Schweizer Führungskräfte: Zu wenige Talente und zu viel Zeitdruck sind grösste Sorgen

Schweizer Kader sehen Zeit- und Innovationsdruck sowie den schwindenden Talentpool als die grössten Herausforderungen in ihrer Arbeit. Laut einer aktuellen Umfrage nimmt vor allem der politische Diskurs auf ihre Probleme zu wenig Rücksicht. Ihre Konsequenz daraus: Für die Durchsetzung ihrer Interessen bräuchten auch Führungskräfte eine Lobby.

Die Studie wurde von der Kalaidos Fachhochschule Zürich und der Schweizer Kader Organisation (SKO) durchgeführt. Befragt wurden dafür 1300 Führungskräfte und Personal-Experten in Schweizer Unternehmen. Sie ist damit die grösste einschlägige Untersuchung in der Schweiz und gleichzeitig der Auftakt für ein „Leadership-Barometer“, das die Arbeit von Führungskräften regelmässig empirisch untersucht sowie praktische Lösungen für aktuelle und langfristige Herausforderungen aufzeigt.

Ressourcenknappheit als Führungsherausforderung der Zukunft

René Weber, einer der Studienautoren und Chef des Kalaidos Instituts für Leadership und HR, fasst zusammen, dass das Thema Ressourcenknappheit für Führungs- und Personalentwicklungsarbeit in der Schweiz künftig eine immer grössere Rolle spielen werde. Dies betreffe sowohl die Zeit und den Raum, die für Innovationen zur Verfügung stehen, als auch den Mangel an talentierten und motivierten Mitarbeitern. Neben Innovation und Mitarbeiterbindung gewännen auch die Themen Regeneration und Reflexion in Zukunft einen grösseren Stellenwert. Über die wachsende Bedeutung dieser Arbeitsfelder sind sich nicht nur Top-Manager, sondern Führungskräfte auf allen Hierarchieebenen in den Unternehmen einig.

Führungskräfte wünschen sich bessere politische Vertretung

Gleichzeitig wünschen sich die Führungskräfte und ihre berufspolitischen Vertreter eine stärkere Repräsentation ihrer Interessen im politischen Bereich. In vielen politischen Debatten spielten ihre Probleme und Bedürfnisse, wenn überhaupt, bisher nur eine marginale Rolle. SKO-Geschäftsführer Jürg Eggenberger sieht im „Leadership-Barometer“ erste Ansätze für eine politische Vertretung der Kader. Er betont, dass die Position von Führungskräften mehr Gehör auf wirtschafts-, sozial- und bildungspolitischer Ebene finden müsse. Ausserdem stellt Eggenberger auf die wachsende Bedeutung von Führungsthemen in der beruflichen Weiterbildung ab. Nachholbedarf haben hier bisher sowohl die diversen Bildungseinrichtungen als auch die Unternehmen.

Spezifische Problemlagen auf den verschiedenen Ebenen der Hierarchie

Ein wichtiger Vorteil der Studie gegenüber vergleichbaren Untersuchungen ist ihr breiter Branchenhintergrund. Die befragten Führungskräfte kamen aus insgesamt zehn Branchen. 61 % von ihnen arbeiten in kleinen und mittleren Unternehmen. Mehrheitlich repräsentieren sie den mittleren Kader und haben mindestens vier Jahre Führungserfahrung hinter sich.

Die Studie gibt auch Aufschluss über spezifische Problemlagen der unteren und mittleren Kader. Erstere leiden unter besonders hohem Arbeitsdruck und wünschen sich beispielsweise mehr Zeit, um persönliche Kundenbeziehungen aufzubauen und zu pflegen. Viele mittlere Kader betrachten dagegen vor allem ihre „Sandwich-Position“ zwischen Geschäftsleitung und Mitarbeitern als problematisch. Den obersten Chefs mangelt es wiederum vor allem an Zeit zur Reflexion.

Interessant ist, dass Führungskräfte aus der Chefetage der eigenen Unternehmenskultur meist bessere Noten erteilen als Führungskräfte auf den unteren und mittleren Ebenen der Hierarchie. Als eher unwichtig empfand die Mehrheit der Befragten Themen, die in der Management-Literatur oft eine zentrale Rolle spielen: die Entwicklung und Koordination verschiedener Arbeitszeitmodelle, das Delegieren von Aufgaben und die Vorbildfunktion von Führungskräften für die Mitarbeiter.

 

Oberstes Bild: © racorn – Shutterstock.com

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