Industrie 4.0: Arbeitslos durch Automation?

Die Digitalisierung der deutschen Wirtschaft schreitet weiterhin in grossen Schritten voran.

Kleinere Unternehmen sehen sich hierbei jedoch eher als Nachzügler. Um eine strukturierte Eingliederung neuer vernetzter Technologien zu ermöglichen, wurde die Plattform Industrie 4.0 als Referenzmodell geschaffen, unterstützt von der Bundesregierung (BMWi und BMBF).

Diese erlaubt es Unternehmen weltweit, sich an vorgegebenen Standards und Normen zu orientieren. Doch wie schon bei der Einführung von Informationstechnologien und ersten automatisierten Prozessen in den 70ern stellt sich hier erneut die Frage, ob der Einsatz neuer Technologie massiv Arbeitsplätze kosten wird.

Grund zur Sorge

Die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz hat durchaus realistische Grundlagen. In einer Studie von 2016 stellt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung fest, dass es in praktisch jeder Berufssparte Substituierbarkeitspotential gibt. Dies bedeutet, dass ein bestimmter Arbeitsplatz durch Einsatz aktueller Technologien komplett automatisiert werden könnte. Insbesondere Helfer- und Fachkraftberufe in der industriellen Fertigung weisen ein Substituierbarkeitspotential von über 70% auf. Dies betrifft Berufe wie Drucker, Metallbauer, Verfahrens-, Zerspanungs- und Giessereimechaniker. Rein kreative Tätigkeiten, Mitarbeiterführung oder Berufe aus der Pflege, dem Sozialbereich und dem kulturellen Bereich können nur in geringem Mass automatisiert werden.


Die Automation macht Arbeitsplätze ersetzbar. (Bild: PopTika – shutterstock.com)

Was ist Automation in der Fertigung?

Die Fertigung ist der klassische Anwendungsbereich für Automationstechniken. Die typische Fabrikproduktion ist die Herstellung geometrisch definierter Werkstücke. Der Einsatz computergesteuerter Roboter und Servomotoren zur Artikulation entsprechender Technik ist hierbei sinnvoll, denn diese können repetitive Vorgänge in hoher Quantität fehlerfrei und in programmierbarer Frequenz ausführen.

Die Automation ist ein wichtiger Bestandteil der Industrie 4.0, welche ausserdem darauf abzielt, alle technischen Bestandteile sowie alle beteiligten Unternehmen zu vernetzen und entstehende Datenströme interpretierbar zu vermitteln, damit diese wiederum zur Steigerung der Produktivität genutzt werden können. Die zentrale Technologie ist also nicht mehr der Computer, sondern das Internet, oder genauer das Internet der Dinge (IoT), denn es werden physische und virtuelle Instanzen verknüpft. Laut einer Studie des Technikvereins Bitkom wird die Umsetzung der Industrie 4.0 bis 2025 bei den grössten Branchen zu einem Wachstum der Bruttowertschöpfung von rund 78 Milliarden Euro führen.

Wo bleibt der Mensch?

Die wirtschaftlichen Vorteile für Unternehmen und letztendlich für die Volkswirtschaft sind offensichtlich, doch wo bleiben bei Wachstum, Modernisierung, Automatisierung und künstlicher Intelligenz eigentlich die Menschen?

Die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz ist an sich berechtigt und mag ein wichtiger Grund dafür sein, warum gerade kleinere deutsche Unternehmen die neuen Technologien nur zögerlich implementieren. Doch auch bei steigender Produktivität und höherem Digitalisierungsgrad ist Trend in der Beschäftigung durchaus positiv. Die IHK München sieht bis 2030 keinen Grund zur Annahme, dass es zu einem massiven Beschäftigungsrückgang kommen wird. Stattdessen sei Deutschland auf bestem Wege zur Vollbeschäftigung.

Trotzdem ist es wahrscheinlich, dass der Arbeitsmarkt einen Wandel erfährt. Sollten bestimmte Berufe aus Gründen der Wirtschaftlichkeit komplett automatisiert werden, so schafft dies immer auch neue Arbeitsplätze. Nicht-automatisierbare Tätigkeiten müssen weiterhin von Menschenhand erledigt werden und genau für diese Bereiche kommen neue Tätigkeiten zur Steuerung, Wartung und Entwicklung der genutzten Technologien hinzu. Dies hat zur Folge, dass viele Berufe abwechslungsreicher, aber auch anspruchsvoller werden. Der Wille zur Weiterbildung ist also die beste Versicherung gegen eine Arbeitslosigkeit durch Automation und auch nachfolgende Generationen müssen entsprechend geschult werden, um in einer stark digitalisierten Wirtschaft von Anfang an Fuss fassen zu können.

 

Titelbild: Alexander Supertramp – shutterstock.com

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