Gleichberechtigung auch im Strassenverkehr

Frauen fordern Gleichberechtigung – wen wundert’s? Im gesellschaftlichen Leben haben die Männer die Nase vorn, sie besetzen die lukrativen Managerposten und werden in der Öffentlichkeit mehr wahrgenommen.

Aber warum ist das so und macht das überhaupt Sinn? Kann frau darauf hoffen, dass sich dieser Zustand irgendwann wie von selbst ändert? – Wohl kaum. Da verwundert es nicht, dass nicht nur Frauen mehr Rechte für sich einfordern und sogar auf eine gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote hoffen müssen, um diese Ungerechtigkeiten abzumildern.

Zugegeben, die zwanghafte Verweiblichung von grammatikalisch ursprünglich maskulinen Wörtern ist etwas skurril. Auch wenn frau sich bemüht, für sämtliche Begriffe ein feminines Pendant zu finden, gibt es immer wieder Situationen, in denen eine geschlechtsneutrale Formulierung schwer fällt und nicht unbedingt zur Verbesserung der Verständlichkeit beiträgt. Andererseits verdeutlicht die parallele Schreibweise von Substantiven in maskuliner und femininer Form – durch ein Schrägstrich oder ein grosses I getrennt – immer wieder aufs Neue die ungleiche Schwerpunktsetzung zu Gunsten des männlichen Geschlechts. Da hilft auch nicht der Hinweis am Anfang vieler Texte, dass man sich nur aus Gründen der Einfachheit auf die männliche Form beschränkt hätte, ohne dadurch eine Missachtung der Frauen ausdrücken zu wollen.

Die Situation der Frauen heutzutage

Frauen bilden einen durchaus anerkannten Teil der Gesellschaft. Sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich nehmen sie einen grossen Anteil an der Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung des menschlichen Zusammenlebens ein. In einigen Berufssparten sind sie sogar überproportional vertreten. Das sind allerdings meist diejenigen Arbeiten, bei denen besondere soziale Kompetenz gefragt ist, wie zum Beispiel die Kranken- und Altenpflege und die Kindererziehung, und die unterdurchschnittlich vergütet werden.

Andere Bereiche wie die Wirtschaft oder die Politik sind dagegen die Domäne der Männer. Trotz allem Selbstbewusstsein und aller Selbstständigkeit, die die Frauen in den letzten Jahrzehnten errungen haben, finden sich hier nur wenige in mittleren und höheren Positionen – von Ausnahmen, die es immer gibt, einmal abgesehen. Gute Bildung mit meist besseren Abschlüssen, als sie die männlichen Kollegen haben, und ein grosses Durchsetzungsvermögen, durch das sich viele Frauen sonst auszeichnen, scheinen nicht ausreichend für das Erringen eines guten Postens zu sein.

Auch wenn die meisten Frauen nicht bevormundet werden wollen und sich ihre Position im Leben selber erarbeiten wollen, ist es manchmal nötig, die Entscheidungsträger, die ja meist männlichen Geschlechts sind, davon zu überzeugen, dass sie auch ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Da hilft dann auch die Einführung einer gesetzlich geregelten Frauenquote, auf die Männer mit politisch eher konservativem Weltbild sehr sensibel reagieren. Das Erklimmen der oberen Sprossen der Karriereleiter geht natürlich nicht ohne die Männer. Denn wie hinter jedem erfolgreichen Mann eine unterstützende Frau steht, so sollte auch der Mann, dessen Frau Karriere macht, Arbeiten übernehmen, die traditionell den Frauen zugefallen waren. Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die aber wohl noch einige Jahrzehnte braucht, damit sie in die Gehirnwindungen nicht nur der Männer eindringt.


Bereiche wie die Wirtschaft oder die Politik sind die Domäne der Männer. (Bild: © wavebreakmedia – shutterstock.com)

Der Kampf um das Ampelmännchen

Das Streben nach Gleichberechtigung kann aber auch aus dem Ruder laufen und Absurditäten hervorbringen, die eine/n zum Schmunzeln bringen können. Der Schweizerische Verband für Frauenrechte engagiert sich seit über 100 Jahren für die Rechte der Frauen. Anfangs kämpfte er für die Möglichkeit der Frauen, an Wahlen teilzunehmen. Und heute, wo dies grösstenteils durchgesetzt ist, setzt er sich für die Gleichstellung von Frauen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ein, und das schliesst explizit auch den Alltag ein.

Eine Kampagne in diesem Zusammenhang beschäftigt sich mit der Einführung von Ampelfrauchen anstelle von Ampelmännchen an mindestens der Hälfte der Fussgängerinnen- und Fussgängerampeln. Soweit so gut. Da bliebe nur noch die Frage der zeitgemässen Darstellung der fraulichen Silhouette. Sollen es lange Haare sein oder eher eine praktische Kurzhaarfrisur? Welche Kleidung ist angemessen? Die Möglichkeiten gehen von kurzem Rock bis zu einem schicken Hosenanzug, der dann aber den Unterschied zu den männlichen Ampelfiguren nicht mehr so deutlich hervortreten lässt.

Die Darstellung von eher kurvigen weiblichen Körpern könnte auch ein Stein des Anstosses werden. Anregungen für die Gestaltung der Ampeln finden sich bereits in einigen Ländern der Europäischen Union. So gibt es in Deutschland, Belgien und Grossbritannien Verkehrsampeln, die die körperlichen Unterschiede zwischen Frau und Mann herausstellen. Diese Überlegungen sollen aber kein Argument sein, die Gleichstellung der Frauen nicht auch dort sichtbar werden zu lassen, wo sie nicht unbedingt existenziell notwendig ist. Die Genderproblematik im Allgemeinen ist ein schwieriges Feld, das allerdings eine Auseinandersetzung auch über scheinbar nebensächliche Dinge des Alltags lohnt.

Die Schweizerinnen und Schweizern stehen der Frage, ob der Ampelmann zumindest teilweise durch die Ampelfrau ersetzt werden soll, ziemlich gleichgültig gegenüber. Ihnen ist wichtig, dass die Verkehrszeichen gut zu sehen sind und eindeutig erkennbar ist, was gemeint ist. Da könnten die Fussgängerampeln auch so ähnlich aussehen wie die amerikanischen Ampeln, auf denen meist in grüner Schrift „WALK“ oder in roter Schrift „DONT WALK“ aufleuchtet. „GEHEN“ und „STOPP“ oder „HALT“ wären dann die entsprechenden Aufforderungen, zumindest in der deutschsprachigen Schweiz, und den Damen vom Schweizerischen Verband für Frauenrechte wäre der Wind aus den Segeln genommen.



Die würden ihre Kraft sicher auch lieber in andere Themen investieren, wie zum Beispiel in die Frage der Lohngleichheit zwischen Männern und Frauen. Unter dem Motto „Lohngleichheit jetzt“ findet Anfang März in Bern eine grosse nationale Demonstration statt, bei der die immer noch niedrigeren Löhne von Frauen im Vergleich zu den Männern für gleiche Arbeit angeprangert werden soll.

 

Oberstes Bild: © leungchopan – shutterstock.com

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