Warum man Anlagen in Erdöl meiden sollte

Die Eskalation des Konflikts zwischen den USA und dem Iran hat den Erdölpreis sofort ansteigen lassen. Für ein Fass Öl der europäischen Sorte Brent muss kurzfristig mehr als 71 Dollar bezahlt werden, fast 10% mehr als noch Anfang Jahr. Nachdem sich die Lage beruhigt hat, ist der Preis wieder auf das alte Niveau gesunken.

Eine ähnliche Achterbahn mit noch grösseren Ausschlägen legte der Erdölpreis im letzten September nach der Zerstörung der saudischen Öl-Raffinerien hin. Insgesamt zeigt der Trend beim Erdölpreis seit dem letzten Sommer jedoch nach oben. Ist also der Zeitpunkt gekommen, um als Anleger in Öl zu investieren?

Es gibt ein paar Argumente für einen höheren Ölpreis. Die weltweite Nachfrage nach Öl wird immer grösser. In den letzten zehn Jahren ist der tägliche Bedarf an Öl gemäss Angaben der Internationalen Energieagentur von 85 Millionen Fass auf 101 Mio. Fass gestiegen. Eine Trendwende ist trotz Klimadebatte nicht absehbar. Sollte sich die Weltwirtschaft in diesem Jahr erholen, wird die Nach- frage nach Öl zusätzlich anziehen. Gleichzeitig wurde jedoch auch die Förderkapazität erhöht, insbesondere in den USA. Kurzfristig ist gut möglich, dass der Konflikt im Mittleren Osten wieder stärker aufflammt. Sollte der Iran versuchen, die Strasse von Hormus zu blockieren, würde der Ölpreis massiv steigen.

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Ölpreis von Geopolitik und Spekulation abhängig

Dennoch rate ich von einer Anlage in Erdöl ab. Der politische Einfluss auf den Ölpreis ist sehr gross, wie die letzten Tage gezeigt haben. Aber auch ohne kriegerische Ereignisse ist der Ölpreis der Politik stark ausgesetzt. Obschon der Anteil der Opec-Länder an der Ölförderung in den letzten Jahren gesunken ist, können sie den Preis weiterhin stark beeinflussen. Saudi-Arabien als flexibelster Produzent hat es in der Hand, mit Förderkürzungen oder -ausweitungen den Preis zu steuern.

Neben der Politik ist die Spekulation der zweite Treiber, der den Ölmarkt dominiert. Die spekulativen Anleger in den Öl-Futures versuchen, von bestehenden Trends zu profitieren. Damit verstärken sie die Preisbewegungen sowohl nach oben als auch nach unten. Mit dem steigenden Ölpreis haben die spekulativen Anleger während der letzten Monate ihre Positionen auf einen weiter steigenden Preis immer stärker aufgebaut. Momentan sind diese „Longpositionen“ so gross, dass die Gefahr einer Gegenbewegung nach unten erheblich ist. Wenn der Preis nicht mehr steigt, lösen sie ihre Position rasch auf, um die Verluste zu begrenzen. Im aktuellen Fall wird das den Druck auf den Preis nach unten verstärken.

Schwierige Umsetzung einer Anlagestrategie

Gegen eine Anlage in Öl spricht auch, dass die Umsetzung schwierig ist. Öl wird über Futures gehandelt, welche vor ihrem Verfall durch neue Kontrakte ersetzt werden müssen. Dies hat oft grössere Kosten, sogenannte Rollverluste, zur Folge.

Wer dennoch im Ölmarkt investieren will, der kauft lieber die Aktien der grossen Erdölfirmen. Die Kursentwicklung dieser Aktien hängt nicht nur vom Erdölpreis ab. Andere Faktoren wie die generelle Stimmung am Aktienmarkt oder die konjunkturelle Entwicklung spielen ebenfalls eine grosse Rolle. Ein hoher Ölpreis ist für die Gewinne dieser Unternehmen jedoch ein wichtiger Treiber. Wer es sportlicher will, kann in die Aktien der Firmen investieren, die von den Investitionen in die Förderinfrastruktur profitieren. Die Profitabilität dieser Unternehmen wird stark durch den mittelfristigen Ausblick für den Ölpreis bestimmt.

 

Titelbild: P.V.R.Murty – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 30 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von CHF 4,4 Milliarden. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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