Bürokrankheit Mausarm: so beugen Sie vor

Die Arme eines durchschnittlichen Arbeitnehmers müssen heutzutage keine Höchstleistungen mehr vollbringen. Dennoch sind sie oft von Beschwerden heimgesucht. Schon seit Jahren warnen Orthopäden und Physiotherapeuten vor den Langzeitfolgen von mangelnder Ergonomie und Fehlhaltungen am Schreibtisch. Der sogenannte Mausarm oder Mausellenbogen gehört mittlerweile zu den Volksleiden. Immer häufiger führt er schon bei jungen Menschen zu Krankmeldungen oder sogar zur Berufsunfähigkeit. Doch wo entstehen die Schmerzen, und was lässt sich dagegen tun?

An Empfehlungen für das richtige Sitzen und Arbeiten am PC mangelt es nicht. Nahezu jeder Schreibtischarbeiter weiss zumindest theoretisch, worauf es dabei ankommt. Trotzdem hapert es allenthalben bei der Umsetzung. Denn die richtige Hardware ist nicht alles: Ein ergonomisch eingerichteter und ausgestatteter Schreibtisch ermöglicht zwar das körperschonende Sitzen und Arbeiten, aber selbst perfekte Ergonomie kann schädliche Bewegungsmuster und falsche Gewohnheiten nicht verhindern. Hierbei ist der Mensch gefragt – und das bedeutet sowohl mehr Aufklärung und Schulung von Seiten des Arbeitgebers als auch eine höhere Eigenverantwortung der Beschäftigten.

Mausarm vs. Tennisarm

Mit den Begriffen Mausarm, Mausellenbogen oder Mausschulter werden mittlerweile auch komplexe Beschwerdebilder zusammengefasst, die auf die Arbeit am PC zurückzuführen sind. Früher traten vergleichbare Symptome häufig bei Tennisspielern und Golfern auf. Die modernen Bezeichnungen haben sich eingebürgert, weil ein grosser Teil der Betroffenen noch nie einen Golf- oder Tennisschläger in der Hand hatte.

Trotzdem diagnostizieren viele Ärzte auch heute noch einen „Tennisarm“ oder „Golfarm“, wenn sie einen Mausarm meinen. Doch die herkömmlichen Bezeichnungen erlauben bereits eine erste Unterscheidung: Beim Tennisarm sitzen die Schmerzen auf der Aussenseite von Arm und Ellbogen und schliessen die Streckmuskeln der Finger und der Faust mit ein. Der klassische Golfarm hingegen ist gekennzeichnet von Schmerzen auf der Innenseite von Ellbogen und Unterarm; hier sind vor allem die Beugemuskeln der Fäuste und Finger betroffen.

Sowohl der Mausarm als auch sportarttypische Beschwerden entstehen üblicherweise durch Überlastung. Beim Golf oder Tennis liegen deren Ursachen vor allem in den starken physikalischen Kräften (z. B. Ausholen, Schwung, Aufprall) und häufigen Bewegungswiederholungen. Darum wird der Arzt dazu raten, das Training erst einmal einzuschränken oder auszusetzen, damit akute Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen nicht zum chronischen Leiden werden.

Die dauernde Wiederholung von immer gleichen Bewegungen wird vielfach auch für die Entstehung eines Mausarms verantwortlich gemacht. Doch da die Arbeit mit der Maus kaum Kraft und nur einen äusserst geringen Bewegungsradius erfordert, kommen die Schmerzen hier vor allem durch das falsche Ausführungen von Bewegungen. Dafür spricht auch, dass es für Mausarmschmerzen keine typische Seite gibt. Sie können sowohl auf der Innen- als auch auf der Aussenseite des Ellbogens auftreten, beide Seiten betreffen oder im Lauf der Zeit von einer Seite auf die andere wechseln. Die Hauptursache der meisten Mausarme ist also nicht Über- sondern Untertraining.


Schon seit Jahren warnen Orthopäden vor den Langzeitfolgen von mangelnder Ergonomie am Schreibtisch. (Bild: Marcin Balcerzak / Shutterstock.com)


Den Anfängen wehren

Zu Beginn sind die Schmerzen nach langer oder exzessiver Nutzung der Maus spürbar. Über Nacht oder übers Wochenende verschwinden sie wieder. So ist es sehr leicht, sie auch immer wieder zu vergessen – bis sie eines Tages nicht mehr verschwinden und sich auch in andere Lebensbereiche einschleichen. Plötzlich schmerzt der Arm fast ständig, und auch alltägliche Bewegungsabläufe wie das Auswringen eines Lappens, das Tragen einer Tasche oder das Öffnen einer Flasche werden zur Qual.

Oft scheinen die Schmerzen von Anfang an im Hand- oder Ellbogengelenk zu sitzen, doch in der Regel sind die Gelenke davon gar nicht betroffen. So sind etwa Arthrose oder Arthritis durch Mausarbeit absolute Ausnahmediagnosen – nicht nur bei jungen Menschen. Die mögliche Intensität von Muskel- und Bänderschmerzen wird allerdings von den meisten Mausarmpatienten erst einmal stark unterschätzt. Zudem gehen viele zuerst zur Hausapotheke und dann zum Arzt. Doch Schmerzmittel, Salben oder Verbände bringen meist nur kurzfristige und daher trügerische Besserung.

Chronische Muskelschmerzen oder Sehnenreizungen kommen oft auch nachts nicht zur Ruhe, so dass keine Erholung mehr möglich ist. Die Beschwerden und Einschränkungen können so schlimm werden, dass der Betroffene seinen Beruf aufgeben muss und im Haushalt auf Hilfe angewiesen ist. Doch selbst in diesem Stadium sind oft noch gar keine irreversiblen Schäden entstanden. Die Schmerzen haben sich zwar dauerhaft im Mausarm und im sogenannten Schmerzgedächtnis eingenistet, doch vielfach könnten die Beschwerden durch gezielte Therapie und Veränderung der Haltungs- und Bewegungsgewohnheiten vollständig geheilt werden.

Die vier häufigsten Fehlhaltungen an der Maus

Es ist erstaunlich, auf wie viele Arten sich eine simple Computermaus falsch bedienen lässt. Durch Selbstbeobachtung lassen sich die eigenen schädlichen Mausgewohnheiten erkennen und gesündere Alternativen antrainieren.

  • Fehler Nummer 1: Die Maus in den Klammergriff nehmen

Stress, Ärger und Zeitdruck, aber auch Begeisterung, Triumph oder einfach starke Konzentration führen dazu, dass die Maus regelrecht in den Schwitzkasten genommen wird. Wird sie mit gekrümmten Fingern umklammert, kommt es zu einer Überanspannung der langen Daumen- und Fingerbeugemuskel im Unterarm. Die Finger bleiben dann oft auch nach dem Loslassen stärker gekrümmt als gewöhnlich und schmerzen beim Strecken am meisten. Der Arm tut vor allem an der Innenseite des Ellbogens weh.

Das Umklammern mit geraden Fingern führt zu Verspannungen im kleinen Finger und Ringfinger, oft auch in Handteller und Daumen. Bei dieser Art der Maushand treten häufig Schmerzen in den Fingergrundgelenken oder im Handgelenk auf. Mausklammern kann auch schmerzhafte einseitige Verspannungen der Oberarm-, Schulter- und Brustmuskulatur auslösen.

  • Fehler Nummer 2: Die Mausschulter hochziehen

Das Hochziehen einer oder beider Schultern gehört zu den häufigsten Haltungsfehlern. Viele Menschen tun fast alles im Leben mit hochgezogenen Schultern. Wer es zu spät bemerkt, kann die Schultern irgendwann gar nicht mehr auf normale Höhe senken und muss das Lockerlassen ganz neu erlernen.

Bei hochgezogener Mausschulter wird die Maus nur aus dem Arm und ohne weitere Körperbeteiligung bewegt. Manchmal wird der Arm dabei zusätzlich an die Seite gepresst. Auf die Dauer kann diese Arbeitshaltung zu einer schmerzenden oder starren Schulter führen. Als äussere Faktoren sollten eine zu niedrige Sitzfläche oder zu hohe Schreibtischplatte ausgeschlossen werden.

  • Fehler Nummer 3: Den Mausarm abspreizen

Auch das Abspreizen des Arms kann von der Arbeits- zur Alltagsgewohnheit werden. Mausarbeit mit chronisch abgespreiztem Arm verursacht Schmerzen im Handgelenk, das dabei meist nach aussen abgeknickt wird. Maushand und Gelenk schmerzen dann auf der Kleinfingerseite, der Unterarm tut auf der Aussenseite weh.

Der Arm wird auch abgespreizt, wenn das Mousepad bei der Arbeit wegrutscht oder zu weit aussen liegt. Grosse, rutschfeste Mousepads oder Modelle mit Gelkissen fördern eine schonende Arbeitshaltung.

  • Fehler Nummer 4: Handgelenk abknicken

Oft wird das Gelenk der Maushand bei der PC-Arbeit dauerhaft nach oben, unten, innen oder aussen geknickt bzw. gebogen – meist in Verbindung mit einer der bereits beschriebenen Fehlhaltungen. Der schädliche Knick kann Schmerzen in den Finger- und Handgelenksmuskeln hervorrufen – und auch im Mausellbogen, wo die Muskeln des Handgelenks ansetzen.



Fazit: Stressige Arbeit begünstigt Mausarm

Mausbewegungen und Mausklicks brauchen kaum Kraft. Aber der Mensch will alles im Griff haben und packt daher auch bei kleinen und leichten Werkzeugen oft viel zu fest zu. Ausserdem verändert sich der Kraftaufwand beim Klicken, Schieben und Ziehen je nach emotionaler Beteiligung bzw. Belastung – das ist zwar völlig unlogisch, aber zutiefst menschlich.

Häufig sind darum bei der Büro- und Computerarbeit alle Muskeln angespannt, obwohl das gar nicht nötig ist. Hilfreich sind also neben ergonomischer Schreibtischgestaltung Stress vermeidende und –lindernde Massnahmen und ausreichend alternative Bewegung, um die Energie gesund und sinnvoll zu kanalisieren. Ein Aufbau- und Krafttraining der betroffenen Muskulatur bringt meist mehr als Ruhigstellung oder Schonung, da es die Körperwahrnehmung trainiert und somit Schmerzen durch muskuläre Dysbalancen wirksam vorbeugen kann.

 

Oberstes Bild: Ein Mausarm ist Zeichen von Fehlhaltungen beim PC-Arbeiten. (© Olga Rosi / Shutterstock.com)

author-profile-picture-150x150

Mehr zu Christian Praetorius

Christian Praetorius, Jahrgang 1969, gelernter Controller und Logistiker mit jahrelanger Berufserfahrung. Seit 2012 gemeinsam mit seiner Frau Christine als freier Texter und Autor selbständig, erfolgreich und glücklich. Seine Kunden schätzen ihn für klare Worte, originelle Slogans und kreative Wortspiele ebenso wie für seine absolute Zuverlässigkeit und Kundenorientierung. Schreibt aus Berufung und mit Leidenschaft für die Sprache, die Botschaft und den Leser.

website-24x24
jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-22').gslider({groupid:22,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});