Mitsubishi hebt ab – der Regionaljet MRJ hat seinen Rollout
von Agentur belmedia News
Mitte Oktober 2014 war es endlich so weit: Nachdem der Rollout mehrmals verschoben worden war, wurde der Prototyp des Regionaljets MRJ mit Platz für 70 bis 90 Passagiere auf dem Flughafen in Nagoya vorgestellt.
Erste Testflüge hat der japanische Produzent Mitsubishi Aircraft für 2015 geplant, die Auslieferung der ersten Jets an die Fluggesellschaften ist im Jahr 2017 vorgesehen. Nach Unternehmensangaben sind schon rund 400 Vorbestellungen aus Japan und anderen Ländern eingegangen.
Nach etwa 50 Jahren Abstinenz ist Japan wieder mit von der Partie, wenn es um den Bau von Verkehrsflugzeugen geht. Schon im Sommer 2014 war Honda vorgeprescht und hatte seinen ersten Businessjet präsentiert. Das letzte in Japan entwickelte Flugzeug war die Propellermaschine YS-11. Mitsubishi war in den 1960er-Jahren massgeblich daran beteiligt. Allerdings wurden nur 182 Maschinen davon gebaut.
Der Regionaljet MRJ – abgekürzt für Mitsubishi Regional Jet – dient auch dem Renommee der japanischen Regierung. Denn das Land will der Welt anlässlich der Olympischen Spiele 2020 in Tokio demonstrieren, dass es nicht nur erfolgreich Unterhaltungselektronik, Automobile und andere Hightechprodukte herstellt, sondern auch im Flugzeugbau die Nase mit vorn dabeihat.
Bisher hatten sich Japans Erfolge im Flugzeugbau vor allem auf die Zuliefererindustrie beschränkt. Beispielsweise werden dort die Flügel des Boeing 787 Dreamliner produziert. Zunächst hatte es bei der Entwicklung des MRJ einige Schwierigkeiten gegeben. So sollte der Rumpf des Jets anfänglich aus Kohlefasermaterial hergestellt sein, nun wird dieser aber ganz klassisch aus Aluminium gefertigt. Das nun vorgestellte Modell hätte eigentlich vier Jahre früher herauskommen sollen.
Wichtige Komponenten des MRJ haben ihren Ursprung bei Zulieferern aus westlichen Industriestaaten, die Triebwerke liefert zum Beispiel das US-Unternehmen Pratt & Whitney. Das ist für Mitsubishi durchaus mit Vorteilen verbunden, denn finden sich genügend Abnehmer für die Maschine auf dem amerikanischen Markt, könnte den Marktführern Embraer in Brasilien und Bombardier in Kanada sowie anderen Produzenten in Russland und China in Mitsubishi ein gewichtiger Konkurrent erwachsen. Die US-Fluggesellschaft SkyWest hat schon einige Maschinen des MRJ bestellt.
Obwohl der weltweite Wettbewerb in diesem Bereich sehr hart ist, glaubt man bei Mitsubishi Aircraft, das zu dem Mischkonzern Mitsubishi Heavy Industries gehört, fest daran, dass in den nächsten 20 Jahren mindestens 5’000 Jets abgesetzt werden können.
Oberstes Bild: © ILA-boy – CC BY-SA 3.0