Private Geldgeber finden – Herausforderung für Start-ups

Bei der Umsetzung einer Geschäftsidee mit einem eigenen Unternehmen ist Kapital oft der entscheidende Engpassfaktor. Viele Gründer haben Probleme, das nötige Eigenkapital ausschliesslich aus eigener Kraft aufzubringen.

Wenn nicht genügend Geld aus eigenem Vermögen vorhanden ist, müssen Start-ups private Geldgeber finden, die bereit sind sich finanziell zu engagieren. Welche Möglichkeiten dafür bestehen, was es dabei zu beachten gilt und wie die einzelnen Finanzierungsinstrumente wirken, darum soll es im Folgenden gehen. Wir stellen Ihnen ein breites Spektrum an Alternativen vor, wie Sie private Geldgeber finden und beteiligen können.

Keine Gründung ohne Eigenkapital

Nicht jede Geschäftsidee benötigt unbedingt Riesensummen. Es kommt sehr auf die konkrete Tätigkeit, das beabsichtigte Produkt oder die Dienstleistung und die dafür benötigten Ressourcen an, wie viel Kapital tatsächlich erforderlich ist. Es gibt etliche Gründungen, die mit einer bescheidenen Kapitalausstattung auskommen. Andere erfordern erhebliche Vorlaufinvestitionen für Produktentwicklung und Markterschliessung, es sind teure Maschinen, ein Fuhrpark oder grössere Räumlichkeiten erforderlich; dann ist eine solide und umfassende Kapitalbasis unerlässlich.

Eine Faustregel besagt, dass eine Unternehmensgründung mindestens zu 20 % mit Eigenkapital finanziert sein sollte. Dies ist eine Orientierungsgrösse, die sicher auf den Einzelfall bezogen differenziert zu betrachten ist. Doch eine Unternehmensgründung ohne eigene Mittel ist schlichtweg kaum vorstellbar. Üblicherweise bringen Gründer zunächst Kapital aus ihrem eigenen Vermögen ein. Dabei kann es sich um Ersparnisse, geerbtes Geldvermögen oder auch um Sachwerte aus privatem Besitz handeln, die für die Firma eingesetzt werden.

Wer in der Schweiz zum Beispiel eine GmbH gründen will, muss dafür mindestens 20’000 Schweizer Franken als Stammkapital in Form von Geld oder Sacheinlagen leisten. Bei Einzelfirmen und Kollektivgesellschaften gibt es diese juristischen Vorgaben nicht, es ist aber in aller Regel auch hier aus wirtschaftlichen Gründen ausreichend Eigenkapital erforderlich.

Private Geldgeber finden – Ausweg aus der Kapitalklemme

Eigenkapital erfüllt in der Finanzierung eines Unternehmens wichtige Funktionen. Es steht in der Regel langfristig, vielfach unbefristet zur Verfügung und trägt daher erheblich zur finanziellen Stabilität einer Firma bei. Eigenkapital nimmt an den Gewinnen und Verlusten eines Unternehmens teil. Im Unterschied zu Darlehen gibt es hierfür keine feste Verzinsung. Es bildet damit einen wichtigen Risikopuffer, der das Unternehmen auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten trägt.

Im Konkursfall werden die Ansprüche der Eigenkapitalgeber erst nach den Forderungen der übrigen Gläubiger berücksichtigt. Das Eigenkapital sichert daher gegenüber Kreditgebern die Rückzahlung der zur Verfügung gestellten Mittel. Sie werden nur dann bereit sein, dem Unternehmen Geld zu leihen, wenn eine ausreichende Eigenkapitalbasis gegeben ist.

Das ist gerade bei Start-ups ein häufiger Knackpunkt. In vielen Fällen ist nur wenig Eigenkapital vorhanden. Da auch noch kein grösseres Unternehmensvermögen gebildet werden konnte, fehlt es überdies an banküblichen Sicherheiten. Kreditinstitute sind daher vielfach sehr zurückhaltend dabei, neu gegründeten Firmen Kredite zu gewähren. Die finanzielle Basis ist dadurch schwach und die Möglichkeiten, Wachstum zu realisieren, begrenzt. Viele Existenzgründungen misslingen wegen mangelhafter Finanzierung.

Da Gründer vielfach ihre eigenen Möglichkeiten zur Kapitalaufbringung ausgeschöpft haben, müssen sie private Geldgeber finden, die sich mit eigenem Geld engagieren und dadurch die Eigenkapitalausstattung verbessern. Das bedeutet zwangsläufig auch eine Beteiligung externer Geldgeber am unternehmerischen Erfolg, gegebenenfalls auch die Einräumung von Mitsprache-, Informations- und Kontrollrechten. Nicht jedem Gründer gefällt das, es gibt jedoch hierzu kaum eine Alternative. Denn in der Schweiz existiert – im Unterschied zu vielen anderen Ländern – im Bereich der Gründungsfinanzierung praktisch keine öffentliche Förderung. Die Unterstützung von Existenzgründern fokussiert sich hierzulande auf Coaching und Beratung sowie die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für die Gründung. Die Finanzierung fällt dagegen in die eigene unternehmerische Verantwortung.

Unerlässlich: Finanzstatus und Businessplan

Ehe es darum geht, private Geldgeber finden zu können, ist eine eingehende Analyse und Planung der Finanzen unerlässlich. Dazu dient die Finanz-, Investitions- und Kapitalbedarfsplanung. Ausgehend von der bestehenden Finanzausstattung und den beabsichtigten Investitionen in der Zukunft wird der notwendige Kapitalbedarf ermittelt. Auf dieser Grundlage lässt sich dann auch feststellen, wie viel Kapital von aussen – insbesondere von privaten Geldgebern – benötigt wird. Eine solche Planungsrechnung ist ausserdem wichtiger Bestandteil des Businessplans. Er ist das unternehmerische Konzept, mit der eine Geschäftsidee in konkrete Massnahmen umgesetzt wird.

Der Businessplan ist eine wesentliche Grundlage für externe Kapitalgeber, um die Tragfähigkeit eines unternehmerischen Vorhabens zu beurteilen. Ohne einen aussagefähigen Businessplan werden Sie kaum private Geldgeber finden. Daher sollten Sie auf ein solches Konzept besondere Sorgfalt verwenden. Sie müssen damit überzeugen können.


Der Businessplan ist eine wesentliche Grundlage für externe Kapitalgeber. (Bild: Zadorozhnyi Viktor – shutterstock.com)

Die Beteiligung eines Partners

Der erste Weg zur Mobilisierung zusätzlichen privaten Kapitals ist die Beteiligung eines zusätzlichen Partners oder Gesellschafters. Dies kann zum Beispiel durch die Aufnahme als Gesellschafter in eine GmbH oder Kollektivgesellschaft erfolgen. Mit seiner Kapitaleinlage und/oder Haftungsübernahme wird der Partner dann zum gleichberechtigten Mitunternehmer und -eigentümer Ihrer Firma. Er hat grundsätzlich die gleichen Rechte und Pflichten wie Sie selbst.

Der Umfang der Mitbestimmung wird dabei von der Höhe der Kapitalbeteiligung, der gewählten Rechtsform und den Vereinbarungen im Gesellschaftsvertrag bestimmt. Sie teilen dann aber auf jeden Fall unternehmerische Verantwortung, Risiken und Erfolg. Viele Firmeninhaber scheuen eine solche Lösung, weil sie möglichst uneingeschränkt weiter die Unternehmensgeschicke selbst bestimmen wollen. Private Geldgeber finden, die zur Beteiligung oder Partnerschaft bereit sind, ist gar nicht so einfach. Manchmal sind es langjährige Geschäftsfreunde, manchmal auch Mitarbeiter, die sich beteiligen wollen. Auf jeden Fall setzt die Aufnahme eines Partners immer eine gute persönliche Beziehung und ein tiefes Vertrauen voraus. An Zerwürfnissen von Gesellschaftern ist schon manches Unternehmen gescheitert.


Der erste Weg zur Mobilisierung zusätzlichen privaten Kapitals ist die Beteiligung eines zusätzlichen Partners. (Bild: Gajus – shutterstock.com)

Love Money und die stille Gesellschaft

Eine andere Möglichkeit der Beteiligung ist die sogenannte stille Gesellschaft. Sie wird oft gewählt, wenn Freunde oder Verwandte einem Firmengründer mit eigenem Geld unter die Arme greifen wollen – dann wird häufig vom sogenannten „Love Money“ gesprochen –, sie kann aber auch darüber hinaus genutzt werden. Bei der stillen Gesellschaft tritt der private Geldgeber nach aussen nicht in Erscheinung. Als Unternehmer vertreten Sie Ihre Firma weiterhin allein. Die Kapitalspritze des stillen Gesellschafters geht formal in Ihr Vermögen bzw. das der Firma über.

Der Kapitalgeber ist an Gewinnen und Verlusten Ihres Unternehmens beteiligt, haftet aber nicht gegenüber Gläubigern. Sein Risiko ist insofern begrenzt. Der private Geldgeber kann sich Mitspracherechte vorbehalten, nimmt aber in aller Regel nicht an der Geschäftsführung teil. Die stille Gesellschaft bietet Ihnen damit eine Möglichkeit der Kapitalaufstockung, ohne massgebliche unternehmerische Rechte und Pflichten mit anderen teilen zu müssen.



Business Angels – nicht nur Kapital

Business Angels bilden eine besondere Beteiligungsoption. Sie stellen jungen Unternehmen Beteiligungskapital zur Verfügung und betätigen sich ausserdem zusätzlich als Berater und Mentoren. Oft handelt es sich um ältere, erfahrene Geschäftsleute, die nach lohnenden Investments suchen und gleichzeitig Neugründungen mit ihrem Know-how unterstützen wollen. Idealistisches Engagement vereint sich bei ihnen mit Renditeinteressen. Business Angels wollen in der Regel keinen dauernden Einfluss auf das jeweilige Unternehmen ausüben, sondern ihre Beteiligung nach einer „Reifephase“ wieder gewinnbringend aufgeben.

Typische Beteiligungsengagements bewegen sich in einer Grössenordnung zwischen 20’000 und 250’000 Franken. Die Beteiligung kann offen oder in stiller Form erfolgen. Business Angels stellen in der Rege hohe Anforderungen an das unternehmerische Konzept und die Transparenz. Die „Business Angels Switzerland“ (BAS) sind ein Schweizer Verein von „Geschäftsengeln“, der die Beteiligungsaktivitäten seiner Mitglieder im Bereich der Eidgenossenschaft bündelt und organisiert.



Venture Capital – Wagnisse finanzieren

Eine besondere Form privater Beteiligung bieten auch Venture-Capital-Gesellschaften. Die Wagnisfinanzierung ist ein Geschäftsfeld von Unternehmen, die sich vor allem auf innovative und wachstumsstarke Start-ups im Hightech-Sektor konzentrieren. Venture Capital wird dabei bereits oft schon in einer sehr frühen Unternehmensphase, zum Beispiel vor der eigentlichen Unternehmensgründung oder der Marktreife einer Erfindung, zur Verfügung gestellt. Die Firma soll damit erfolgreich an den Markt gebracht werden.

Viele Venture-Capital-Gesellschaften funktionieren wie eine Fondsgesellschaft oder eine Vermögensverwaltung. Sie sammeln das Geld privater Geldgeber im Rahmen eines Fonds und investieren es gezielt in Beteiligungen an besonders aussichtsreichen Unternehmen. Dabei setzt man auf ein starkes Wachstum und eine baldige Börsenreife. Anschliessend soll die Beteiligung gewinnbringend verkauft werden. Das Renditeinteresse steht daher im Vordergrund, die Beteiligung ist von vornherein auf Zeit angelegt.

Venture-Capital-Gesellschaften steigen aber erst ab grösseren Summen ein, die noch deutlich über den Beteiligungen von Business Angels liegen. Entsprechend hohe Anforderungen werden an den Businessplan gestellt. Wagniskapital ist keine Option für Klein- oder Kleinstunternehmen, um private Geldgeber finden zu können. Die Schweizer Wagnisfinanzierungsgesellschaften haben sich in der Swiss Private Equity & Corporate Finance Association – SECA – als Dachvereinigung organisiert.


Eine besondere Form privater Beteiligung bieten Venture-Capital-Gesellschaften. (Bild: Tashatuvango – shutterstock.com)

Neue Möglichkeiten durch Crowdfunding

Auch das Internet eröffnet neue Chancen, um private Geldgeber finden zu können. Das Stichwort hierfür heisst Crowdfunding und bezeichnet die sogenannte „Schwarmfinanzierung“ durch das Einsammeln und Bündeln vieler Klein- und Kleinstbeträge von Internet-Usern. Dazu gibt es inzwischen eine Vielzahl an Online-Plattformen, die sich auf Crowdfunding spezialisiert haben. Als kapitalsuchender Unternehmer stellen Sie dann Ihr Projekt oder Ihr Vorhaben im Internet auf einer geeigneten Plattform vor und versuchen, dafür Kapitalgeber zu finden. Wenn genügend Kapital eingesammelt ist, kann die Beteiligungsofferte geschlossen und das Projekt umgesetzt werden.

Je nach Art der Beteiligung unterscheidet man unterschiedliche Varianten des Crowdfunding:

  • Crowdinvesting ist die klassische Beteiligungsfinanzierung internetgerecht umgesetzt. Kapitalgeber beteiligen sich hier an Ihrem Unternehmen und nehmen dafür am Erfolg und am Risiko teil. Der Einstieg ist schon mit Kleinbeträgen möglich.
  • Crowdsupporting: Hier gibt es keine Beteiligung, sondern eine andere einmalige Gegenleistung für die Geldbereitstellung. Crowdsupporting kommt oft im Sportbereich und bei der Finanzierung zeitlich befristeter Projekte vor. Es wird in vielen Fällen auch als Crowdsponsoring bezeichnet.
  • Crowddonating ist eine Form der Geldsammlung über Spenden. Sie kommt bei kommerziellen Vorhaben weniger in Betracht.
  • Crowdlending: Hier können Sie private Geldgeber finden, die Ihnen Geld leihen. Diese sind daher Kreditgeber und nicht Unternehmensbeteiligte.

Es gibt inzwischen rund 30 Crowdfunding-Plattformen, die in der Schweiz ansässig oder dort aktiv sind. Dies ist bemerkenswert angesichts der Tatsache, dass die erste Crowdfunding-Plattform hierzulande erst 2008 an den Start ging. Mit einem Finanzierungsvolumen von insgesamt rund 16 Millionen Schweizer Franken sind die Crowdfunding-Aktivitäten aber noch recht bescheiden. Dies könnte sich in Zukunft ändern. In den USA oder Grossbritannien wird diese Möglichkeit der Finanzierung bereits sehr viel intensiver genutzt.



Partiarische Darlehen – Mezzanine-Kapital

Es existieren auch Mischformen der Beteiligungs- und Kreditfinanzierung. In diesem Zusammenhang wird dann von Mezzanine-Finanzierung oder Mezzanine-Kapital gesprochen. Mezzanine kommt aus dem Italienischen „mezzo“ und bedeutet „mitten“ oder „zwischen“. Mezzanine-Kapital besitzt Merkmale von Eigen- und Fremdkapital gleichermassen und nimmt insofern eine Zwischenstellung ein. Rechtlich gesehen handelt es sich oft um Darlehen, die aber so ausgestaltet sind, dass sie wirtschaftlich als Eigen- oder Beteiligungskapital angesehen werden können.

Eine typische Mezzanine-Finanzierung bieten partiarische Darlehen. Dabei handelt es sich rechtlich um ein normales Darlehen, das aber eine erfolgsabhängige Verzinsung bzw. Gewinnbeteiligung vorsieht. Der Anspruch auf Rückzahlung des Darlehens ist erfolgsunabhängig und unterscheidet das partiarische Darlehen wesentlich von einem Gesellschafterverhältnis. Der Darlehensgeber nimmt daher nur in begrenztem Umfang am unternehmerischen Risiko teil. Partiarische Darlehen werden zum Teil von Banken als Alternative zur herkömmlichen Kreditfinanzierung vergeben, sie lassen sich aber auch einsetzen, um private Geldgeber finden zu können. Sie haben aber nicht die gleiche Kapitalqualität wie „echtes“ Beteiligungskapital.



Fazit

Diese kurze Übersicht zeigt: Sie haben viele Optionen, auch ohne Einsatz eigener Mittel das Eigenkapital Ihrer Firma aufzustocken, wenn Sie entsprechend aufgeschlossene private Geldgeber finden. Mit einer Verbesserung der Eigenkapitalbasis erweitern Sie gleichzeitig Ihre Kreditspielräume. Dem weiteren Auf- und Ausbau Ihrer Firma sollten dann zumindest finanziell nichts mehr im Wege stehen.

 

Oberstes Bild: © Bennyartist – shutterstock.com

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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