Senioren im Unternehmen

Nicht nur der demografische Wandel in der Altersstruktur der Gesellschaft, sondern auch die höhere Lebenserwartung und eine gesündere Lebensweise sind Gründe dafür, dass die Zahl der älteren Arbeitnehmer in vielen Unternehmen überproportional wächst. Dazu kommt ein ständig steigender Mangel an jungen, gut ausgebildeten Fachkräften, der auch durch die recht hohe Zuwanderungsquote in der Schweiz nicht aufgefangen werden kann.

Ältere Arbeitnehmer sind da nicht nur ein Gewinn an Erfahrungen und Wissen im Unternehmen, sie bedürfen zugleich einer besonderen Wertschätzung ihrer Fähigkeiten und ihres Einsatzes, teilweise weit über das Erreichen der Pensionsgrenze hinaus.

Alternde Gesellschaften führen zu alternden Mitarbeiterstämmen

Sie können es nicht nur, sie wollen es auch. Immer mehr Senioren wollen sich nicht von ihrem Arbeitsplatz trennen. Zumindest nicht vollständig. Das Gefühl des Gebrauchtwerdens, eine Wertschätzung von Einsatzbereitschaft und Leistung und dazu ein immenses Mass an Erfahrungen machen in vielen Unternehmen die Senioren zu einer besonderen Arbeitnehmergruppe. Viele Pensionäre wollen im Alter nicht einfach nur die Ruhe auf der heimischen Couch nutzen.

Sie wollen zumindest für einige Stunden in der Woche auch weiter am Arbeitsleben teilhaben. Nicht nur um ihre Altersbezüge aufzubessern, sondern auch, um weiterhin einen Beitrag zur Entwicklung in den Unternehmen zu leisten. Angesichts der auf den Kopf gestellten Alterspyramide wird das für viele kleinere und mittlere Unternehmen sogar zur Überlebensfrage. Und auch international agierende Konzerne kommen nicht daran vorbei, den einen oder anderen älteren Arbeitnehmer weiter zu beschäftigen. Dabei bringt die Beschäftigung von Senioren im Betrieb nicht nur Vorteile. Auch der Umgang mit diesen Arbeitnehmern muss ein anderer sein.

Arbeitsrhythmen und Arbeitsinhalte anpassen

Auch wenn ältere Arbeitnehmer oftmals über einen unschätzbaren Fundus an Erfahrungen verfügen, sind die altersbedingten Einschränkungen in Bezug auf die Arbeitskraft nicht wegzureden. Körperliche Einschränkungen gehören dazu ebenso wie ein anderes Mass an Leistungsfähigkeit besonders über längere Zeiten hinweg. Sollen oder müssen ältere Beschäftigte weiter im Betrieb gehalten werden, erfordert dies oftmals nicht nur eine Anpassung der Arbeitsplätze selbst, sondern immer wieder auch Veränderungen im Arbeitsrhythmus. Der Wechsel zwischen Aktivität und Pausen sollte jetzt ein anderer sein.

So kommen häufigere kleine Pausen den Senioren deutlich entgegen und halten die Leistungsbereitschaft aufrecht. Auch die Umgestaltung der Arbeitsplätze mit angepassten Sitzmöbeln und Stehhilfen macht sich bezahlt. Über die Rahmenbedingungen hinaus lassen sich im Einzelfall auch die Arbeitsinhalte sinnvoll anpassen. So können monotone Arbeiten in der Fliessbandfertigung beispielsweise durch Arbeiten in der Qualitätssicherung ersetzt werden. Auch abwechslungsreiche Zuarbeiten werden von älteren Arbeitnehmern oftmals gern und dankbar angenommen.

Die Weiterbeschäftigung der Senioren ist dann nicht nur sinnvoll, sondern ersetzt auch jüngere Arbeitskräfte, die dann durchaus auch in leistungsintensiveren Bereichen eingesetzt werden können. Viele ältere Arbeitnehmer möchten auch nicht Vollzeit arbeiten, sondern bevorzugen Teilzeitarbeit bis hin zum nur stundenweisen Einsatz oder zur Arbeit auf Abruf. Auch dieser Umstand muss in die Überlegungen einbezogen werden, wenn ältere Beschäftige im Unternehmen bleiben sollen.


Arbeitnehmer jenseits der 60 gehören heute längst nicht zum alten Eisen. (Bild: Ibefisch / pixelio.de)


Nichts für´s alte Eisen

Arbeitnehmer jenseits der 60 gehören heute längst nicht zum alten Eisen. Jahrzehntelange Berufserfahrung, ein Fundus an zwischenmenschlichen Kompetenzen, jahrelang bewiesene Loyalität und Zuverlässigkeit sind Pfründe, aus denen geschickte Unternehmer gern schöpfen. Dabei haben die erfahrenen Senioren oftmals auch eine motivierende und inspirierende Wirkung auf jüngere Arbeitnehmer und Berufsanfänger. In vielen Fällen sind sie die gute Seele im Betrieb, weil sie nicht nur jeden Winkel kennen, sondern auch ausgleichend auf den Stress im Arbeitsalltag wirken können.

Der Wert älterer Arbeitnehmer bestimmt sich nicht unbedingt ausschliesslich nach produktiven Kennzahlen, sondern immer häufiger nach der moralischen Integrität und der Zuverlässigkeit in der Leistungserbringung. Das sind Punkte, die vielen jungen Beschäftigten nicht immer bescheinigt werden können.

Altersstrukturen sinnvoll gestalten

Unternehmen, die nur auf die Erfahrung der Senioren bauen, leben genauso gefährlich wie solche, die nur auf die Agilität der Jugend vertrauen. Beide Situationen schaffen im Unternehmen strukturelle Gewichtungen, die mit unterschiedlichen Risiken behaftet sind. Bei überalterten Belegschaften steigt das Risiko von Betriebsblindheit, eingeschränkter Leistungsfähigkeit und altersbedingtem Ausscheiden. Im Gegensatz dazu verfügen Unternehmen mit einer überdurchschnittlich jungen Belegschaft oftmals nicht über ein ausreichendes Mass an Stabilität und Erfahrung.

Auch in zwischenmenschlicher Hinsicht ergeben sich in jungen Belegschaften mehr Konfliktpotentiale, als in gesund gereiften Mitarbeiterstrukturen. Die wahre Kunst für Personalverantwortliche liegt darin, eine gesunde Mischung aus älteren erfahrenen und jungen leistungsfähigen Mitarbeitern zu schaffen. Ein solcher Mix zeichnet sich durch ein ausgeglichenes Zusammenspiel gelassener Erfahrenheit mit heissspornigem Tatendrang aus. Dabei gilt immer das gute alte Sprichwort „Jugend ist kein Fehler und Alter kein Verdienst“.

Unterschätzter Wert der Generation Ü50

In der öffentlichen Diskussion ist immer wieder zu hören, dass Arbeitnehmer jenseits der 50 Lenze kaum noch eine vernünftige Chance auf einen angemessenen Arbeitsplatz haben. Diese Ansicht resultiert aus dem Jugendwahn der 1980er und 1990er Jahre und ist längst überholt. Entsprechend gut ausgebildete und einsatzbereite Arbeitnehmer über 50 sind ein wertvoller Rekrutierungsstamm, der mit persönlicher Stabilität genauso überzeugen kann, wie mit einem hohen Willen zu arbeiten. Mancher Personalplaner geht hier die Rechnung sehr leichtfertig an.

Es wird überlegt, wie lange ein älterer Arbeitnehmer im Vergleich zu jungen Beschäftigten im Betrieb bleiben kann, wie hoch das Ausfallrisiko ist und inwiefern ältere Arbeitnehmer weiterentwicklungsfähig sind. Dabei wird oftmals nur mit Zahlen, weniger mit Persönlichkeiten gerechnet. Arbeitnehmer im höheren Alter bleiben oftmals länger im Unternehmen als junge Arbeitnehmer, die noch nach beruflichen Veränderungen suchen. Und auch die Ausfallzahlen sind nicht signifikant höher. Während jüngere Arbeitnehmer oftmals wegen Freizeitverletzungen und Erkrankungen von Kindern ausfallen, haben die Älteren das meist hinter sich. Und wer glaubt, dass ältere Beschäftigte weniger lernbereit sind, irrt ebenfalls.

 

Oberstes Bild: © magann – Fotolia.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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