Zu Ihrer Rechten sehen Sie...

Unsere Weltkarten in Europa sind immer gleich aufgeteilt. Europa und Afrika liegen ungefähr im Zentrum, Amerika zur Linken und zur Rechten sieht man vor allem Asien, wo das mächtige Russland die Szenerie dominiert. Trotz der enormen Vernetzung der Welt und der ausgeweiteten Berichterstattung bleiben viele Geschehnisse und Hintergründe in grossen Bereichen der Welt, wie z.B. Russland, ausserhalb der Wahrnehmung vieler Westeuropäer. Mit den Olympischen Winterspielen könnte sich das ändern – und Social Media macht’s möglich.

Die Olympischen Sommerspiele 2012 in Londen wurden als die ersten „Conversational Games“ oder manchmal auch „Social Media Games“ bezeichnet, da zum ersten Mal die flächenhafte Nutzung der sozialen Medien ermöglicht wurde – damals allerdings noch unter relativ strengen Richtlinien. Für die diesjährigen Winterspiele setzt das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Entwicklung in Richtung Social Media fort und verwendet soziale Plattformen als zentralen Bestandteil ihres Marketingkonzepts. Für den Westeuropäer eher ungewohnt: Facebook ist nicht das Medium Nummer Eins.

Es gibt eine gewisse Hürde, die Russland und die westliche Welt trennt. Sicherlich sind sprachliche, kulturelle und auch geschichtliche Aspekte hierbei relevant. Die Winterspiele werden für viele Menschen einen Anreiz bieten, diese Hürde zu überwinden und Russland besser kennenzulernen. Dies könnte sowohl für Privatpersonen als auch speziell für Social Media Marketer gelten, deren Fokus durch die Winterspiele insbesondere auf eine soziale Plattform gelenkt wird: VKontakte oder auch einfach VK.

VKontakte ist das soziale Medium in Russland. Die Website vk.com ist laut Alexa-Traffic die zweitbeliebteste Seite in Russland und nimmt auch global einen respektablen 24. Platz ein, obwohl sie in westlichen Ländern eher unbekannt ist. Zugpferd für diese relativ hohe globale Platzierung ist der russische Markt. Unter Berufung auf das Marktforschungsunternehmen ComScore berichtete Onlinemarketing.de von 49 Millionen monatlich aktiven Nutzern auf der Plattform. Diese Zahlen erwecken den Eindruck, als ob in Russland ein gewaltiges Potential für Branding Kampagnen schlummert, das nur noch nicht richtig entdeckt wurde.


/ Wiki / Lizenz: Wikimedia Commons)


Die Infrastruktur für eins der wichtigsten Dinge beim Branding, die Interaktion mit der Zielgruppe, ist durch VKontakte bereits vorhanden und darüber hinaus weist Russland etwas auf, was man vielleicht als Social Media Kultur bezeichnen kann. Im Durchschnitt verbringen die Russen 555 Minunten pro Monat auf sozialen Plattformen und liegen damit weltweit auf Platz 2, hinter Argentinien, die im Schnitt 10 Minuten mehr pro Monat investieren.

Aus diesem Grund will das IOC auch VKontakte als zentrale Plattform für ihre Social Media Kampagne nutzen. Die offizielle Seite der Olympischen Spiele hat bereits mehr als 2 Millionen Mitglieder und wird wahrscheinlich für die Zeit vom 07. bis zum 23. Februar nicht allein das soziale Medium Russlands, sondern auch das soziale Medium der Olympischen Winterspiele sein.

Sollten die Winterspiele in Sotschi ein Erfolg werden, wäre das sicherlich auch ein Verdienst der Social Media Strategie des IOC, denn durch die politischen und menschenrechtlichen Umstände im Land gehen die Winterspiele eher mit einem Handycap als mit Vorschusslorbeeren an den Start. Innerhalb und vor allem auch ausserhalb von Russland eine positive Stimmung gegenüber den Spielen zu erzeugen und damit in gewisser Weise auch gegenüber den Rahmenbedingungen, unter denen sie stattfinden, wäre eine eindrucksvolle Demonstration für die Wirksamkeit von Social Media, wenn es um die Verbesserung des Images geht.

Einige grosse Unternehmen, die ihre Verkaufszahlen ankurbeln und ihre Marke stärken wollten, haben den russischen Markt und vor allem VKontakte bereits für sich entdeckt, darunter auch der FC Bayern München. Die Olympischen Winterspiele könnten den Fokus einer potentiell hohen Anzahl weiterer international ausgerichteter Unternehmen einen Schritt in eine ähnliche Richtung gehen lassen.

 

Oberes Bild: © bofotolux – Fotolia.com

author-profile-picture-150x150

Mehr zu Markus Haller

Diplomphysiker im technischen Vertrieb mit Leidenschaft fürs Schreiben.
Die Themen dürfen ruhig weit gesteckt sein: Von Archäologie und Kulturanalyse über Naturwissenschaft und Technik hin zum eCommerce und Content-Marketing.

website-24x24
jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-22').gslider({groupid:22,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});