Was braucht es zum selbstständigen Designer?

Die Kreativen – das bunte Völkchen der Medienwelt. Hornbrille auf, bunte und ausgefallene Kleidung, iPhone in der Tasche, sitzend in einem Berliner Szene-Kaffee mit Espresso, Mate und Bagel und schauen auf einen Laptop mit leuchtendem Apfel auf der Rückseite und verbringen den halben Tag im Internet.

Sie haben immer gute Laune, kommen zu Meetings meistens ein bisschen zu spät und wachen mitten in der Nacht auf, um plötzliche wilde Ideen und Geistesblitze zu scribblen und sie anschliessend in Illustrator umzusetzen – so viel zu den Klischees.

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Schön stellt man sich das Leben der selbstständigen Designer vor – doch was bleibt übrig, wenn man die Äusserlichkeiten weglässt – was steckt hinter einer erfolgreichen Selbstständigkeit, angesichts der schier überwältigenden Konkurrenz? Ein paar Gedanken eines selbstständigen Designers aus Berlin.

Grundlagen

Viele junge Leute wollen nach der Schule irgendetwas mit Medien oder Design machen, weil ihnen Mami und Papi gesagt haben, dass sie ganz toll malen können. Leider macht das aus niemandem einen Designer – es ist nicht einmal Voraussetzung, höchstens nette Begleiterscheinung. Egal welche Branche später bedient werden soll, es wird mehr erwartet, als Stift und Schere bedienen zu können. Ein paar wesentliche Grundvoraussetzungen muss man mitbringen. Besonders wichtig ist es, Köpfchen zu haben, Querdenker zu sein, neue Lösungen zu alten Problemen finden zu können und konzeptionieren, planen und organisieren zu können. Ideen finden und diese stilvoll in Bild, Wort, Ton oder Film umsetzen zu können.

Es bedarf guter Allgemeinbildung, Sprachbildung und man muss „gut mit Menschen können“. Und dann noch das allgemeine Übel der Selbstständigen: Selbstdisziplin für Zeitplanung, Budgetierung, Kalkulation und Nerven für den bürokratischen Aufwand. Sollte das nun den einen oder anderen abschrecken, habe ich wohl etwas Gutes getan. Besser vorher einen anderen Weg wählen, als nach einigen Jahren feststellen, dass die Zahlen nicht stimmen und man nicht der Typ für die alltäglichen Anforderungen ist.

Steckenpferd

Noch dabei? Hervorragend, die Grundlagen sind gelegt und wir können uns mit dem interessanteren Teil beschäftigen. Die eben aufgezählten Dinge reichen nämlich noch nicht – es ist zwar durchaus hilfreich, all das zu haben, aber damit können Sie auch einfach Sekretärin werden. Um sich als selbstständiger Kreativer am Markt zu positionieren, brauchen Sie ein eigenes Steckenpferd; etwas, das nur Sie auf Ihre Art und Weise Ihren Auftraggebern bieten können. Es lohnt sich sehr, sich zu spezialisieren und nicht „dies und jenes“ zu machen. Bei einem Spezialisten geht man ja schliesslich davon aus, dass er sein Fachgebiet perfekt beherrscht und diesen Vertrauensbonus beim Auftraggeber will man haben. Was das jedoch genau ist, kann pauschal nicht beantwortet werden – das muss jeder selbst entsprechend seinen Interessen und Fähigkeiten herausfinden. Fakt ist, dass es unzählige Bereiche gibt, in denen man Hand anlegen kann und es werden mit wachsender Digitalisierung immer mehr. Definieren Sie ihr Steckenpferd und werden Sie zum Experten für Ihre Nische. Das bringt langfristigen Erfolg.

Portfolio

Während man nun sein Steckenpferd findet, sich spezialisiert und jeden Tag daran arbeitet, noch besser zu werden, sollte man der Welt seine Arbeiten zeigen, und zwar mit seinem Portfolio – auch bekannt als Mappe, Referenzen, Arbeiten oder Projektordner. Sie ist das interessanteste Herzstück für potenzielle Auftraggeber. Tatsächlich sind sie sogar noch wichtiger als Zertifikate oder der Abschlussgrad. Das Portfolio gibt direkt visuelle Auskunft über den Stil, die Professionalität und die Arbeitsweise des Designers, über seine bisherigen Projekte und seine Entwicklung. Mit den Arbeiten gewinnt man neue Auftraggeber und mit denen wiederum neue Arbeiten. Deswegen sollte das Portfolio über die Jahre auch Schritt für Schritt immer besser werden und das Arbeitsfeld des Designers widerspiegeln. Idealerweise finden sich die Arbeiten auf vielen Plattformen des Internets wieder und verlinken auf die eigene Website. Damit bekommen Sie Backlinks, mehr Reputation und wertvolles Feedback und so letztendlich auch wieder mehr Auftraggeber. Nutzt man möglichst viele verschiedene Portale, ist die Chance grösser, vom Richtigen entdeckt zu werden. Man sollte die Netze also an vielen Stellen auswerfen.



Fazit

Mit dem Internet eröffnet sich dem selbstständigen Designer die fantastische Herausforderung, global – und nicht nur regional – von grossartigen Auftraggebern entdeckt zu werden und an wirklich einzigartigen Projekten mitzuarbeiten. Mit dieser Herausforderung steigen aber auch die Anforderungen an den Designer, denn die Konkurrenz ist nun ebenfalls global angesiedelt und damit ungleich größer und besser. Also mehr Chancen und gleichermaßen mehr Wettbewerb und somit mehr harte Arbeit. Das ist aber kein Grund, sich entmutigen zu lassen – im Gegenteil, es sollte vielmehr Anreiz sein. Ein großartiger Kreativer hat einmal gesagt: „Es geht nicht darum wie gut du bist, sondern wie gut du sein willst“ (Paul Arden). Wer den Erfolg sucht braucht heutzutage besonders viel Ausdauer und Ehrgeiz, aber mit dem richtigen Ziel vor Augen wird der Erfolg nach und nach eintreffen und ein nach oben strebendes Portfolio bringt nach und nach fast von allein Aufträge ein. Also: ran ans Werk! 🙂

 

 

Oberstes Bild: © GaudiLab – shutterstock.com

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Mehr zu Rüdiger Lauktien

Rüdiger Lauktien ist selbstständiger Designer und Digital Artist aus Berlin, hat Kommunikationsdesign studiert und arbeitet im künstlerischen und grafischen Bereich seit 2011 für verschiedene Auftraggeber.

Webseite: stilknecht.de

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