Händler kaufen Coca-Cola und Red Bull aus dem günstigeren Ausland

Etwa 120 Millionen Dosen Red Bull und noch mehr Dosen Coca-Cola lassen sich die Schweizer Verbraucher jährlich schmecken. Was dem Käufer als Erfrischung dient, bringt den Detailhandel hingegen tüchtig ins Schwitzen. Grund für die Schweissausbrüche ist der Preisdruck nach unten, der natürlich auch beim Handel ankommt. Die Verbraucher halten nach den jeweils billigsten Produkten Ausschau, die Detailhändler geben dem Preisdruck nach, um ihre Ware zu verkaufen.

Die Wege dorthin sind sehr verschieden. Während die einen ihre Gewinnmargen nach unten korrigieren und den Endverbraucherpreis somit drücken, setzen die anderen auf die sogenannten Grauimporte. Dabei werden beispielsweise Coca-Cola und Red Bull aus Abfüllbetrieben in der Tschechischen Republik und in Polen importiert. Diese Erzeugnisse sind günstiger und optimieren Verkaufspreise und Gewinn zugunsten des Handels und natürlich auch der Verbraucher.

Red Bull

Red Bull bleibt Red Bull – dies garantiert zumindest der Detailhändler Landi, der die blau-rot-silbernen Dosen bereits seit einiger Zeit aus polnischer Abfüllung in die Schweiz holt. Der Inhalt der kleinen Aluminiumdosen ist der gleiche wie in denen aus Schweizer Abfüllbetrieben. Nur am Preis erkennt der Verbraucher die Grauimporte. So weist der Aufdruck www.redbull.pl deutlich auf eine Abfüllung in Polen hin. Dabei stammen längst nicht alle Dosen des Powermixes, die in Schweizer Landi-Regalen stehen, aus polnischer Abfüllung. Vor allem die 24er-Packs kommen aus dem osteuropäischen Land, was nicht ausschliesst, dass auch einzelne Verpackungseinheiten aus solchen Lieferungen stammen.

Red Bull selbst sieht diese Entwicklung gelassen. Immerhin bleibt der Inhalt der Dosen der gleiche, nur der Abfüllbetrieb ist ein anderer. Und im Zuge des internationalen Handels ist es Sache der Detailhändler selbst, woher sie ihre Ware beziehen. Für Red Bull selbst entsteht also kein Verlust. Der bleibt bestenfalls bei den Schweizer Abfüllbetrieben hängen.

Coca-Cola

Wenn beispielsweise der Detailhändler Denner dem Preisdruck der Verbraucher nachgibt und das weltweit bekannteste Erfrischungsgetränk aus der Tschechischen Republik importiert, dann sieht das Coca-Cola Schweiz hingegen kritischer als der Konkurrent Red Bull. Immerhin seien mehr als 1000 Arbeitnehmer in der Coca-Cola-Produktion in der Schweiz beschäftigt, die damit auch einen Beitrag zur Wertschöpfung leisteten. Fielen davon produktive Kapazitäten und Arbeitsplätze weg, dann könnte das eine nachhaltige Wirkung haben. So sieht es zumindest die Unternehmensspitze von Coca-Cola Schweiz. Den kritischen Blick der Hersteller teilt der Verbraucher nicht. Dem kommt es in erster Linie auf günstige Preise an, und da ist es den meisten egal, wo das Limonadengetränk abgefüllt wird. Solange die Qualität stimmt, greift der Konsument gern zum günstigeren Produkt, auch wenn dies nicht aus einer Schweizer Produktion stammt.

Verbraucher wollen sparen

Angesichts der schleichenden Teuerung in vielen Bereichen bleiben auch die Schweizer weiterhin sparsam. Das zeigt sich nicht nur beim Verhältnis der Schweizer Verbraucher zu Coca-Cola oder Red Bull. Es wird gespart, wo gespart werden kann. Das betrifft vor allem Verbrauchsgüter, Getränke und Lebensmittel. Etwas standortbezogener zeigen sich die Verbraucher hingegen bei hochwertigen Konsumgütern mit längerer Lebenserwartung. Hier bleiben die Schweizer heimischen Marken treu, sofern der Bedarf damit gedeckt werden kann.

Solche Entwicklungen zeigen sich nicht nur in der Schweiz, sondern sind ein Phänomen, das europaweit und teilweise auch darüber hinaus erkennbar ist. Wann immer sich effektive Einsparungen erzielen lassen, sind die Verbraucher auch daran interessiert, sofern sie keine Abstriche bei der Qualität der Produkte machen müssen. Das führt teilweise dazu, dass illegale Kopien von Markenprodukten genauso beliebt sind wie die jeweiligen Originale. Bei den angesprochenen Getränken Red Bull und Coca-Cola handelt es sich jedoch nicht um Kopien, sondern um Abfüllungen im preisgünstigeren Ausland. Davon profitieren die Händler wie Denner und Landi genau wie die Verbraucher selbst. So lassen sich an einem 24er-Pack Red Bull im Vergleich zu vier Sechserpacks aus Schweizer Abfüllung beispielsweise immerhin 15 Franken sparen. Dies ist ein deutlicher Anreiz für die Konsumenten in der Schweiz.

Erfreut vom Sparwillen der Schweizer Konsumenten zeigen sich nicht nur heimische Händler, die auch so noch satte Gewinnmargen generieren können. Auch die Abfüllbetriebe in Tschechien und Polen freuen sich über diese Entwicklung. Da bleibt auch die internationale Solidarität der Arbeitnehmer hinter aktuellen Interessen zurück.


Der Preisdruck, der von Verbrauchern ausgeht, macht sich dort bemerkbar, wo Händler günstigere Produkte aus dem Ausland einkaufen. (Bild: Twin Design / Shutterstock.com)
Der Preisdruck, der von Verbrauchern ausgeht, macht sich dort bemerkbar, wo Händler günstigere Produkte aus dem Ausland einkaufen. (Bild: Twin Design / Shutterstock.com)


Letztlich ist dies auch ein Zeichen dafür, dass sich Schweizer Unternehmen am internationalen Markt neu etablieren müssen. Dabei bleibt der Blick auf die internationale Konkurrenz ebenso wichtig wie eine Abkehr von der eigenen Nabelschau. Denn letztlich entscheiden die Verbraucher selbst, welche Produkte sie bevorzugen, und da dürften preisgünstigere Produkte der gleichen Qualität auch künftig das Rennen machen.

So handelt es sich hier nicht nur um ein Phänomen, sondern um eine normale Entwicklung im internationalen Handel, der auch Coca-Cola Schweiz nicht ausweichen kann. Red Bull hat das erkannt und bleibt eher gelassen, solange auch in den polnischen Dosen das drin ist, was draufsteht.

 

Oberstes Bild: © View Apart – Shutterstock.com

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