klare Definition der Ziele und eine genaue Analyse der IST-Situation. Ebenfalls gehört eine umfassende Phase der Evaluation zu einem ganzheitlichen Konzept des Gesundheitsmanagements.

Natürlich gibt es nicht nur Vorteile bei den Nudges, es werden immer mal wieder auch Kritikpunkte geäussert. Diese können allerdings durch ein ganzheitliches System bezüglich der Einbindung des Nudgings bei dem betrieblichen Gesundheitsmanagement schnell entkräftet werden. Oft wird beim Thema Nudging die Kritik angebracht, dass die Menschen manipuliert beziehungsweise fremdgesteuert werden. Diesem Vorwurf kann allerdings durch ein transparentes Konzept und eine enge Einbeziehung der Mitarbeiter gegengesteuert werden.

Fazit – Nudging in Unternehmen

Das Nudging ist im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements eine wichtige Säule. Die Motivation der Mitarbeiter, Entscheidungen zu treffen, die ihrer eigenen Gesundheit zuträglich sind, kann durch die Nudges immens gesteigert werden. Der Vorwurf der Manipulation beziehungsweise der Fremdbestimmung ist bei einem systematischen Konzept des Nudgings nicht haltbar, da der freie Entscheidungswille der Menschen weiterhin besteht, die gesündere Variante wird lediglich prominenter und attraktiver dargestellt. Durch das Nudging lassen sich ökonomische und gesundheitliche Interessen harmonisch vereinen, sodass sowohl das Unternehmen als auch die Mitarbeiter im hohen Masse davon profitieren.

 

Titelbild: Fred Ho – shutterstock.com

jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-22').gslider({groupid:22,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});