Musik am Arbeitsplatz: Produktivitätssteigerer oder Produktivitätskiller?

Das Wohlbefinden der Mitarbeiter am Arbeitsplatz hat einen großen Einfluss auf ihre Produktivität. Nicht umsonst setzen immer mehr Unternehmen auf das Feel-Good-Management. Allerdings ist die Produktivität einzelner Mitarbeiter nicht ausschließlich auf die Raumgestaltung des Büros zurückzuführen.

Einen großen Einfluss hat auch innere Einstellung und nicht zuletzt die individuelle Gefühlslage. Um sie zu verbessern, hören viele Menschen – zumindest in ihrer Freizeit – ihre Lieblingsmusik.

Warum also nicht auch am Arbeitsplatz? Rechtlich gesehen ist das überhaupt kein Problem. Die Frage ist nur, wie der Chef dazu steht, wenn seine Mitarbeiter während der Arbeit Musik hören. Viele sehen darin eine Ablenkung und befürchten eine Minderung der Produktivität.

Andere hingegen setzen bereits seit Jahren auf den positiven Einfluss, den Musik auf das Gemüt haben kann. Doch wer hat Recht? Steigert Musik tatsächlich die Produktivität oder handelt es sich hier doch um einen wahren Produktivitätskiller? Dieser Frage werden wir nun etwas genauer auf den Grund gehen.

Musik als Produktivitätssteigerer

Ob Musik die Produktivität am Arbeitsplatz steigern kann, haben sich schon viele vor uns gefragt. Deshalb gibt es inzwischen auch die ein oder andere Studie zu diesem Thema. Sie alle kommen zu einem Ergebnis: Musik kann die Konzentration während der Arbeit steigern. Allerdings nur dann, wenn die Klänge dezent und leise sind. Daraus lässt sich schließen, dass jeder Musikstil grundsätzlich gehört werden kann. Allerdings sollte die Musik einen gewissen Geräuschpegel nicht überschreiten, ansonsten übertönt sie alle anderen Gedanken.


Musik, die man kennt und liebt, hebt die Laune. Auch am vielleicht ungeliebten Arbeitsplatz. (Bild: fizkes / shutterstock.com)

Besonders geeignet sollen allerdings leise und vor allem rhythmische Töne sein. Das menschliche Gehirn passt sich nämlich dem Gehörten an. So sorgen gleichmäßige Rhythmen für eine gleichmäßige Denk- und Arbeitsweise.

Hinzu kommt natürlich ganz klar auch der Aspekt, dass Musik die Laune aufbessert. Fast jeder wird ein oder mehrere Lieder kennen, die ihm sofort ein Lächeln ins Gesicht zaubern, sobald die ersten Töne gespielt sind. Und gute Laune wirkt sich bekanntlich auch positiv auf die Qualität der Arbeit aus. Das konnte in einer Studie von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts in Leipzig noch einmal bekräftigt werden. Sie fanden nämlich heraus, dass Menschen noch konzentrierter und effektiver arbeiten, wenn sie ihre Lieblingsmusik hören.

Musik als Produktivitätskiller

Klar ist, dass Musik ab einem gewissen Geräuschpegel die Aufmerksamkeit des arbeitenden Menschen auf sich zieht. Oft ist es dann nicht einmal mehr möglich, einen einzigen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn, konzentriert und effektiv zu arbeiten. Ähnliches gilt allerdings auch für aggressive Klänge und einen ständig wechselnden Stilmix. Auch hier kann die Studie des Max-Planck-Instituts noch einmal aufgegriffen werden. Laut dieser Studie eignen sich für eine produktive Arbeitsleistung vor allem instrumentelle und klassische Musik. Nicht aber Lieder mit deutschsprachigen Texten, häufiger Tempowechseln und wie bereits erwähnt: aggressive Musik.

Leider birgt Musik am Arbeitsplatz aber noch ein ganz anderes Problem. Wenn nicht jeder mit Kopfhörern an seinem Schreibtisch sitzt, sondern das gesamte Büro mit denselben Klängen beschallt wird, kann es zu ernsthaften Konflikten zwischen den Mitarbeitern kommen. Oft ergeben sich schon zwischen zwei oder drei Kollegen große Unterschiede im Musikgeschmack. In einem Großraumbüro mag es daher fast unmöglich sein, Musik zu finden, mit der alle zufrieden sind.

Um zu vermeiden, dass es zu etwaigen Problemen kommt, ist es deshalb sinnvoll, alle Kollegen nach ihrem Einverständnis zu fragen, wenn Musik eingeschaltet wird – natürlich in einer angemessenen Lautstärke. Darüber hinaus gilt es bei der Musikwahl jeden Kollegen mit einzubeziehen. Nur, wenn alle mit der ausgewählten Musik einverstanden sind, kann auch jeder weiterhin produktiv arbeiten. Bei musikalischen Sonderwünschen kann die Nutzung von Kopfhörern von Vorteil sein.

Alternativen zum Musik hören

Musik am Arbeitsplatz ist und bleibt ein Streitthema. Wer weder in der Stille noch bei Musik arbeiten möchte oder kann, für den gibt es einen interessanten Zwischenweg. Die Rede ist von geeigneten Hintergrundgeräuschen. Gemeint sind dabei nicht die Gespräche der Kollegen und auch nicht das Klappern der Tastatur, sondern künstlich geschaffene Geräusche.

So etwa die Geräuschkulisse, die man aus Cafés und Restaurants kennt. Sie ist keineswegs leise, wirkt aber auf viele Menschen beruhigend. “Verschiedene Apps, aber auch bestimmte Tools auf Spotify und Co machen das möglich. Hier gibt es eine große Auswahl an verschiedenen Soundspuren, die ganz nach Belieben ausgewählt werden können”, so die Experten vom Online-Musikmagazin Musiklux.

Eine weitere Alternative sind andere Hintergrundgeräusche, die die Konzentration und Produktivität der Mitarbeiter steigern können. Die Rede ist von einer Auswahl, die von Donnergrollen und prasselndem Regen bis hin zu Vogelgezwitscher oder plätschernden Bachläufen reicht.


Über das Handy lässt sich nicht nur Musik hören, sondern auch ganz bestimmte Umweltgeräusche kann man damit nachstellen. (Bild: lunamarina / shutterstock.com)

Konzentration fördern mit Binaurale Beats

Eine weitere, sehr interessante Alternative zur Musik sind die sogenannten Binaurale Beats. Sie sollen einen Einfluss auf die Hirnwellen haben und somit auch jene Bereiche des Gehirns stimulieren können, die nicht mit dem Hören verknüpft sind.

Wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass die Hirnströme des Menschen je nach Wachzustand auf anderen Frequenzen schwingen. Jene Frequenzen liegen bei etwa 20 Hz und befinden sich somit unterhalb der Wahrnehmungsgrenze des menschlichen Hörsinns. Eine direkte Wahrnehmung oder gar Beeinflussung der Frequenzen ist also nicht möglich.

Dank der Binauralen Beats können die entsprechenden Frequenzen allerdings virtuell im Hirn erzeugt werden. Abhängig davon, welcher Bewusstseinszustand erreicht werden soll, wird einer der fünf neurologisch relevanten Frequenzbereiche ausgewählt.

Interessant für den Arbeitsalltag sind je nach Beruf die Gammawellen (31 – 40 Hz). Sie sollen für starke Konzentration sorgen und auch intensives Lernen ermöglichen. Etwas abgeschwächt sind die Betawellen (13 – 30 Hz). Sie schaffen einen konzentrierten, aber zugleich auch entspannten Zustand. Alphawellen (8 . 13 Hz) hingegen erzeugen einen Kreativzustand. Hierbei handelt es sich um einen sehr entspannten Zustand, bei dem dennoch das Denken gefördert wird.

Entsprechende Frequenzen gibt es nicht nur auf YouTube zu finden. Auch Apps sowie Produktivitäts-Soundtracks im Browser bedienen sich dieser speziellen Töne. Wichtig ist allerdings, dass die Binaurale Beats über Kopfhörer angehört werden.

 

Titelbild: fizkes – shutterstock.com

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Mehr zu Marta Fischer

Marta Fischer ist leidenschaftliche Autorin mit einem ausgeprägten Harmoniebedürfnis.
Schreiben empfindet sie als Lebenselixir und möchte damit möglichst viele Menschen erreichen.

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