Sechs mentale Zustände, von denen erfolgreiche Entrepreneure sich schnellstens verabschieden sollten
VON Agentur belmedia Selbstmanagement
Nur mit der nötigen Ration an Risikobereitschaft, Durchhaltevermögen, Resilienz gegenüber Rückschlägen und Optimismus werden junge Unternehmer die entscheidenden ersten Jahre ihrer Selbstständigkeit meistern.
Betrachtet man erfolgreiche Start-up-Persönlichkeiten, fällt vor allem ihr hohes Mass an Individualität ins Auge, das eine schablonenhafte Einordnung in nachvollziehbare, mentale Strategien schwer macht. Aber vielleicht ist diese Herangehensweise auch gar nicht zielführend. Viel interessanter ist nämlich die Frage, welche kognitiven Sackgassen ergebnisorientierte Gründer vermeiden sollten, damit ihre jeweils ganz eigenen Fähigkeiten den Raum erhalten, um sich gewinnbringend entfalten zu können.
1. Selbstmitleid
Niemand kann sich vollständig von gegebenen Umständen befreien; die entscheidende Frage ist, wie man mit ihnen umgeht. Erfolgreiche Gründer sparen sich Selbstmitleid, auch wenn sie nicht mit silbernen Löffeln geboren wurden – oder im Laufe ihres Start-Ups schuldlos Rückschläge oder menschliche Enttäuschungen erleben. Stattdessen übernehmen sie in jedem Moment und ohne Ausnahme Verantwortung für ihre gegenwärtige Situation und betrachten sich selbst als den einzigen Menschen, der dafür zuständig ist, den Status-Quo zu optimieren.
Sie sind realistisch: Die Welt ist oft kein gerechter Ort. Aber jeder Rückschlag ist eine Chance zur Revision. Erfolgreiche Gründer betrachten diese Chance mit Dankbarkeit – und gehen dann schlicht den nächsten Schritt in Richtung Erfolg, statt im Lamentieren zu verharren. Dieser nach vorn gerichtete Blick, der sich an den Herausforderungen der Gegenwart orientiert, ist ein essenzielles Merkmal erfolgreicher Menschen. Sie leisten sich nur sehr selten das, was der Philosoph Nietzsche „Ressentiment“ genannt hat. Die Vergangenheit ist kein Ort des Aufenthalts, sondern eine Quelle des Lernens.
2. Stillstand
Angst vor Veränderung ist eine menschliche, wahrscheinlich evolutionär bedingte Grundeigenschaft: Warum den Status-Quo verlassen, wenn er Sicherheit bietet? Dieses Grundmuster lassen erfolgreiche Entrepreneure hinter sich – immer und immer wieder. Das ist keine einfache Übung, vor allem, wenn sich der erste Erfolg eingestellt hat und es scheinbar keinen Grund gibt, das offensichtlich funktionierende System in Frage zu stellen.
Mentale Stagnation und der Unwille, in Alternativen zu denken, sind oft schleichende Prozesse, die schlussendlich alle unternehmerische Innovation lahmlegen. Erfolgreiche Entrepreneure bleiben ihr Leben lang Gründer: hungrig, im wahrsten Sinne unternehmungslustig, immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung und dem kalkulierten (!) Risiko.
3. Soziale Akzeptanz
Der Versuch, es jedem immer recht zu machen – potenziellen Investoren, Finanzpartnern, Geschäftskontakten, Abnehmern, Kunden – verschlingt eine enorme Menge an Energie ohne vergleichbaren Return-on-Invest. Das gilt vor allem dann, wenn junge Gründer beginnen, sich zu verstellen, ihr Ich zu verleugnen, um zu gefallen. Selbstverständlich ist der gegensätzliche Weg, Autonomie und Stärke durch das völlige Fehlen jeder Kompromissbereitschaft beweisen zu wollen, auch nicht der richtige.
Wichtig ist aber, dass es niemals zum Verlust von Authentizität und personeller Integrität kommt, um dem Bild eines Gegenübers zu entsprechen. Das gleiche gilt für den Mut, den eigenen Standpunkt auch im Angesicht konträrer Meinungen zu vertreten, sowie den eigenen moralischen Vorstellungen zu folgen, auch wenn sie situativ unpopulär sind.
4. Neid
Ein absolutes No-Go, das bei erfolgreichen Entrepreneuren niemals zu beobachten ist. Stattdessen begreifen sie den Erfolg ihrer Wettbewerber als Ansporn und Inspiration – und sind sogar in der Lage, sich mit zu freuen und echte Begeisterung für die Kreativität und Intelligenz anderer zu entwickeln. Für Dritte kommuniziert diese Grossherzigkeit vor allem ein stabiles und unerschütterliches Selbstvertrauen in die eigene Fähigkeit, es mindestens genauso gut zu machen, wenn nicht besser.
5. Abhängigkeit
Soziale Kompetenz ist ein Grundpfeiler jeder erfolgreichen Gründung. Ist der Entrepreneur menschenscheu, braucht er zur Kompensation mindestens ein gutes Team, das kommunikativ und interaktiv agiert. Dies vorausgeschickt, ist es ausserordentlich wichtig für junge Gründer, sich nicht in emotionale Abhängigkeit von anderen Menschen zu begeben. Sie werden viele, viele Entscheidungen alleine treffen und viele Situationen ohne Support durchstehen müssen.
Alle erfolgreichen Unternehmer sind nicht nur in der Lage, Einsamkeit zu ertragen – sie geniessen vielmehr Zeiten, in denen sie mit sich alleine sind, in denen sie losgelöst von gesellschaftlichen Ansprüchen reflektieren und planen können. Vor allem machen sie ihren eigenen mentalen Zustand nicht von den Gemütslagen oder Aussagen ihrer Umgebung abhängig. Es ist immer die Aufgabe der Gründer, das emotionale Klima aktiv vorzugeben, statt passiv auf ein vorhandenes zu reagieren.
6. Ungeduld
Auch wenn ein neugegründetes Unternehmen meist in den ersten drei Jahren anzeigt, ob es sich auf dem Markt halten können wird – jeder Unternehmer braucht einen längeren Atem als 36 Monate. Unmittelbare Erfolge sind wunderbar, sollten aber immer als Geschenk betrachtet werden. Die Fähigkeit, langfristig zu denken und zu handeln und sich seine mentale wie finanzielle Energie entsprechend einzuteilen, ist entscheidend für eine dauerhaft erfolgreiche Gründung. Nur so können Rückschläge erfolgreich in den grossen Masterplan integriert werden und nur so entsteht ein gesundes Fundament, auf dem das Unternehmen organisch wachsen kann.
Text: Caroline Brunner
Oberstes Bild: © xalanx – Fotolia.com