Erfolgsfaktoren/Tipps für eine Softwareentwicklung mit Freelancern

Freelancer kommen sehr oft in IT-Projekten zum Einsatz, da dort für einen kurzen Zeitraum hoch qualifizierte und spezialisierte Fachkräfte benötigt werden. Auch ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit im Rahmen der Weiterentwicklung meines Projektes mit diesem wichtigen und spannenden Thema.

Lesen sie im Folgenden über die Erkenntnisse und Tipps für Softwareentwicklungsprojekte mit Freelancern.

Konzept / Business Plan

Vor der tatsächlichen Umsetzung durch Entwickler benötigt man eine Erfolg versprechende Geschäftsidee mit elektronischem Mehrwert und jede Menge Konzeptarbeit.

Es werden u.a. die Alleinstellungsmerkmale in der Net Economy, die Wettbewerbsanalyse und die Liquiditätsplanung erarbeitet. Dabei wird die Idee schrittweise verfeinert und der daraus resultierende Businessplan dient dann auch zur Gewinnung von Investoren für das Unternehmen. Wenn diese Hausaufgaben nicht gemacht sind, können die qualifiziertesten Entwickler auch nichts ausrichten.

Klare Anforderungen

Sobald der Businessplan feststeht und die Finanzierung gesichert ist, startet die Fachkonzeption.

Ein Requirements Engineer spezifiziert die verschiedenen Use-Cases, die das IT-System später automatisieren soll. Die Fachlichkeit wird sodann in die einzelnen Anforderungen heruntergebrochen und auch fachliche Prozessmodelle erstellt.

Bereits hierbei können durch unvollständige Prozesswörter, Verallgemeinerungen, Substantivierung von Verben Mängel im Fachkonzept entstehen, die bei der späteren Umsetzung im besten Fall Fragen aufwerfen. Im schlimmsten Fall werden diese Probleme erst im Abnahmetest aufgedeckt, wenn Korrekturen bzw. Change-Requests bereits sehr teuer werden. Ein Fachkonzept muss daher von Experten auf diesem Gebiet erstellt werden.


Sobald der Businessplan feststeht und die Finanzierung gesichert ist, startet die Fachkonzeption. (Bild: © Rawpixel – shutterstock.com)

Validierung der Freelancer

Nach einer Qualitätssicherung im Projekt wird das Fachkonzept an mögliche Freelancer weitergegeben. Dabei ist bereits die vorherige Unterzeichnung von Non-Disclosure-Agreements (NDA) zu prüfen.

Die potentiellen Auftraggeber prüfen das Lastenheft auf Umsetzbarkeit und schätzen den dazu erforderlichen Ressourcenaufwand. Im Anschluss findet ein Gespräch einer Vorauswahl von Kandidaten mit dem Auftraggeber statt. In diesem wird das Verständnis der Anforderungen des Freelancers hinterfragt.

Im Rahmen des Auswahlprozesses sind insbesondere Referenzprojekte und Zertifizierungen des Freelancers mit Bezug zum Umsetzungsprojekt einzubeziehen. Je nach Komplexität kommt auch die Erstellung eines Bewertungsschemas in Betracht. Am Ende wird der für das Projekt geeignetste Freelancer gewählt.

Fallstricke von Outsourcing

Der Einsatz von Freelancern ist heute nichts Ungewöhnliches mehr. Es gibt viele Unternehmen, insbes. Start-Ups, die ihre Projekte im Ausland, insbes. Indien, entwickeln lassen.

Durch die weite Verbreitung von Englisch im Bereich von IT-Projekten, tragen die gefallenen Sprachbarrieren mit dazu bei, dass diese Entwicklung weiter zunimmt. Im Folgenden zeige ich die Fallstricke von Outsourcing allgemein und im Anschluss die speziellen Anforderungen des internationalen Outsourcings.

Richtiges Unternehmen

Für einen ersten Eindruck sollten Sie sich die Referenzen des Unternehmens / Freelancers genau ansehen. Weiterhin ist ein erster Kontakt zum Projektmanagement und zu Programmieren wichtig. Geben Sie sich nicht nur mit dem Vertrieb zufrieden!

Genaues Fachkonzept

Um später im Abnahmetest der fertigen Software negative Überraschungen so gut wie auszuschliessen, ist es wichtig alle Anforderungen an das System genauestens zu dokumentieren.

Dies ist insbesondere wichtig, wenn der Auftragnehmer offshore arbeitet. Hierbei muss man im internationalen Umfeld besonders berücksichtigen, dass hinter bestimmten Begriffen Unterschiedliches verstanden wird. Nur so werden Missverständnisse vermieden und gleichzeitig gute fachliche Tests möglich.

Am Ball bleiben

Wenn Sie den Vertrag mit dem Auftragnehmer geschlossen haben, sollten Sie sich nicht zurück lehnen und bis zum Abnahmetest warten.

Bestehen Sie auf regelmässige Meetings, einen Zugang zum Projektmanagementwerkzeug und lassen Sie sich zu festgelegten Meilensteinen den aktuellen Stand der Entwicklungsarbeiten zum ausgiebigen Testen übergeben.

Hierzu muss der Auftraggeber geeignete Ressourcen für Projektmanagement und Kommunikation zur Verfügung stellen. Nur so können Sie zeitnah Missverständnisse und Fehlentwicklungen erkennen und geeignete Schritte unternehmen.

Änderungen der Projektzeit

Je nach Vertragsgestaltung werden Projekte nicht zum Festpreis vereinbart. In diesem Fall ist es besonders wichtig, dass der Auftragnehmer vor dem Projektbeginn eine genaue Aufwandsschätzung erstellt, um spätere Überraschungen zu vermeiden. Generell ist es jedoch für den Auftraggeber empfehlenswert das Projekt als Werkvertrag durchzuführen.

Bezahlung

In IT-Projekten ist sind Anzahlungen unüblich. Um das Risiko für den Entwickler zu reduzieren, gibt es Dienstleister, die als Treuhändler agieren und in Konfliktsituationen moderieren.

Qualitätssicherung

Erst wenn auch beim Outsourcing-Anbieter die gleichen hohen Qualitätsstandards etabliert und gelebt werden, können die gesetzten Meilensteine eingehalten werden. Ansonsten gibt es später Schwierigkeiten beim Abnahmetest.


Beim Outsourcing-Anbieter müssen die gleichen hohen Qualitätsstandards eingehalten werden. (Bild: © filmfoto – shutterstock.com)

Kulturelle Unterschiede (international)

In vielen Kulturen, insbes. Indien, ist es nicht üblich Probleme offen anzusprechen. Um keine negative Stimmung im Laufe eines Outsourcing-Projekts aufkommen zu lassen, sollte man dem Gegenüber immer eine Möglichkeit geben, das Gesicht zu wahren. Auch darf man die eigene Pünktlichkeit nicht als Massstab für andere Kulturen nehmen. In Indien fängt man bspw. sehr spät mit der Realisierung an und programmiert dafür dann jedoch Tag und Nacht.

Hierarchie (international)

In anderen Ländern gibt es eine sehr hierarchische Projektstruktur. Da man oftmals keinen direkten Draht zu den Entwicklern hat, müssen die Anforderungen genauestens niedergeschrieben werden, um Missverständnisse bei der Weitergabe zu vermeiden.

Geiz ist geil (international)

Auch im internationalen Bereich findet man unterschiedliche Preisabstufungen. Gerade in Indien gibt es eine grosse Spanne zwischen vergleichsweise teure Unternehmen, die sich jedoch mit europäischen messen können, und Billiganbietern. Hier muss man genau prüfen, wie kritisch das Projekt ist (nach dem Motto: you pay what you get). Ein Unternehmen mit Top-Mitarbeitern ist auf jeden Fall teurer im Vergleich. Man sollte daher eher den Fokus auf die Gewinnung von zusätzlichen gut ausgebildeten und etwas günstigeren Entwicklern legen, als möglichst viel zu sparen.

Vertragsgestaltung

Es ist darauf zu achten, bei wem letztlich die Rechte der Software liegen. Im Fall von Support-Outsourcing, Dateneingaben und ähnlichem ist es wichtig eine Klausel zu haben, die die Verwendung der jeweiligen Daten eindeutig regelt.

Umfangreicher Abnahmetest

Ob Sie alle Fallstricke erkannt und vermieden habe zeigt sich im Rahmen des Abnahmetests. Je nach Komplexität der umzusetzenden Fachlichkeit bietet sich die Einrichtung einer Testfactory an.

Dieses Testteam ist speziell nach dem ISTQB-Standard geschult und beherrscht sowohl das Testmanagement als auch die verschiedenen Blackbox- und Whitebox-Testmethoden. Diesem Team werden dann häufig Praktiker vorübergehend zugeordnet.

Letztere bringen das wertvolle Wissen zu praktischen Geschäftsvorfällen ein. Ein Abnahmetest, der das System detailliert auf die Umsetzung der fachlichen Anforderungen prüft, stellt sicher, dass nur für eine echtbetriebsreife Software bezahlt wird und muss daher ausreichend Zeit im Projektverlauf zugestanden bekommen. Im besten Fall haben Sie mit Bestehen des Abnahmetests das Projekt erfolgreich abgeschlossen.

 

Oberstes Bild: © Rawpixel – shutterstock.com

author-profile-picture-150x150

Mehr zu Stefan Bregenzer

Stefan Bregenzer ist Diplomfinanzwirt (FH), Informatiker, Certified SOA Professional und ISTQB Certified Tester Foundation Level. Er hat die Lernplattform www.smartwebapps.de mit Übungsfragen zum Lehrplan des ISTQB und weiteren innovativen Lerninhalten gegründet und bloggt begeistert über IT-Themen unter www.blog.milsystems.de.

website-24x24
jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-22').gslider({groupid:22,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});