Nächster Gang im Handelsstreit zwischen USA und China eingeläutet

Im Handelskonflikt zwischen den USA und China wurde am Freitag der nächste Gang eingeläutet. Präsident Xi Jinping machte am Freitag mit neuen Zöllen über 75 Milliarden US-Dollar einen ersten Versuch, Donald Trump ins Sägemehl zu werfen. Allerdings konterte dieser umgehend den Angriff und kündigte seinerseits höhere Zölle an.

Die Ankündigung von Xi Jinping, neue Zölle auf US-Güter zu erheben kam für die USA überraschend, entsprechend heftig hat Trump reagiert. Die USA werden ab Oktober alle bisherigen Zölle um 5% anheben. Zudem werden die neuen Zölle, welche alle Güter betreffen, auch nochmals um 5% angehoben. Er versuchte sogar, US-Unternehmen das Geschäften in China zu verbieten. Allerdings prasselte auf diese Ansage von Seiten der Wirtschaft heftige Kritik auf den Präsidenten nieder.

Die neueste Entwicklung hat an den Märkten für Unruhe gesorgt. Sowohl die Kapitalmarktzinsen wie auch die Aktienmärkte kamen unter Druck. Es ist weniger die Höhe der Zölle, die beunruhigt, als die zunehmende Hilflosigkeit, mit welcher der US-Präsident agiert. Trump benötigt eine Einigung mit China immer mehr. Zwar läuft die Wirtschaft noch. Aber es ziehen zunehmend dunklere Wolken am Konjunkturhimmel auf. Zudem hat er, um die Wirtschaft anzukurbeln, bezüglich Steuersenkungen und Infrastrukturprogrammen kaum Handlungsspielraum. Zu hoch sind die Verschuldung und insbesondere das jährliche Budgetdefizit. Um mit einer boomenden Wirtschaft und einem guten Aktienmarkt in den Wahlkampf zu ziehen, wäre ein Deal mit China die beste Variante.

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Kommt der fiskalische Stimulus für die Märkte?

Trump hat jüngst mit der Idee kokettiert, weitere Steuersenkungen anzustreben. Zudem will er die bisher provisorischen Senkungen vom letzten Jahr in permanente umwandeln. Gleichzeitig hofft er immer noch, dass sein Infrastrukturprogramm doch noch in die Gänge kommt. Hintergrund dieser Wünsche ist die zunehmende Schwäche der US-Wirtschaft. Gleichzeitig scheinen auch die Aktienmärkte Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Beides sind wenig gute Indikatoren für eine mögliche Wiederwahl Trumps.

Ein Blick in die Staatsschatulle der USA lässt für solche Manöver allerdings wenig Spielraum. Das Budgetdefizit ist seit der letzten Steuererleichterung schneller gestiegen als erwartet. Das kongressorale Budgetbüro der USA hat errechnet, dass per Ende 2019 das US-Haushaltsdefizit 960 Milliarden US-Dollar erreichen wird. Ursprünglich wurde ein Defizit von 896 Milliarden erwartet. Ohne politisches Eingreifen wird sich das Budgetdefizit durch bereits geplante Ausgaben in den kommenden drei Jahren nochmals deutlich ausweiten. Das ist kein guter Boden, um weitere Steuersenkungen anzustreben.

Der Schuldenberg der USA erreichte jüngst mehr als 100% des Bruttoinlandprodukts und wird durch die hohen Budgetdefizite der nächsten Jahre rasant weitersteigen. Und dies, obwohl sich die US-Wirtschaft in den letzten Jahren in einer prosperierenden Wirtschaftsphase und einem historisch langen Aufschwung befand. Normalerweise wird das Staatsdefizit in guten Jahren abgebaut und in schlechten Zeiten ausgebaut, um die Wirtschaft zu stützen. Doch dieses Wunschdenken kollidiert fatal mit dem Eigeninteresse einiger politischer Akteure.

Staatsschulden vorerst noch kein Problem

Aktuell kann sich die USA die stetige Defiziterhöhung. Die Zinsen notieren historisch tief und entsprechend sind die Kosten für die Schulden tragbar. Zudem ist das Vertrauen in die US-Wirtschaft weiter ungebrochen und die Investoren bringen in Krisenzeiten ihr Geld immer noch in die USA. Angesichts dessen könnten sich die USA vermutlich zusätzliche Steuersenkungen leisten. Allerdings dürfte dann das jährliche Budgetdefizit Ausmasse erreichen, die wohl kaum einen Politiker ruhig schlafen lässt. Ich rechne deshalb nicht damit, dass weitere Steuersenkungen in den USA eine Chance haben. Zumindest nicht jene, welche der Kongress absegnen müsste. Für die Aktienmärkte bleibt darum die Geldpolitik einer der zentralen Treiber, welcher dem Konjunkturgang und damit den Aktienmärkten mehr Boden gibt. Solange aber der Handelsstreit die Börsenagenda bestimmt, wird die Volatilität hoch bleiben. Als Aktieninvestor kann es sich lohnen, negative Marktverwerfungen zu nutzen, um etwas günstiger in defensive Firmen zu investieren.

 

Titelbild: Lightspring – shutterstock.com

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Mehr zu Beat Schiffhauer

Beat Schiffhauer ist Senior Strategieanalyst der St.Galler Kantonalbank. Er ist mitverantwortlich für die globale Konjunkturanalyse sowie der Situation an den Finanzmärkten. Seine Analysen dienen als Grundlage für die Entscheide im Rahmen des Anlageprozesses. Er ist hauptsächlich verantwortlich für die interne und externe Kommunikation marktrelevanter Ereignisse und Themen. Davor war Beat Schiffhauer im Portfoliomanagement bei der UBS tätig. Er hat an den Universitäten Bern und Kopenhagen Volkswirtschaft studiert und ist ein CFA-Charterholder. Berufsbegleitend studiert er „Applied History“ an der Universität Zürich.

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