Elektromobilität - das Autofahren der Zukunft

Es gibt derzeit zwei Trends, wenn es um die Zukunft des Automobils geht: das selbstfahrende Auto und den Elektroantrieb. Während sich das Fahrzeug mit Autopilot noch mehr im Versuchsstadium befindet, ist das Elektroauto schon im Einsatz – wenn auch zögerlich.

Jeder zweite Schweizer hat im Schnitt einen Personenwagen. Demgegenüber nimmt sich die Zahl der Elektrofahrzeuge hierzulande noch sehr bescheiden aus. Welche Chancen hat die Elektromobilität und welche Hürden gibt es dabei noch zu überwinden? Darum soll es im Folgenden gehen.

Ein verschwindend geringer Prozentsatz

Im vergangenen Jahr sind in der Schweiz rund 1.700 Elektroautos zugelassen worden, der Bestand ist im Vergleich zu mehr als vier Millionen konventionellen Autos verschwindend gering. Auch in anderen europäischen Ländern sieht es nicht viel besser aus. Spitzenreiter bei den Neuzulassungen war 2014 das Ölland Norwegen mit immerhin 18.000 Fahrzeugen. Das wesentlich bevölkerungsreichere Deutschland kam mit gut 8.500 Zulassungen nur auf Platz 3. Die Schweiz nahm im europäischen Vergleich immerhin den sechsten Rang ein. Trotz eines starken publizistischen Interesses und mancher politischer Fördermassnahmen kann man daher nicht unbedingt von einem Boom der Elektromobilität sprechen. Dabei sind die Ziele durchaus ehrgeizig. In Deutschland strebt man zum Beispiel bis 2020 die Zahl von einer Million Elektrofahrzeugen an – bis dahin ist allerdings noch ein Stück Weg zurückzulegen.

Argumente für die Elektromobilität

Warum machen Elektroautos überhaupt Sinn? Diese Frage stellt sich mancher Autofahrer, wenn die Umweltfreundlichkeit der neuen Autogeneration gepriesen wird. Schliesslich muss auch der Strom für die Elektroautos produziert werden mit möglichen umweltschädlichen Nebenwirkungen. Unbestritten ist, dass Elektroautos per se umweltfreundlicher sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Sie verursachen keine CO2-Emissionen und stossen auch sonst keine schädlichen Abgase aus. Die Lärmbelastung ist ebenfalls wesentlich geringer als bei konventionellem Antrieb. Bezieht man die Umwelteffekte der nötigen Stromerzeugung mit ein, fällt die Bilanz gemischt aus. Hier besteht aber zumindest die Chance, dass mit der Umstellung auf regenerative Energien auch der Strom für Elektroautos zunehmend ohne fossile Brennstoffe erzeugt werden kann. Zumindest ist die Stromerzeugung flexibler und nicht alleine auf die Ressource Öl im angewiesen. Insbesondere auf lange Sicht besitzen Elektroautos daher gute Aussichten auf eine positive Umweltbilanz. Dies kann sich bei erschöpfbaren Ressourcen auch volkswirtschaftlich rechnen. Die Abhängigkeit vom knappen und politisch unsicheren Rohstoff Öl wird mit der Verbreitung von Elektroautos tendenziell geringer. Es gibt daher unter dem Strich durchaus Argumente, die Elektromobilität zu unterstützen.

Probleme: Preis, Leistung und Batterie

Woher dann die Zurückhaltung der Autofahrer? Es sind vor allem der hohe Preis und einige Nachteile der Elektroautos, der bisher viele Verbraucher abschreckt. Was unter Umwelt-Gesichtspunkten sinnvoll ist und sich volkswirtschaftlich lohnt, muss in der individuellen Betrachtung noch längst nicht rentierlich sein.

Ein zentrales Problem ist nach wie vor die Batterie. Ihre Herstellung ist vergleichsweise teuer und die Leistung relativ beschränkt. Als Technik haben sich Lithium-Ionen-Akkumulatoren durchgesetzt. Lithium selbst ist aber ein knapper Rohstoff, was eine neue Rohstoffabhängigkeit schaffen kann. Die Batterien enthalten umweltschädliche Stoffe und belasten damit die Umweltbilanz – ein Problem, das durch Recycling lösbar ist. Dank des technischen Fortschritts und grösserer Stückzahlen konnten auch die Produktionskosten in den letzten Jahren deutlich gesenkt werden. Dennoch bleibt die Batterie ein Kostenfaktor, der Elektrofahrzeuge nicht unerheblich teurer macht als konventionelle Autos.

Das andere Manko ist die Leistung. Elektroautos haben bis heute nur geringe Reichweiten. Im Schnitt sind es 100 bis 200 Kilometer, neueste Modelle erreichen immerhin fast 400 Kilometer. Spätestens danach ist ein erneuter Ladevorgang erforderlich. Er kann je nach Batterie und Leistung der Ladestation zwischen drei und acht Stunden dauern. Tanken ist bequemer, geht schneller und hält länger vor. Bezüglich Energiedichte und Wirtschaftlichkeit haben daher konventionelle Verbrennungsmotoren immer noch die Nase vorn. Immerhin konnte die Lebensdauer von Batterien inzwischen so weit ausgedehnt werden, dass sie der der Fahrzeuge entspricht. Dennoch bleibt bei Forschung und Entwicklung in diesem Bereich noch viel zu tun.

Als Hindernis erweist sich auch die bislang lückenhafte Infrastruktur für Elektrofahrzeuge. Es gibt bisher noch nicht so viele Ladestationen, um Elektroautos mit Strom zu versorgen. Der Autobesitzer ist daher immer noch vor allem auf die heimische Steckdose angewiesen. Immerhin wurden inzwischen in der Schweiz deutlich über tausend Ladestationen installiert. Das ist im europäischen Vergleich und angesichts der relativ geringen Zahl an Elektroautos hierzulande ein überraschend dichtes Netz. Es gibt etliche Länder Europas, die in dieser Hinsicht noch einen weissen Fleck bilden. Das Elektroauto im Ausland zu nutzen kann damit zur echten Aufgabe werden. Mit einer wachsenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen wird sich das Problem im Zeitablauf aber vermutlich lösen.

Vom Mendrisio-Projekt zum Swiss eDay

Den Startschuss für die Elektromobilität in der Schweiz bildete 1994 ein Modellprojekt in der Gemeinde Mendrisio im Tessin. Im Rahmen des Projektes wurden zwischen 1994 und 2001 rund vierhundert Elektrofahrzeuge auf den regionalen Markt gebracht, davon zwei Drittel als Privatwagen. Die Erfahrungen mit dem Modellversuch waren dabei durchaus positiv. Das „Mendrisio-Projekt“ hat auch über die Grenzen der Schweiz hinaus viel Beachtung gefunden. Zum zwanzigjährigen Jubiläum des erfolgreichen Abschlusses wird es in diesem Jahr erstmals in der Schweiz einen nationalen Tag der Elektromobilität geben. Am „Swiss eDay“ am 16. Juni 2015 wird im ganzen Land für die Elektromobilität geworben werden. Vom Bundesamt für Strassen und vom Schweizer Touring Club wurde 2011 das „Schweizer Forum für Elektromobilität“ gegründet, das sich ebenfalls der Verbreitung des Elektrofahrzeug-Gedankens widmet. Im Rahmen der von dem Forum initiierten sogenannten „Luzern Challenge“ können Unternehmen, Verbände und Institutionen ihre Initiativen zur Förderung der Elektromobilität einbringen.

Umbruch für Automobilindustrie

Interessant wird zu beobachten sein, wie die Elektromobilität die Automobilbranche beeinflussen und verändern wird. Die Schweiz als Land ohne eigene Automobilindustrie ist hier vergleichsweise wenig betroffen, andere Länder schon. Längst beschäftigten sich auch branchenfremde Grossunternehmen mit dem Thema „Auto“. Google hat bereits den Prototyp eines selbstfahrenden Autos vorgestellt, Apple soll sich mit der Entwicklung eines selbstfahrenden Elektrowagens befassen. Beide Aktivitäten stellen eine ernste Herausforderung für traditionelle Automobilhersteller dar. Hier hat man sich lange auf konventionellen Antrieb verlassen. Das beginnt sich zu ändern. Die Elektromobilität könnte dadurch neuen Schub bekommen – sie kann ihn gebrauchen.

 

Oberstes Bild: © andrea lehmkuhl – shutterstock.com

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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