Wenn die "Generation Relaxed" die Führung übernimmt

Alles redet von der Generation Y, die als um 1980 geborene Generation die Geschehnisse um den 11. September 2001 bewusst miterlebt hat und seitdem die Unsicherheit als die grösste Sicherheit im gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Leben wähnt. Auf der Grundlage dieser Wandlungsfähigkeit und der opportunen Gesamthaltung ist die Generation Y durchaus in der Lage, sich von den meist geradlinigen Lebenswegen ihrer Vorväter abzukoppeln und sich durch geschicktes Taktieren in vielen Lebenssituationen viele Optionen offenzuhalten. Interessant ist das natürlich auch für den Arbeitsalltag vor allem im mittleren Management.

Während sich offenbar die ganze Welt auf die Generation Y stürzt und von ihr den Wandel in der Arbeitswelt erwartet, entwickelt sich fast im Verborgenen nicht etwa schon die Generation Z, sondern eher die Generation Relaxed. Hier versammeln sich die Mittzwanziger der neuen Angestellten- und Management-Generation, die längst nicht mehr die Arbeit als Übersinn des menschlichen Lebens betrachtet. Ein ganz neues Verhältnis von Arbeit und Freizeit wird hier genauso propagiert wie ein viel bewussteres Verhältnis zum wahren Erleben des Lebens.

Weg von der Work-Life-Balance, hin zum wahren Leben

Interessant erscheint hier, dass sich die Generation Relaxed direkt aus der Generation Y rekrutiert, gewissermassen ein Teil von ihr ist. Während sich Teile der Generation Y noch am Gezerre zwischen Arbeit und Leben beteiligen, haben die Mitglieder der Generation Relaxed die Arbeit als lästiges Übel längst abgeschüttelt und betrachten Sie nur noch als eher notwendiges Mittel zum Zweck. Und der Zweck wird hier von dem bestimmt, was das Leben vermeintlich ausmacht. Reisen, fremde Länder kennenlernen, die Seele baumeln lassen und das Leben mit dem geniessen, was es zu bieten hat – dies alles wird nur ungern angestrengter, geschweige denn geregelter Arbeit geopfert. Die muss zwar auch nach Ansicht der Generation Relaxed sein, sollte aber weit hinter dem stehen, was hier als „glückliches Leben“ betrachtet wird.

Was ist das „glückliche Leben“?

Nicht selten haben die Mitglieder der Generation Y erlebt, wie sich ihre Eltern und Grosseltern in einer monoton scheinenden Ewigkeit einen Wohlstand erarbeitet haben, der zwar sicher, aber eher langweilig erschien. Die gesellschaftlichen Ausbrüche der 1968er-Generation einmal vernachlässigt, bot das Leben dieser Generationen einen Gleichklang, der vor allem von der Dominanz der Arbeit bestimmt war. Sicher waren feste Arbeitszeiten, relativ verlässliche Löhne und Gehälter und ebenso Sozialleistungen.

Doch spätestens seit der Jahrtausendwende hat sich dieses Bild in Mitteleuropa gewandelt. Mit dem Aufschwung der sogenannten Neuen Technologien und nicht zuletzt mit den Terroranschlägen des 11. September 2001 kamen zunehmend mehr Unsicherheiten ins Spiel. Ausserdem gilt es jetzt nicht mehr, Wohlstand zu erreichen und zu bewahren, sondern mehr von den wohlstandssichernden Errungenschaften der vorhergehenden Generationen zu profitieren.


Familie und Freizeit gewinnen an Wichtigkeit und rangieren vor der Arbeit. (Bild: Monkey Business Images / Shutterstock.com)
Familie und Freizeit gewinnen an Wichtigkeit und rangieren vor der Arbeit. (Bild: Monkey Business Images / Shutterstock.com)


Es wird das „glückliche Leben“ propagiert, in dem jeder Mensch, der sich dazu in der Lage sieht oder sich eben in einer solchen Lage befindet, seinen eigenen Lebenszielen verstärkt nachgehen soll. Kein Wunder, wenn im Rahmen dieses „glücklichen Lebens“ jetzt Familie und Freizeit deutlich vor der Arbeit rangieren. Das Streben nach einem glücklichen Leben ist insofern kein Makel, als es für Menschen unserer Zeit normal ist, das Beste mitzunehmen, das geboten wird. Schwierig wird das allerdings dann, wenn die arbeitspolitischen und gesellschaftlichen Bedingungen nicht in jedem Fall mit dem Wunsch nach weniger Arbeit und mehr Freiheit in der Lebensgestaltung kompatibel sind.

Der Kampf der Interessen

Während sich junge Leute aus gut situierten Haushalten gern den neuen Zielen der Generation Relaxed hingeben, tun sich hier die Sprösslinge weniger privilegierter Schichten deutlich schwerer. Hier ist auch die Relation zu finden, die die Interessen der einen von denen der anderen trennt. Wer bereits im goldenen Bettchen schläft und vom goldenen Löffel ist, muss sich diese nicht mehr verdienen. Anders bei denen , die erst jetzt den Aufstieg in den Olymp der Erfolgreichen und Vermögenden schaffen wollen. Für diese jungen Leute, meist der Mittelschicht oder gar der Unterschicht entstammend, ist Arbeit immer noch der probate Weg, Karriere und damit letztlich auch Geld zu machen.

Interessant ist dabei, dass sich die Jungmanager aus der Mittelschicht deutlich mehr in die Unternehmen einbringen als die vergleichbar angestellten Alterskameraden aus der Oberschicht. Wo die einen schon sind, wollen die anderen eben noch hinkommen. Und dabei steht gar nicht immer der Porsche ganz oben auf der Wunschliste.

Irgendwo dazwischen bewegt sich die Generation Relaxed, die auch schwierige Problemlagen nicht nur entspannt und optional angeht, sondern eher gelassen. Wobei diese Gelassenheit genauso interessant wie auch gefährlich sein kann.

Eine gesunde Mischung aus Bewahrern des Old Management der Generation Boomers, der Flexibilität der Generation Y und einem Schuss der Gelassenheit der Generation Relaxed könnte für die kommende Generation Z das genau richtige Mass sein. Warten wir ab, wo sich die Generation Z etabliert.

 

Oberstes Bild: © Sergey Nivens – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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