Risikofaktor Mensch

Für Unternehmen jeglicher Ausrichtung sind Menschen das wichtigste Kapital. Das betrifft nicht nur die Menschen, die im Unternehmen beschäftigt sind oder wichtige Zuarbeiten leisten, sondern auch die Menschen, die als Kunden Abnehmer von Produkten und Leistungen sind. Während Menschen auf der einen Seite der wichtigste Grund für das Bestehen von Unternehmen sind, bilden sie gleichzeitig den grössten Risikofaktor für den Bestand jeder Unternehmung.

Dieses Zweigestirn aus Chance und Risiko ist zum einen nicht von der Hand zu weisen, zum anderen aber auch immer in die unternehmerischen Entscheidungen einzubeziehen. Ohne Menschen funktioniert weder in der Produktion, noch im Handel oder im Dienstleistungsbereich irgendetwas. Gleichzeitig sind die Menschen die am wenigsten verlässliche Variable im Wirtschaftssystem.

Der Mensch als Produktivkraft Nummer eins

Seit jeher ist der Mensch die wichtigste und damit eine unverzichtbare Produktivkraft. Was in den Zeiten der Jäger und Sammler schon galt, hat bis in unsere hochtechnisierte Gesellschaft nichts an Bedeutung verloren. Auch wenn ausgeklügelte Maschinen und Roboter uns heute einen grossen Teil der Arbeit abnehmen oder erleichtern, bedarf es doch noch immer des Menschen als Triebfaktor in der Produktion, Entwicklung und Vermarktung von Waren und Leistungen. Letztlich sind Maschinen und Roboter immer auch nur so gut wie die Menschen, die sie entwickeln, bauen, programmieren und bedienen.

Schon an dieser Stelle wird deutlich, wie wichtig der Faktor Mensch in den Unternehmen einzuschätzen ist. Je labiler das Wissen, die Leistungen, der Gesundheitszustand und das Verhalten der Menschen am Arbeitsplatz und selbst in der Freizeit sind, desto risikoanfälliger ist das produktive System in den Unternehmen. Schon aus dieser Sicht ergibt sich, dass die Menschen im Betrieb ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor für den Erfolg eines jeden Unternehmens sind. Dabei gilt: Je stabiler sich Mitarbeiter bezüglich ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten, ihres Wissens, ihrer Leistung und ihres Verhaltens zeigen, desto geringer bemisst sich das Risiko für das Unternehmen.

Im Schluss zeigt sich, dass bereits bei der Personalauswahl und bei der Zusammenstellung von Teams entscheidende Wirkungen auf die Risikoanfälligkeit der Belegschaft für das Gesamtergebnis einer Firma ausgeübt werden können. Ein prognostizierter und in vielen Bereichen bereits vorhandener Mangel an verfügbaren Arbeitskräften und geeigneten Führungskräften macht eine risikokalkulierende Personalauswahl zunehmend schwieriger.

Risikofaktor Kunde

Auch Kunden sind nur Menschen. Dabei sind Endverbraucher von Waren und Produkten genauso Menschen, wie die Konsumenten von Dienstleistungen und schöpferischen Leistungen. Auch wenn sich eine Unmenge an Wirtschaftspsychologen auf die Charakteristika von Kunden stürzen, bleibt der Kunde am Ende ein unberechenbares Wesen. Gerade weil er ein Mensch ist.

Menschen und damit auch Kunden sind offen für eine Vielfalt an Einflüssen. Entsprechend ihrer interpersonellen Struktur und der materiellen sowie soziologischen Lebensumstände verhalten sich Menschen völlig unterschiedlich. Was von den einen als primär wichtig, unverzichtbar oder erstrebenswert gilt, ist für andere unwichtig, verzichtbar und völlig abwegig. Ebenso unterschiedlich zeigen sich auch die Bedürfnisstrukturen eines einzelnen Menschen. Was heute noch gut ist, kann morgen schon schlecht sein, was man heute will, kann morgen schon etwas ganz anderes sein.

Die Bedürfnisstruktur der modernen Menschen geht weit über die Ernährung, Kleidung, Fortpflanzung und über soziale Kontakte hinaus. Dabei sind viele Bedürfnisse fast beliebig austauschbar, entsprechend auch die zur Bedürfnisbefriedigung eingesetzten Produkte und Leistungen. Aus dieser gewissen Labilität der Kunden ergibt sich für die Unternehmen ein Risiko, das nachhaltig negativ auf den unternehmerischen Erfolg wirken kann. Natürlich können die wechselnden Bedürfnisse und Ansprüche auch förderlich für die Unternehmensentwicklung und die wirtschaftlichen Kennzahlen sein. Hier zeigt sich, wie unterschiedlich die Wirkung der Kunden auf ein Unternehmen sein kann.

Risikofaktor Gesellschaft und Politik

Betrachtet man Gesellschaft und Politik als jeweilige Zusammenschlüsse von Menschen, bleibt auch hier ein Risiko für den Unternehmenserfolg nicht auszuschliessen. Dabei kann die Gesellschaft durchaus als Ganzes, aber auch in nur kleinen Gruppen betrachtet werden.

Ist beispielsweise in einer gesellschaftlichen Gruppe das Autofahren ein normales menschliches Bedürfnis, dann kann ich zumindest in dieser Gruppe auch Autos und Sprit verkaufen. In einer gesellschaftlichen Gruppe, in der die motorisierte Fortbewegung auf traditionelle Weise verpönt ist, werden hingegen Autos kaum zum Renner am Markt werden können.

Ein gutes Beispiel für gesellschaftlichen und politischen Wandel innerhalb kürzester Zeit stellt die deutsche Energiepolitik und damit die sogenannte Energiewende dar. Noch bis 2010 galt in Deutschland die Atomenergie als sicher, unverzichtbar und zukunftsweisend. Bestrebungen nach einem deutlichen Wandel in der Energiepolitik wurden selbst von der Bundeskanzlerin Merkel mehr oder weniger deutlich als nicht umsetzbare Utopien abgewiesen. Merkel ist übrigens von Haus aus Physikerin und eng mit der Atomwissenschaft verbandelt.


Das Reaktorunglück in Fukushima vom März 2011 hat alles quasi über Nacht über den Haufen geworfen. (Bild: Flag of Fukushima – Japan / Shutterstock.com)


Das Reaktorunglück in Fukushima vom März 2011 hat alles quasi über Nacht über den Haufen geworfen. Plötzlich wurde der totale Atomausstieg bis 2022 gesetzlich festgeschrieben und eine zuvor angekündigte Laufzeitverlängerung deutscher Atomkraftwerke zurückgenommen. Auf einen Schlag sind erneuerbare Energien und die dazu erforderlichen Technologien gefragter denn je. So schnell und so nachhaltig können auch gesellschaftliche und politische Entscheidungen die Gewichtungen in einzelnen Branchen oder Unternehmen verändern. Dazu tragen manchmal eben auch Naturkatastrophen bei. Für Energieversorger, die nach Fukushima die Energiewende in Deutschland verschlafen haben, brechen jetzt wahrlich schwere Zeiten an.

Die Bemerkungen eingangs dieses Beitrages zeigen die Wirkung des Risikofaktors Mensch genauso auf, wie das deutliche Beispiel am Ende. Es gilt also, Menschen immer danach zu bewerten, wie sie als Chance oder als Risiko für eine unternehmerische Entwicklung einzurechnen sind. Selbst dann, wenn die Bewertung kurzfristig anders ausfallen kann.

 

Oberstes Bild: © Gajus – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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