Die Grundlagen des Value Investings

Value Investing ist simpel … aber nicht einfach. Dieses Zitat stammt vom allseits bekannten Investor Warren Buffett und bringt das Dilemma auf den Punkt: Das Grundprinzip des Value Investings ist nicht kompliziert oder schwer zu verstehen, aber es in der Praxis anzuwenden dagegen schon.

Denn sie prallen auf das menschliche Verhalten und das ist (leider) völlig anders konditioniert, als es für langfristig orientierte Anleger gut ist. Und Value Investing ist nichts anderes als langfristige Investitionen in beständige, ertragsstarke Unternehmen, die zu einem attraktiven Aktienkurs zu kaufen sind.

„Good business, good management, good price“.
(Warren Buffett)

Dies sind die drei Kernelemente, die für ein gutes Investment passen müssen. Im Prinzip ist das schon alles.

Kernelement 1: Good Business

Als Aktionär erwirbt man nicht bloss Aktien, man beteiligt sich an einem Unternehmen. Daher ist es entscheidend, dass dieses über ein erprobtes Geschäftsmodell verfügt, am besten über eine monopolartige Marktstellung und/oder eine Wettbewerbsposition, die Konkurrenten nicht oder nur schwer einnehmen könnten. Und es muss damit gute Geschäfte machen, also eine anständige Eigenkapitalrendite aufweisen, wobei stetig steigende Dividendenausschüttungen ebenfalls positiv zu werten sind.

Value Investoren setzen auf Fakten, auf Unternehmenszahlen, nicht auf Stimmungen und Meinungen, die an der Börse kursieren. Die Psychologie treibt die Kurse kurzfristig, aber langfristig machen die unternehmerischen Erfolge den Kurs(anstieg). Denn der innere, der faire Wert des Unternehmens liegt in seiner Substanz und seiner Ertragskraft begründet, nicht in seinen PR-Meldungen. Daher ziehen Value Investoren Bewertungskennziffern zu Rate, um ein Unternehmen zu bewerten: Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Umsatz-Verhältnis, Kurs-Cashflow-Verhältnis, Kurs-Buchwert-Verhältnis, Eigenkapitalrendite und Eigenkapitalquote.

Kernelement 2: Good Management

Mit schlechten Leuten macht man keine guten Geschäfte! Wenn ein Unternehmen von windigen Leuten geführt wird, kann es durchaus erfolgreich sein. Aber wenn diese Manager bereit sind, Kunden über den Tisch zu ziehen, haben sie wohl auch keine Skrupel, dies mit ihren Aktionären zu machen. Die Presse ist voll von Abzockgeschichten an der Börse. Daher ist es unerlässlich, nur auf Unternehmen zu setzen, die von ehrlichen und fähigen Managern geführt werden.

„Ein gutes Unternehmen, zu teuer bezahlt, ist ein schlechtes Investment“.
(Roland Könen)

Kernelement 3: Good Price

Und zu guter Letzt muss der Preis stimmen, zu dem man die Aktien erwerben kann. Denn nur wenn man die Aktien deutlich unterhalb ihres fairen Werts kaufen kann, wird daraus ein gutes Investment. Manchmal muss man viele Monate warten, bis der Aktienkurs eines Unternehmens auf das gewünschte Niveau fällt, bevor man einsteigen kann. Dies kann durch eine vorübergehende Unternehmenskrise, eine schlechte Meldung, verhagelte Quartalszahlen oder eine allgemeine Marktpanik eintreten – wichtig ist, dass man geduldig auf den richtigen Moment zum Einstieg. wartet. Zuschlagen, wenn die „Sicherheitsmarge“ zum fairen Wert gross genug und das Risiko eines Fehlgriffs entsprechend gering ist. Denn Buffetts Regel Nummer eins lautet: „Niemals Geld verlieren!“.

Ein Liquiditätspolster für besondere Gelegenheiten

Und sollten die Aktienkurse dennoch einmal spürbar nachgeben, freuen sich Value Investoren. Da sie nicht auf die Börsenkurse achten, sondern auf den Wert ihres Unternehmens, ergeben sich so für sie Chancen, weitere Aktien günstig einzusammeln. Deshalb ist es wichtig, nicht immer voll investiert zu sein und schon gar nicht auf Kredit zu spekulieren. Ein ausreichendes Liquiditätspolster ist eine Call-Option für die richtig guten Investitionschancen und sollte zwischen 10 und 15 Prozent der zur Verfügung stehenden Anlagesumme ausmachen. Und auch wenn es scheinbar keine Zinsen abwirft auf dem Tagesgeldkonto, so ist es doch elementar wichtig für den nachhaltigen Erfolg an der Börse. Denn es steht genau dann zur Verfügung, wenn es gebraucht wird: wenn die Kurse taumeln.

Anstatt mit der Masse zu verkaufen, stehen Value Investoren dann auf der Käuferseite. Denn langfristig bringen Aktien durchschnittlich 9 Prozent Rendite. Pro Jahr! Und die Phasen von Kurssteigerungen sind etwa dreimal so lang wie die von Kursschwächen. Daher sollte man beherzt zugreifen, wenn andere panisch werden und so überdurchschnittlich von der langfristig steigenden Tendenz der Aktienmärkte profitieren. So stand der Dow Jones Index im Jahr 1900 bei 66 Punkten und im Jahr 2015 bei 18.000. Selbst wer jeweils am Vortag der großen Crashs in Aktien investierte, hätte nicht verhindern können, Milliardär zu werden. Sofern er nicht ständig seine Aktien kauft und verkauft und meint, er können den günstigsten Zeitpunkt erwischen. Das erzeugt nur enorme Kosten und lässt die besten Chancen liegen. Denn bei den meisten Aktien werden die Kursgewinne in nur 8 Prozent der Handelstage erzielt. Wenn man dann gerade nicht investiert ist, bleibt die Rendite auf der Strecke.

Daher sollte man Aktien gewissenhaft aussuchen, kaufen und möglichst nicht wieder anfassen. Solange die Bedingungen von dem Unternehmen noch erfüllt werden, die zum Kauf geführt haben. Also gute Marktstellung, steigende Gewinne, fähiges Management und zumindest faire Bewertung von Aktienkurs zum Wert des Unternehmensanteils. So lässt man den Zinseszinseffekt für sich arbeiten und kann dabei zusehen, wie das eigene Vermögen stetig wächst.

Oberstes Bild: © Nonwarit – shutterstock.com

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Mehr zu Michael C. Kissig

Michael C. Kissig hat nach dem Abschluss seiner Banklehre Volks- und Rechtswissenschaften studiert und ist heute als selbständiger Unternehmensberater tätig. Seine erste Aktie erwarb er vor mehr als 25 Jahren im Alter von 18 Jahren und hat sich über die Jahre zum langfristig orientierten Value-Investoren entwickelt und betreibt seit 2011 das nicht-kommerzielle Investment-Blog www.intelligent-investieren.net.

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