Swissness ist wichtiger denn je!

Als vor über zehn Jahren eine berühmte Firma in China hergestellte Pfannen mit dem Zusatz „Switzerland“ auslobte, hat die Schweiz mit einem kollektiven Kopfschütteln reagiert. Alle waren sich einig: Durch solche Machenschaften werden die Verbraucher getäuscht, der Wert der Marke Schweiz wird geschädigt und der Werkplatz Schweiz geschwächt.

Die Politik hat auf diesen und unzählige ähnliche Fälle mit der Swissness-Vorlage reagiert. Sie soll dem „Swissness-Bschiss“ ein Ende setzen und die heute eigentlich verbotene Verwendung des Schweizer Kreuzes auf Produkten legalisieren. Trotzdem: Noch bevor die Swissness-Vorlage in Kraft tritt, wird an dieser Kritik geübt.

Das Parlament hat es sich mit der Swissness-Vorlage nicht leicht gemacht und sich lange damit befasst. Jahrelang wehrte sich auch die Lebensmittelindustrie mit Händen und Füssen gegen die vom Bundesrat angeregte Regelung der Auszeichnung von Lebensmitteln mit Schweizer Kreuz, welche auch die Herkunft der Rohstoffe miteinbezog. Ihr Argument: Entscheidend für die Schweizer Qualität eines Produkts ist die Verarbeitung und nicht die Herkunft der Rohstoffe.

Aber das Umgekehrte sollte man auch anerkennen: Die Herkunft der Rohstoffe ist bei Lebensmitteln wichtig: Äusserungen der Konsumentinnen und Konsumenten zeigen, dass die Herkunft der Rohstoffe bei Lebensmitteln ein entscheidendes Kaufkriterium ist – auch bei stark verarbeiteten Lebensmitteln. Dies hat das Parlament schlussendlich eingesehen, so dass der Bundesrat die neuen Swissness-Regeln auf Anfang 2017 einführen konnte.

Doch damit hat das Lamentieren der Lebensmittelindustrie kein Ende. Im Gegenteil: Bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten lassen sich unterschiedlichste Vertreter weiter darüber aus. Zu kompliziert, nicht umsetzbar, zu teuer, geschäftsschädigend, eine Katastrophe, ein Krüppel und ähnliches mehr ist zu hören. Aber niemand aus diesen Kreisen scheint sich die alles entscheidende Frage zu stellen: Warum musste man eine Swissness-Regelung für Lebensmittel einführen? Weil eben Missbrauch betrieben wurde und die Verwendung des Schweizer Kreuzes auf Lebensmittel eigentlich verboten ist!

Die Swissness-Vorlage ist grundsätzlich einfach: Wenn 80% der Rohstoffe aus der Schweiz stammen, darf ein Lebensmittel mit Schweizer Kreuz versehen und entsprechend ausgelobt werden. Das ist weder kompliziert noch krüppelhaft. Was das Ganze komplex macht, sind die vielen Ausnahmen und Klauseln: Bagatellklausel, Wasserklausel oder Qualitätsausnahmen, um nur einige Beispiele zu nennen. Dabei war es die Lebensmittelindustrie selber, welche jeden Einzelfall anders behandelt wollte, nicht die Landwirtschaft! Jetzt scheint sie sich vor den Geistern zu fürchten, die sie selber rief.



Ich auf jeden Fall, kann das anhaltende Gejammer nicht mehr hören. Der 1. Januar 2017 ist nicht mehr fern. Es gilt deshalb jetzt, sich an die neuen Begebenheiten anzupassen und diese umzusetzen.

Die Swissness-Vorlage leistet einen wichtigen Beitrag, damit die Marke Schweiz ihren Wert behält. Nur wenn die Kunden in die Marke Schweiz Vertrauen haben, sind sie bereit, etwas mehr zu bezahlen. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen mit Frankenstärke und Einkaufstourismus ist dies bedeutend.

Wem das nicht gefällt, der kann ganz einfach auf das Schweizer Kreuz verzichten. Dann ist er bei der Wahl seiner Zutaten völlig frei. Den Fünfer und das Weggli kriegt man nicht zusammen, das weiss eigentlich jedes Kind.

 

Artikelbild: © opicobello – Shutterstock.com

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Mehr zu Marin Rufer

Marin Rufer ist Leiter für Produktion, Märkte und Ökologie beim Schweizer Bauernverband.

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