Aktienkurse: Mit diesen Schwankungen können Sie rechnen – oder auch nicht

Wohin allzu übermütige Spekulationen führen können, haben wir Ihnen bereits am Beispiel der sogenannten Tulpenkrise von 1637 vor Augen geführt. Damals fiel der Wert für die gehandelten Objekte buchstäblich über Nacht auf einen bemerkenswerten Tiefstand und führte zum weltweit ersten Finanzcrash. Doch ist der Verlauf von Börsenkursen wirklich so unberechenbar, wie das historische Debakel es uns lehrt?

Die überraschende Antwort lautet „Nein!“. Was zunächst seltsam klingt, ist wissenschaftlich bewiesen, denn die Entwicklung von Börsenkursen war bereits mehrfach Gegenstand entsprechend orientierter Untersuchungen. Dabei liess sich ein Phänomen beobachten, das unter Fachleuten als Montagseffekt bezeichnet wird: Beim abendlichen Börsenschluss zu Wochenbeginn lagen die Aktienkurse stets unter den Abschlusswerten des vorausgegangenen Freitags.

Als eine mögliche Erklärung für diese auffällige Schwankung nannten Wissenschaftler den Umstand, dass Unternehmen schlechte Informationen bevorzugt am Wochenende veröffentlichen. Weil an diesen Tagen kein Börsenhandel stattfindet, schlagen sich die „bad news“ erst am darauffolgenden Montag in den Aktienkursen nieder.

Der gefürchtete Montagseffekt konnte tatsächlich für mehrere Länder Europas nachgewiesen werden, darunter auch die Schweiz. Die auf dem Kursabfall beruhenden Verluste betrugen jedoch oft nicht mehr als einige Tausendstel Prozent pro Aktie, so dass die Anleger durch den montäglichen Börsenverlauf keine spürbaren Einbussen erlitten.

Als Basis für wissenschaftliche Untersuchungen aber taugten die ermittelten Werte allemal. Sie brachten die Forscher auf die Idee, das Geschehen am Aktienmarkt über den Zeitraum mehrerer Kalenderjahre zu beobachten. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurden sie auf weitere erstaunliche Phänomene aufmerksam:

  • den Januareffekt: Die beobachteten Aktienkurse stiegen im Januar stärker an als in den sonstigen Monaten des jeweiligen Jahres.
  • den Monatseffekt: Die beobachteten Aktienkurse stiegen per Ultimo und während der ersten drei Tage des darauffolgenden Monats stärker an als an den restlichen Tagen bis Monatsende.
  • den Ferieneffekt Die beobachteten Aktienkurse stiegen unmittelbar vor den Ferientagen der Börse stärker an als an allen anderen Tagen des jeweiligen Jahres.

Doch auch bei diesen Effekten beliefen sich die Schwankungen auf verschwindend geringe Anteile – was bedeutet, dass sich aus dem Verlauf von Börsenkursen zwar durchaus Regelmässigkeiten ableiten lassen; diese aber nicht für Spekulationen oder zur Optimierung daraus resultierender Gewinne genutzt werden können.

 

Oberstes Bild: © lassedesignen – Shutterstock.com

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Mehr zu Christiane Dietering

Christiane Dietering hat eine handwerkliche, zwei kaufmännische und eine Autoren-Ausbildung absolviert. Sie arbeitet als freie Texterin, Rezensentin und Journalistin in den Themenbereichen Kunst und Kultur. Ihre Hauptauftraggeber sind Veranstalter von Musikaufführungen, Lesebühnen und Erotik-Events.

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