Einkommensunterschiede in der Partnerschaft

Die Frau ist für den Haushalt zuständig, der Mann bringt das Geld nach Hause. Diese Vorstellung ist wahrlich überholt. Früher wurde bei jungen Männern eine gute Ausbildung forciert, während bei Frauen diese nicht allzu lange dauern sollte, damit sie rasch ihrer „eigentlichen Bestimmung“ zugeführt werden konnten – nämlich dem Dasein als Hausfrau und Mutter. Doch auch dies ist passé.

Heutzutage stehen Frauen in puncto Schulbildung und Ausbildung den Männern in nichts nach. Frauen besuchen heute dieselben weiterführenden Schulen und studieren ebenso wie männliche Gleichaltrige. Was passiert aber, wenn sich das auch finanziell bemerkbar macht?

Laut Studie ist ein höheres Einkommen der Frau nicht relevant – oder doch?

Laut einer im Jahr 2014 veröffentlichten Studie von Parship.ch hat sich die Gleichberechtigung offensichtlich schon bis auf den Einkommenszettel durchgeschlagen. In der Pressemitteilung dazu heisst es: „90 Prozent der Single-Männer würden sich nicht daran stören, wenn ihre Partnerin mehr verdienen würde als sie selbst. Vor allem Männer mit höheren Bildungsabschlüssen können auf Beziehungserfahrungen mit besser verdienenden Partnerinnen verweisen. Nur ein Drittel von ihnen gibt an, dass dieser Umstand zu Spannungen in der Partnerschaft geführt hat.“

In der Detailauswertung heisst es, dass nur zwei Prozent der Befragten auf die Rolle als „Besserverdiener“ bestehen. Die Psychologenmeinung dazu beleuchtet beide Seiten: Demnach gehen Männer zwar lockerer mit dem Thema um, doch die Frauen haben nach wie vor ihre Probleme, denn sie nehmen den Männern diese Lockerheit nicht ab. Sie fürchten, dass das Einkommensungleichgewicht zugunsten der Frau die Beziehung belasten könnte – und scheuen eine derartige Bindung.

Darüber hinaus wiesen die Ergebnisse der Studie diese Zahlen aus, die auch deutlich zeigen, dass das Thema Einkommen für Männer doch nicht gänzlich irrelevant in der Partnerschaft zu sein scheint:

  • Nur 43 Prozent der befragten Männer hatten bereits eine Beziehung mit einer Partnerin, die weniger verdiente als sie selbst.
  • Die meiste Erfahrung mit besser verdienenden Frauen haben Akademiker (52 Prozent). Dahinter folgen Männer mit Berufsschulabschluss (44 Prozent) und Fachhochschulabschluss (35 Prozent).
  • Zehn Prozent bekannten Farbe und gaben zu, dass es häufiger zu Unstimmigkeiten gekommen sei (in einer Beziehung mit Einkommensungleichgewicht zur Seite der Frau).
  • 24 Prozent gaben an, dass das Einkommen zwar kein Streitthema gewesen sei, jedoch „unterschwellig“ durchaus ein Thema war.

Und die Frauen? Die denken erstaunlicherweise traditioneller als das männliche Geschlecht: 35 Prozent präferieren einen Mann, der mehr verdient als sie selbst. In der Gruppe der 40- bis 50-Jährigen stimmten sogar 46 Prozent dieser Aussage zu. Ist es der Sicherheitsfaktor oder die Tatsache, dass Frauen ihre Selbstbestimmung viel wichtiger ist?

70 Prozent der befragten Frauen haben bereits Erfahrungen in einer Beziehung mit dem beschriebenen Einkommensunterschied gemacht, jedoch war dies für die Frauen unangenehmer als für die Männer. Bei Akademikerinnen gab es deswegen am häufigsten Streit, doch auch bei Fachhochschulabsolventinnen war das Thema in der Beziehung immer präsent. Wie das Einkommen fair aufgeteilt werden kann, steht in diesem Fachbeitrag.



Vor- und Nachteile für Mann und Frau

Dass das Thema gänzlich uninteressant ist, ist also ein Mythos, wie die Studie bestätigt hat. Doch welche Partnerkonstellation bietet eigentlich welche Vor- oder gar Nachteile? Und welches Selbstverständnis oder gar welche Karriereziele haben Frauen und Männer eigentlich? Die folgende Tabelle trägt Antworten auf diese Frage zusammen.

Frau verdient mehr als Mann Mann verdient mehr als Frau
Vorteil für die Frau Der Unabhängigkeitsfaktor für die Frau ist in diesem Fall enorm hoch. Während manche Frau (insbesondere diejenigen, die von Grund auf schlechter verdienen und dann vielleicht noch familienbedingt arbeitstechnisch kürzer treten) nicht ohne einen finanziell gestärkten Partner an ihrer Seite existieren können, geniessen Frauen, die besser verdienen als ihr Partner das gute Gefühl, unabhängig zu sein. Nicht an vorderster Front zu stehen, wenn es um die Versorgung der Familie geht, ist in erster Linie ein psychologischer Vorteil. Das heisst, dass die weniger verdienende Frau auch ein Stück weit geniessen kann, nicht für das finanzielle Wohl verantwortlich sein zu müssen.
Vorteil für den Mann Der Vorteil, nicht der „Ernährer der Familie“ zu sein, ist in erster Linie ein psychologischer, denn diese Rolle zu spielen bedeutet auch, einen enormen Druck zu schultern: Fällt der Haupternährer aus, geht es mit dem „schönen Leben“ der Familie dahin, geistert den Männern durch den Kopf, die besser verdienen. Die, die schlechter verdienen, müssen diese Bürde nicht tragen. An Altbewährtem wird nur selten gerüttelt. Und allein die Tatsache, dass es darüber Studien gibt, lässt bereits erahnen, dass es der Mann viel einfacher hat, wenn alles so ist, wie es sich traditionsgemäss gehört.
Nachteil für die Frau Gegen jahrhundertelang festgefahrene Traditionen anzukämpfen ist oft schwer. Je nach Umfeld kann die Konstellation für Mann und Frau sehr belastend sein – insbesondere dann, wenn neben dem meist aufwendigeren Job auch noch alte Denkmuster umgewandelt werden sollen. Bringt der Mann das Geld nach Hause und die Frau kümmert sich um Haushalt und Familie, mündet das oft in Diskussionen darüber, dass Frauen sich unverstanden fühlen – allein schon, weil sie sich herabgesetzt fühlen, weil sie für ihre Arbeit (die nicht weniger Wert ist) viel weniger Geld bekommen.
Nachteil für den Mann Ein Mann hat zuhause die Hosen an, schliesslich versorgt er die Familie. Wer allerdings gestehen muss, dass die Frau hier den Versorger-Part übernimmt, fühlt sich häufig selbst in seinem männlichen Ego gekränkt – oder muss gar mit unqualifizierten Kommentaren aus dem privaten Umfeld umgehen. Wer mit seinem Gehalt den Hauptteil des Einkommens stemmt, der darf nicht ausfallen. Mit diesem Druck im Nacken fühlt sich der Mann konfrontiert, der im traditionellen Modell mehr verdient als die Frau. In Anbetracht des meist stressigen Jobs kann das schnell zur Überbelastung führen.

 

Artikelbild: © Karin & Uwe Annas – Fotolia.com

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