Der Business24 Wochenrückblick – Konjunkturprognosen, Krisen und ein Todesfall

In der zweiten Februarwoche 2015 erwiesen sich die Börsenkurse von Schweizer Unternehmen trotz des starken Frankens wieder als recht robust. Die ersten Konjunkturprognosen nach der Freigabe des Wechselkurses zeigen jedoch allenfalls gedämpften Optimismus. Mit der Akquise der traditionsreichen Basler Privatbank LaRoche durch die Raiffeisen-Tochter Notenstein schritt die manifeste Konsolidierung im Schweizer Bankensektor weiter fort.

Als internationale Themen prägten die Zukunft Griechenlands sowie die Ukraine-Krise die Mediendebatten. Gegen Ende der Woche musste die Welt erneut einen Terroranschlag in einer westlichen Metropole – diesmal in Kopenhagen – erleiden. Mit Michele Ferrero verstarb am vergangenen Samstag eine Legende der europäischen Nachkriegsindustrie.

Relative Erholung an der Schweizer Börse

Mitte Januar war die Stimmung an der Schweizer Börse durch tiefe Depression geprägt – unmittelbar nach der Freigabe des Mindestwechselkurses hatte der Swiss Market Index (SMI) nach einem temporären Hoch insgesamt 15 Prozent an Terrain verloren. Inzwischen hat der Schweizer Leitindex mehr als die Hälfte dieses Absturzes wieder wettgemacht, sein Verlust im Vergleich zum Jahresanfang lag zum Börsenschluss am Freitag nur noch bei 3,7 Prozent. Hinter den wichtigsten internationalen Indizes – insbesondere dem DAX sowie dem Euro-Stoxx – liegt der SIM jedoch nach wie vor klar zurück.

Einen positiven Einfluss auf die Aktienmärkte hatten vor allem die Aussicht auf eine Waffenruhe in der Ostukraine, später nicht bestätigte Meldungen über einen Lösungsansatz für Griechenland sowie positive Wirtschaftsdaten in der Euro-Zone. In der Schweiz zeigten in der vergangenen Woche vor allem die Papiere der Credit Suisse sowie des Uhrenherstellers Swatch – mit einem Kurs-Plus von 8,7 respektive 6,3 Prozent – einen positiven Trend. In den nächsten Tagen dürfte die Entwicklung an der Schweizer Börse spannend bleiben. In der nächsten Woche legen Nestlé, die Swiss Re sowie der Pharma-Konzern Actelion ihre Jahresdaten für 2014 vor.

UBS-Konjunkturprognose: Der starke Franken bremst das Wirtschaftswachstum aus

Die Konjunkturprognosen nach der Aufgabe der Franken-Untergrenze dürften dagegen weniger optimistisch stimmen. Als erste lieferte jetzt die UBS eine konkrete Schätzung. Demnach wird die Schweizer Wirtschaft statt um ursprünglich erwartete 1,8 Prozent nur noch um 0,5 Prozent wachsen. Das Nettowachstum der Exportwirtschaft wird voraussichtlich im negativen Bereich verbleiben, besonders betroffen sind die Metall- und Elektroindustrie sowie der Maschinenbau. Die UBS-Ökonomen prognostizieren eine leichte Abwertung des Franken mit einer mittleren Schwankungsbreite von 1,05 CHF pro Euro, schliessen jedoch auch dann eine „technische Rezession“ – das Schrumpfen der Schweizer Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen – nicht aus.



Fusion der Privatbanken LaRoche und Notenstein

In der vergangenen Woche endete die fast 230-jährige unabhängige Geschichte der Basler Privatbank LaRoche. Übernommen wurde sie durch die Raiffeisen-Tochtergesellschaft Notenstein (früher Wegelin). LaRoche-Chef Christoph Gloor bezeichnete den steigenden Margendruck als den Hauptgrund für den Verkauf, wobei auch immer höhere Compliance-Kosten sowie E-Banking-Investitionen eine Rolle spielen. Die Fusion erfolge aus einer Position der eigenen Stärke heraus und mit einem starken Partner, mit dem LaRoche die gleichen Werte teile. Die Konsolidierung im Schweizer Bankensektor schreitet damit weiter fort: Seit 2008 haben sich über 40 Institute dafür entschieden, zu fusionieren oder ihre Geschäfte aufzugeben.

Griechenland: Eine Einigung mit der EU ist bislang nicht in Sicht

Auch in der zweiten Februarwoche waren Griechenland und die Ukraine die dominierenden internationalen Themen. Auf einem ausserordentlichen Treffen der EU-Finanzminister wurde am vergangenen Mittwoch keine Einigung über Modalitäten für eine Verlängerung des europäischen Hilfsprogramms für Griechenland erzielt. Die EU hält daran fest, dass es weitere Hilfen ohne neue Spar- und Reformauflagen für Athen nicht geben werde. Eine gemeinsame Abschlusserklärung wurde

In letzter Minute durch die griechische Regierung torpediert. Seit Freitag gibt es weitere Gespräche, die vermutlich zum Wochenanfang auf dem regulären EU-Finanzministertreffen in ihre entscheidende Runde gehen.

Ukraine: Fragile Waffenruhe

Für die Ukraine ist in der Nacht vom Samstag zum Sonntag ein Waffenstillstand in Kraft getreten. Verabschiedet wurde das „Minsker Abkommen“ am vergangenen Donnerstag. Ob das 13-Punkte-Programm eine Lösung bringt, ist bisher nicht absehbar. Neben humanitären Massnahmen sieht es vor allem vor, die Konfliktparteien – die ukrainischen Regierungstruppen und die pro-russischen Separatisten in der Ostukraine – zu entflechten und unter internationaler Beobachtung den Weg für Verfassungsreformen und demokratische Wahlen in der Ukraine frei zu machen. Als Unterhändler wirkten an seinem Zustandekommen die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, der russische Staatspräsident Wladimir Putin und der französische Staatspräsident François Hollande massgeblich mit, US-Präsident Barack Obama hatte sich zu den Verhandlungen telefonisch zugeschaltet. Vorerst handelt es sich um eine eher fragile Waffenruhe. Bisher wird sie weitgehend eingehalten, punktuelle Verletzungen – mit zwei Todesopfern – kamen jedoch auf beiden Seiten vor.


Die Waffenruhe zwischen der Ukraine und prorussischen Rebellen ist äusserst brüchig. (Bild: © danielo – shutterstock.com)

Terroranschläge in Kopenhagen

Die dänische Hauptstadt Kopenhagen wurde von zwei Terroranschlägen erschüttert, die an das Szenario des Anschlags auf das Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ in Paris erinnern. Bei einem Attentat auf eine Veranstaltung in einem Kulturcafé wurden am Samstagnachmittag der dänische Regisseur Finn Nørgard erschossen und mehrere Polizisten verletzt. Zu den Gästen der Veranstaltung gehörten der französische Botschafter Francois Zimeray und der Karikaturist Lars Vilks, der vermutlich das Ziel des Anschlags war. In der Nacht zum Sonntag attackierte der gleiche Täter eine Synagoge in der Kopenhagener Innenstadt und hinterliess ebenfalls ein Todesopfer und mehrere Verletzte. Gegen Morgen wurde er schliesslich von der Polizei gestellt und in einem von ihm eröffneten Schusswechsel erschossen.

Michele Ferrero – Arbeiten, Erschaffen und Weitergeben

Michele Ferrero wurde am 26. April 1925 in Dogliani im Piemont geboren. Die Schokoladenmanufaktur seines Vaters entwickelte er mit Marken wie Nutella, Kinderschokolade, Ferrero Rocher und Mon Chérie zu einem Konzern, der heute in 53 Ländern auf dem Markt präsent ist und 34.000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Nuss-Schoko-Creme Nutella gehört zu den bekanntesten Marken der Welt, erfunden wurde sie noch von Vater Pietro. Der Bloomberg Billionaire Index listete Michele Ferrero 2014 mit einem Vermögen von 23,4 Milliarden US-Dollar als den reichsten Italiener und auf dem 30. Platz unter den globalen Super-Reichen. Ferreros Lebensmotto lautete „Lavorare, creare, donare“ – Arbeiten, Erschaffen, Weitergeben. Am 14. Februar 2015 verstarb er im Alter von 89 Jahren in Monte Carlo. Die Leitung des Unternehmens hatten seine beiden Söhne bereits Pietro und Giovanni bereits seit 1997 inne. Nach Pietros Unfalltod im Jahr 2011 steht Giovanni Ferrero allein an der Unternehmensspitze.

 

Titelbild: kostasgr – shutterstock.com

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