Wie Sie durch Haltung und Sprache Ihre Wirkung verbessern

Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Und damit der sitzt, müssen Sie Körper und Stimme in Einklang bringen.

Redner, Autor und Management-Trainer Gero Teufert erklärt, wie Sie durch eine clevere Symbiose aus Haltung und Sprache sofort punkten und Ihr Gegenüber von sich überzeugen.

90 Sekunden – so lange, oder eher so kurz, dauert es, bis sich ein Unbekannter ein erstes Bild von Ihnen gemacht hat. Und dieses Bild hat es in sich: Obwohl natürlich oberflächlich und flüchtig, bestimmt es, ob Sie Ihrem Gegenüber sympathisch sind, ob er Sie als höflich und souverän oder verschlossen wahrnimmt und dementsprechend wie viel und was er Ihnen zutraut. Es ist also völlig logisch, dass es insbesondere im beruflichen Alltag, vor dem neuen Chef oder den Kollegen, darauf ankommt, einen sprichwörtlich „guten ersten Eindruck“ zu hinterlassen. In eineinhalb Minuten eine Punktlandung hinlegen – das geht nur, wenn Körpersprache und Ausdruck im Einklang sind. Wenn Sie also im Gesamten aus der Sprachlosigkeit kommen.

Der Körper kommuniziert – immer

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Firma A lädt alle Mitarbeiter zu einem Off-Site-Event ein. Mit der kompletten Belegschaft geht es zu einer Teambildungsmassnahme in den Schwarzwald. Auch die beiden Neuzugänge der Firma, Frau Laut und Frau Leise, sind natürlich dabei. Während Frau Laut mit geradem Rücken und einem Lächeln auf den Lippen zu den neuen Kollegen spaziert und sie in ein Gespräch verwickelt, sitzt Frau Leise alleine in der hinteren Ecke des Raums, die Schultern sind nach vorne gebeugt, die Beine überschlagen, der Blick gesenkt. Noch deutlicher könnte sie nicht sagen: „Lasst mich bitte in Ruhe“ – auch nicht, wenn sie genau diese Worte verbal äussern würde. Nun raten Sie mal, wer nach dieser Veranstaltung mehr soziale Kontakte innerhalb des neuen Unternehmens geknüpft hat?

Wir alle nehmen Körpersignale instinktiv wahr, interpretieren sie unbewusst und urteilen nach unserem ersten Empfinden. Das ist keinesfalls böse Absicht, sondern stammt noch aus einer Zeit, in der wir in Sekundenschnelle entscheiden mussten: Ist dieses Tier Freund oder Feind? Soll ich freundlich regieren oder angreifen? Übertragen auf den Berufskontext bedeutet das: Allein durch Ihre Haltung können Sie bereits steuern, ob Sie als sympathisch und souverän oder als blasses Mauerblümchen wahrgenommen werden. Die gute Nachricht ist: Wie Sie auf andere wirken, können Sie mit ein paar einfachen Tricks aktiv beeinflussen.

Schwach wirkt:

  • eine gebeugte, krumme Haltung
  • Stehen im Randbereich
  • hängender Kopf oder hochgezogene Schultern
  • abgewandter, unsteter Blick

Souverän wirken Sie hingegen mit diesen Verhaltensweisen:

  • Stehen und sitzen Sie aufrecht und achten Sie auf eine offene Haltung (keine überschlagenen Beine oder verschränkten Arme).
  • Wenden Sie sich Ihrem Gegenüber zu.
  • Blicken Sie Ihrem Gesprächspartner in die Augen und suchen Sie aktiv Blickkontakt zu anderen.
  • Achten Sie auf eine gute Körperspannung (aber Vorsicht: Werden Sie dabei nicht steif und starr; das wirkt schnell unnatürlich. Mit ein bisschen Übung finden Sie das richtige Mittelmass).

Der verbale Part – So überwinden Sie Sprachlosigkeit

Die richtige Körperhaltung ist nur die halbe Miete. Sobald Sie non-verbal signalisiert haben „Ich bin ein offener, sympathischer Mensch und würde gerne mit Ihnen ins Gespräch kommen“, müssen Sie natürlich auch nachziehen. Gerade gegenüber neuen Kollegen oder – noch verzwickter – dem neuen Chef, fällt es den meisten jedoch schwer, ins Reden zu kommen. Unser Kopf und unser Sprachzentrum sind durch Hemmungen blockiert. Angst vor Zurückweisung, Blamage oder schlicht die Überzeugung, dem anderen nicht auf Augenhöhe zu begegnen, lassen uns zuverlässig verstummen.

Als erste Hilfestellung können Sie sich diese Statistik merken: Schüchterne sind in bester Gesellschaft! Laut einer Studie der Stanford University fühlen sich 93 Prozent aller Menschen in Situationen unwohl, in denen sie niemanden kennen. Völlig frei von Hemmungen sind lediglich magere sieben Prozent der Bevölkerung.

Und auch für die 93 Prozent gibt es Mittel und Wege, die eigene Zurückhaltung zu überwinden:

1. Das Worst-Case-Szenario

Oftmals werden wir von unterbewussten Annahmen über den möglichen Gesprächsverlauf und unseren Gesprächspartner ausgebremst. Malen Sie sich also im Vorfeld einfach aus, was schlimmstenfalls passieren kann und denken Sie ganz rational darüber nach: Ihr Gegenüber könnte Sie zurückweisen? Und? Wäre das wirklich so schrecklich? Sie kennen diesen Menschen ja kaum und wissen nicht, was vielleicht gerade in ihm vorgeht. Ihr weiteres Leben wird diese Abfuhr kaum beeinflussen. Immerhin haben Sie die Initiative ergriffen und niemand wird sich an Sie als stummen Fisch erinnern.

Sie könnten sich blamieren? Natürlich, das könnte passieren. Es ist allerdings ebenso wahrscheinlich, dass Ihnen eine Peinlichkeit widerfährt, während Sie mit niemandem reden. Ausserdem: Kleine Fehler machen sympathisch. Niemand wird Sie deshalb verurteilen.

Ihr Gesprächspartner steht im Unternehmen über Ihnen? Na und! Er oder sie ist trotzdem nur ein Mensch mit Fehlern, Unsicherheiten und Macken. In den meisten Fällen werden Sie schnell merken: Ihr Gegenüber sitzt nicht auf einem so hohen Ross, wie Sie angenommen haben.

2. Scheitern heisst nicht gescheitert sein

Natürlich kann jedes Worst-Case-Szenario, das Sie durchspielen, auch durchaus eintreten. Nicht jedes Gespräch wird ein Erfolg sein, nicht jeder Gesprächspartner einer neuer Freund. Und trotzdem: Verbuchen Sie es als Erfolg, wenn Sie ganz offen auf jemanden zugegangen sind und das Gespräch gesucht haben. Wie in jedem anderen Bereich gilt auch hier: Übung macht den Meister. Vielleicht können Sie aus dem gescheiterten Gesprächsversuch etwas lernen: Hätten Sie einen besseren Einstieg finden können? War die Situation vielleicht unpassend, Ihr Gegenüber gestresst oder abgelenkt? Auf diese Art wird auch ein scheinbares Scheitern zum (Lern-)erfolg!

Körper und Ton – Ein Dreamteam

Der letzte Schritt zu einem Auftritt, der richtig Eindruck macht, ist die Symbiose zwischen Körper und Stimme. Nur wenn das, was Ihr Körper aussagt, mit dem was Sie verbal äussern übereinstimmt, ergibt sich ein rundes Gesamtbild und damit ein positiver erster Eindruck. Ihre innere Einstellung zum Gespräch sollte daher ebenfalls positiv sein. Der amerikanische Psychologie Albert Mehrabian fand heraus, dass Menschen sehr empfindlich reagieren, wenn Körpersprache oder Tonalität nicht mit dem Inhalt übereinstimmen. Für den Erfolg von Small Talk ist das „Wie“ bedeutender als das „Was“, also der Inhalt. Das ist eigentlich eine gute Nachricht, die bedeutet: Bei der Themenwahl für ein Gespräch sind Sie fast völlig frei – solange Sie es gut rüberbringen.

Um zu überprüfen, wie Körper und Stimme zusammenspielen, können Sie sich an einem einfachen Rollenspiel versuchen: Gehen Sie auf einen Freund zu und begrüssen Sie ihn

  • als würden Sie sich wirklich freuen, ihn zu sehen.
  • als wäre es totale Zeitverschwendung, mit ihm zu reden.
  • als wären Sie fast zu schüchtern zu sprechen.

Merken Sie, wie sich unbewusst Ihre Stimme und Körperhaltung verändert? Idealerweise wollen Sie bei neuen Kontakten und im Berufsalltag stets so wirken wie in Beispiel a. Machen Sie sich bewusst, was mit Ihrer Tonlage passiert, welche Wörter Sie wählen, wie Ihr Körper das Gesagte spiegelt. Bei Bedarf können Sie diese Bewegungen dann immer wieder abrufen und landen einen ersten Eindruck, an den viele (und auch Sie selbst) sich gerne erinnern!



Pocketbuch – Grundlagen des Small Talk für Dummies – 2. Auflage – ISBN 978-3-527-71423-0

Fühlen Sie sich manchmal unsicher Unbekannten gegenüber und wissen nicht so recht, wie Sie mit anderen ins Gespräch kommen und worüber Sie sich mit ihnen unterhalten sollen? Gero Teufert hilft Ihnen, Ihre Sprachlosigkeit zu überwinden und Spass am lockeren Geplauder zu finden. Er zeigt Ihnen zahlreiche Techniken und Strategien, wie Sie Ihr Gegenüber ansprechen und zum Reden bringen. Dabei geht er auch auf Small-Talk-Themen und verschiedene Gesprächssituationen ein und verrät die besten Tricks guter Small Talker, mit denen Sie bei Ihrem Gesprächspartner Sympathien erzeugen. Denn egal ob privat, auf Messen, beim Geschäftsessen, auf der Reise oder beim Vorstellungsgespräch: Wenn andere Sie mögen und Sie in der Lage sind, angenehme Gesprächssituationen zu schaffen, öffnen sich Ihnen viele neue Möglichkeiten, um erfolgreiche Verbindungen zu knüpfen.

Grundlagen des Smalltalk für Dummies Das Hörbuch: Für den kleinen Plausch mit großer Wirkung. Das Hörbuch
  • Audio-CD – Hörbuch
  • Teufert, Gero (Autor)
  • 4 Seiten - 19.02.2014 (Veröffentlichungsdatum) - Wiley-VCH (Herausgeber)

 

Titelbild: bbernard – shutterstock.com

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Mehr zu Gero Teufert

Gero Teufert ist Autor, Speaker und Management-Trainer für Charisma, Schlagfertigkeit und Rhetorik. Als Account Manager und Management Consultant war er für grosse internationale Konzerne tätig. Heute gibt er sein Wissen auch im Rahmen seiner Lehraufträge an mehreren deutschen Hochschulen sowie in seinem Unternehmenstheater „Impro For Business“ weiter. Gero Teufert beweist seit vielen Jahren, dass Charisma, Ausstrahlung und gekonnte Rhetorik keine vorgegebenen Eigenschaften sind, sondern sich bei jedem Menschen beeinflussen und verbessern lassen. Seine Leidenschaft ist es, Menschen zum Strahlen zu bringen und sie zu befähigen, echte Wirkung zu erzielen: natürlich, nachhaltig und authentisch.

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