Schweizer Coup: Freihandelsabkommen mit China generiert Wettbewerbsvorteile

In der Schweiz ticken die Uhren anders. Während nahezu die gesamte Europäische Union mit Sorgen Richtung China blickt und das Überschwemmen der Märkte mit chinesischer Billigware argwöhnisch beobachtet, sieht die Exportnation Schweiz den ungehinderten Handel mit dem ostasiatischen Koloss weitaus entspannter. Die meisten schweizer Unternehmen machen in Bezug auf einen expliziten Freihandel mit dem Reich der Mitte sogar massive Vorteile für die Schweiz und das eigene Unternehmen aus.

Die Schweiz macht es der Konkurrenz vor: Handelsabkommen mit China ist offiziell

Seit Anfang Juli steht es fest: Bei einer offiziellen Zeremonie am Basler Rheinhafen hat die Schweiz ihr Freihandelsabkommen mit der Volksrepublik China in Kraft gesetzt. So fallen nun ab dem 1. Juli 2014 die Zölle für Exporte von Industriegütern aus China in die Alpenrepublik komplett weg. Zeitgleich baut China die bislang bestehenden Handelsschranken für Produkte aus der Schweiz ab. Die eidgenössische Unternehmerschaft klatscht begeistert Beifall und reibt sich angesichts der nunmehr möglichen Geschäfte vor Freude die Hände.

Dass das offizielle Inkrafttreten des Freihandelsabkommens mit China eben am Basler Rheinhafen stattfand, der sich in Sichtweite zur französischen und deutschen EU-Aussengrenze befindet, hat dabei durchaus symbolischen Charakter. Während Politiker wie zum Beispiel Grossbritanniens Premier David Cameron immer noch – vergeblich – versuchen, die EU-Mitgliedsstaaten von der zeitnahen Aufnahme entsprechender Verhandlungen mit China über ein Freihandelsabkommen zu überzeugen, hat die Schweiz schon längst den Vertrag perfekt gemacht. Viele Europäer schielen jetzt neidisch auf die Eidgenossen und das realisierte Freihandelsabkommen mit Peking.

Wettbewerbsvorteil: Schon 2015 können schweizer Firmen deutlich vom Abkommen profitieren

Laut verschiedener Wirtschaftsexperten hat sich die Schweiz mit diesem Abkommen einen nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsvorteil geschaffen, da sich die schweizer Unternehmen vor der Konkurrenz aus der EU im Reich der Mitte auf den entsprechenden Märkten positionieren können. Eine Studie der Aussenwirtschaftsorganisation Switzerland Global Enterprise (SGE) geht diesbezüglich davon aus, dass die schweizer Unternehmen ihre Exporte nach China um jährlich rund fünf % steigern werden. Im Hinblick auf die Zolleinsparungen können so bis zum Jahr 2028 rund 5,8 Milliarden Franken (4,8 Milliarden Euro) generiert werden. Bereits im Jahr 2015 könnten die schweizer Exporteure gerade bei der Ausfuhr von Schokolade, Präzisionsinstrumenten, Chemieprodukten, Medikamenten sowie Uhren sogar schon über 100 Millionen Franken einsparen.


Exportierenden Unternehmen in der Schweiz müssen ihre strategische Ausrichtung überdenken und optimieren. (Bild: spiral media / Shutterstock.com)
Exportierenden Unternehmen in der Schweiz müssen ihre strategische Ausrichtung überdenken und optimieren. (Bild: spiral media / Shutterstock.com)


Allerdings müssen die exportierenden Unternehmen in der Schweiz ihre strategische Ausrichtung überdenken und optimieren, um entsprechend hohe finanzielle Vorteile aus dem Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China zu ziehen. Denn bis dato ist China für die Eidgenossen nach der Europäischen Union und den USA nur der drittwichtigste Handelspartner. Was sich erst einmal gar nicht schlecht anhört, relativiert sich aber bei der Betrachtung der nackten Zahlen. Demnach gehen 57 % des Exports in die Europäische Union, elf % in die USA und lediglich acht % nach China sowie Honkong. Daher müssen sich die Unternehmen aus der Schweiz schnellstmöglich breiter aufstellen und auf den chinesischen bzw. ostasiatischen Märkten Fuss fassen.

Freihandelsabkommen mit China basiert auf einer asymmetrischen Vereinbarung

Berücksichtigt werden muss bei diesem Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China zudem, dass sich die Unterhändler aus der Schweiz auf eine asymmetrische Vereinbarung einlassen mussten. Dies liegt in dem Umstand begründet, dass im Hinblick auf den beinahe rasant wachsenden Markt und die über 1,4 Milliarden Chinesen eine ganz andere Wirtschaftskraft und auch Kaufkraft im Vergleich zur Schweiz existiert. Zwar verfügen auch die Einwohner der Schweiz über eine eminent hohe Kaufkraft, aber die Schweiz weist lediglich rund acht Millionen Einwohner auf. Anhand dieser Zahlen ist leicht abzuschätzen, wer letztendlich von dem Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China in erster Linie profitieren wird.

Daher liess sich die Schweiz darauf ein, dass innerhalb der ersten Stufe des Abkommens nur die Volksrepublik China sämtliche Produkte zollfrei liefern darf; nur landwirtschaftliche Produkte unterliegen einer entsprechenden Ausnahmeregelung. Die schweizer Unternehmen können demgegenüber ihre Waren nicht von Beginn an zollfrei nach China exportieren: Der Abbau der bestehenden Handelsschranken erfolgt hier lediglich stufenweise, wobei bei etlichen Erzeugnissen Zeiträume von bis zu 15 Jahren veranschlagt wurden.

Trotzdem: Mittel- bis langfristig gesehen sind die finanziellen Vorteile der schweizer Unternehmen weitaus prägnanter als die der Chinesen. Während China nämlich – gerade im Hinblick auf qualitativ hochwertige Produkte – schon seit jeher hohe Importzölle verlangt, erhebt die Alpenrepublik traditionell eher relativ geringe Importzölle. Diesbezüglich ist anzumerken, dass die Schweiz ohnehin ein Titan in Sachen Freihandelsabkommen ist. Inzwischen hat das Land mit rund 40 Nationen entsprechende Abkommen geschlossen, weitere – zum Beispiel mit Indien – sollen folgen. Diese Politik der Marktöffnung ist dabei von der schweizer Regierung bewusst strategisch angelegt, denn diese Freihandelsabkommen können auch als eine Art Schutzmechanismus gegen eine möglicherweise entstehende Freihandelszone EU – USA interpretiert werden. Allerdings ist ein solches Zustandekommen noch heftig umstritten.

 

Oberstes Bild: © Viktor88 – Shutterstock.com

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