Schweizer Unternehmen gegen die Ecopop-Initiative

Die Mitarbeiter der Swiss bekamen in dieser Woche direkt von der Führungsspitze der Airline Post: Verwaltungsratspräsident Bruno Gehring warnte von den „massiv negativen Auswirkungen“, die aus einer Annahme der Ecopop-Initiative resultieren würden. Mit dieser Meinung steht der Firmenlenker nicht allein – die Schweizer Wirtschaft steht dem Votum überwiegend ablehnend gegenüber. 

Vordergründig geht es der Initiatorin der Ecopop-Initiative – der Umweltschutzorganisation gleichen Namens – um die Erhaltung der natürlichen Ressourcen durch Eindämmung der Überbevölkerung. Die jährliche Nettozuwanderung in die Schweiz will sie auf maximal 0,2 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung begrenzen.

Von dieser Forderung wird allerdings die Perspektive des Wirtschaftsstandortes Schweiz direkt berührt. In seiner E-Mail an die Swiss-Belegschaft beschreibt Gehring, welche Probleme sich daraus für die Fluggesellschaft ergeben würden.

Die Annahme der Initiative kann für die Swiss existenzbedrohend werden

Die bilateralen Verträge der Schweiz mit der EU sind bereits seit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative ein Dauerthema, nach der Annahme der Ecopop-Initiative wären sie wohl endgültig Geschichte. Der Marktzugang der Airline müsste dann – sofern diese vorhanden sind – auf Basis alter Staatsverträge geregelt werden. Zudem bezweifelt Gehring, dass die einzelnen Staaten der EU nach einer Kündigung der bilateralen Verträge bereit sind, neue Luftverkehrsabkommen zu unterzeichnen. Schwierigkeiten sieht er vor diesem Hintergrund sowohl bei der Wahl der Destinationen als auch der Gestaltung der Tarife. Mittel- bis langfristig könnte eine Annahme der Initiative zu einer Reduktion der Flotte führen oder für die Airline sogar existenzbedrohend werden. Seine Angestellten bat er daher höflich, dieses Szenario bei ihrer Wahlentscheidung am 30. November zu bedenken.



Debatte um die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Schweiz

Unter Schweizer Unternehmern steht Gehring mit einer derart expliziten Abstimmungsempfehlung zwar allein – viele Firmenchefs fürchten, sich und ihr Unternehmen durch eine solche Stellungnahme in der Öffentlichkeit in ein schlechtes Licht zu rücken. Zumindest ein Teil der Schweizer dürfte sich durch Schliessungs- oder Wegzugandrohungen von Konzernen manipuliert fühlen oder politischen Forderungen aus der Wirtschaftswelt grundsätzlich misstrauen. Trotzdem können sich weder die Schweizer insgesamt noch die Unternehmen der Debatte um die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Schweiz entziehen, die ihren öffentlichen Ausdruck nicht zuletzt in den diversen Abstimmungsvorlagen findet.



Schweizer Unternehmen hoffen, dass die Initiative keine Chance hat

Andere Unternehmen verzichten zwar auf Empfehlungen an ihre Mitarbeiter, sondern setzen auf Information und Dialog. Die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse publizieren in ihrem Intranet Informationen zu politischen Initiativen. Ausserdem liefern ihre Ökonomen Analysen, welche volkswirtschaftlichen Folgen rigorose Zuwanderungsbeschränkungen hätten. Die beiden Schweizer Traditionskonzerne Nestlé und Swatch sind bisher zuversichtlich, dass die Ecopop-Initiative bei der Mehrheit der Schweizer keine Chance hat – Swatch-Chef Nick Hayek berief sich in einem Statement hier ausdrücklich auf die Intelligenz der Eidgenossen.

 

Oberstes Bild: © GeorgeMPhotography – shutterstock.com

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