WEF-Ausblick 2015: Die Erwartungen der globalen "Gurus"

Das World Economic Forum (WEF) mit Sitz in Genf befragt am Ende jedes Jahres 1.800 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft zu ihrem Ausblick auf die Zukunft und den wichtigsten globalen Trends. Der „Outlook of the Global Agenda 2015“ wurde in der ersten Novemberwoche publiziert.

Die wichtigsten Herausforderungen des kommenden Jahres bestehen demnach in der ungleichen Verteilung des Reichtums und das Fehlen neuer Arbeitskräfte trotz anziehenden Wirtschaftswachstums – diese beide Punkte finden sich auf Platz 1 und 2 der relevanten ökonomischen und sozialen Trends. Überraschend für die Studienautoren benannten die Befragten als drittwichtigstes Thema die globale Führungskrise. Als weitere wichtige Trends für 2015 betrachten sie Umweltgefährdungen, geschwächte Demokratien, wachsende politische Instabilität sowie Gewalt.

Ungleiche Einkommensverteilung – globale Herausforderung No. 1

Laut den Daten und Analysen des WEF ist die Schere zwischen Arm und Reich in den vergangenen Jahren permanent gewachsen – von dieser Problematik ist die ganze Welt betroffen und müsse sich daher dieser Herausforderung auch gemeinsam stellen. Soziale Ungleichheit sei eine der Ursachen zahlreicher Probleme, darunter fehlenden Wirtschaftswachstums und unzureichender sozialer Kohäsion. Ihre Lösungsvorschläge differenzieren die Befragten nach den verschiedenen Weltregionen: In Europa und Nordamerika soll vor allem eine gerechtere Steuerpolitik für sozialen Ausgleich sorgen, der Mittlere Osten sowie Afrika benötigen mehr Arbeitsplätze, in Asien und Lateinamerika wäre eine bessere Ausbildung von Arbeitnehmern wünschenswert.

Hohe Arbeitslosenquoten sind weltweit ein Thema

Hohe Arbeitslosenquoten sind ebenfalls ein weltweites Thema. Verhalten optimistisch sind die Experten hier lediglich mit Blick auf Nordamerika – nur 54 Prozent von ihnen stufen für die USA und Kanada die Arbeitsmarktentwicklung als sehr wichtiges Thema ein. Für den afrikanischen Kontinent südlich der Sahara sehen 88 Prozent der Befragten die hohe Arbeitslosigkeit als ein gewaltiges Problem, auch für Lateinamerika (79 Prozent), Europa (71 Prozent) und Asien (62 Prozent) bleibt Arbeitslosigkeit bis auf weiteres ein mehr als relevantes Thema. Alarmierend ist, dass Wirtschaftswachstum nicht mehr automatisch mehr Beschäftigung nach sich zieht, in einigen Volkswirtschaften habe die Überwindung einer Rezession sogar zu einem weiteren Abbau von Arbeitsplätzen geführt.

Die Weltgesellschaft hat ein Leadership-Problem

86 Prozent der befragten „Gurus“ sehen ein globales Leadership-Problem – eine schlüssige Antwort im Hinblick auf die Gründe haben die Autoren des WEF-Berichts jedoch nicht. Eine Rolle dürfte spielen, dass es der Weltgemeinschaft bisher nicht gelungen ist, auch nur eines der drängenden Probleme von weltweiter Bedeutung – Umweltschutz und Klimawandel, die Finanz- und Wirtschaftskrise oder die Gewalt im Mittleren Osten – gemeinsam anzugehen. In vielen Ländern haben die politischen Eliten ihre Reputation auch durch Korruption und Misswirtschaft verloren. Auch 58 Prozent der Befragten – immerhin selbst globale Leader – geben an, dass sie Politikern kaum vertrauen.

 

Oberstes Bild: © World Economic Forum – wikimedia.org

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