Mobbing am Arbeitsplatz: Setzen Sie sich frühzeitig zur Wehr!

Leider ist Mobbing im Berufsalltag keine Seltenheit, auf Dauer kann Mobbing sogar krank machen! Reibungen und Konflikte in einem Unternehmen sind normal. Wird ein Mitarbeiter jedoch von den Kollegen systematisch schikaniert, leidet der Betroffene erheblich unter dem Terror seiner Kollegen.

Der Begriff Mobbing leitet sich aus dem Englischen ab und kommt von „to mob“ für jemanden schikanieren oder anpöbeln. Grundsätzlich spricht man von Mobbing, wenn die systematische Schikane über einen längeren Zeitraum andauert. Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheit definiert Mobbing als ein wiederholtes, unangemessenes Verhalten einem Arbeitnehmer oder einer Gruppe gegenüber. Ziel ist es, die Person in ihrer Würde zu kränken und zu demütigen.

Mobbing ist eine arbeitsrechtliche Persönlichkeitsverletzung 

In einigen Ländern wie Frankreich oder Spanien gibt es Gesetze gegen das Mobbing am Arbeitsplatz. In der Schweiz wird Mobbing als arbeitsrechtliche Verletzung der Persönlichkeit gewertet. Artikel 328 des Obligationenrechts regelt die Fürsorgepflicht eines Arbeitgebers gegenüber dem Arbeitnehmer. Demnach ist er verpflichtet, gegen persönlichkeitsverletzende Angriffe Dritter gegen einen Arbeitnehmer vorzugehen. Als Arbeitgeber selbst darf er ebenfalls keine Eingriffe in die Persönlichkeit seines Mitarbeiters unternehmen. Das Schweizer Bundesgericht hat entschieden, dass Arbeitgeber ihre Fürsorgepflicht gegenüber dem gemobbten Arbeitnehmer verletzen, wenn sie das Mobbing nicht verhindern.

Heinz Leymann zählt im deutschsprachigen Raum zu den bekanntesten Mobbingforschern. Der 1999 in Stockholm verstorbene Psychologe hat das Mobbing in seinem Werk „Mobbing: Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann“ in verschiedene Angriffsbereiche aufgeteilt:

1. Angriffe, auf die Möglichkeit, sich zu äussern: Dabei wird der Mitarbeiter ständig unterbrochen oder hat keine Möglichkeit, sich mitzuteilen. Mündliche und schriftliche Drohungen sowie Kontaktverweigerung durch Gesten sind an der Tagesordnung.

2. Angriffe auf die sozialen Beziehungen: Hier wird der Kontakt komplett abgeblockt, der Betroffene wird nicht mehr angesprochen und kann andere nicht mehr ansprechen. Der Betroffene sitzt isoliert von seinen Kollegen und behandelt, als wäre er nicht vorhanden.

3. Angriffe auf das soziale Ansehen: Es wird schlecht über den Kollegen geredet, er wird vor lächerlich gemacht, seine Einstellungen werden angegriffen. Der Betroffene muss Arbeiten ausführen, die ihn demütigen.

4. Angriffe auf die Qualität der Berufs -und Lebenssituation: Der Betroffene hat keine Beschäftigung im Betrieb oder bekommt Aufgaben, die weit unter seinen Qualifikationen liegen. Möglich sind auch Aufgaben, die seine Kompetenzen übersteigen mit dem Ziel, ihn zu diskreditieren.

5. Angriffe auf die Gesundheit: Der Betroffene muss gesundheitsschädliche Arbeiten übernehmen. Es wird mit körperlicher Gewalt gedroht oder sogar ausgeübt.

Leymann geht davon aus, dass das Mobbing sich in verschiedenen Phasen entwickelt. Am Anfang steht seiner Ansicht nach ein unbewältigter Konflikt, der am Arbeitsplatz brodelt und für eine gereizte Stimmung sorgt. Danach kommt es zu ersten Feindseligkeiten und Bemerkungen, die sich gegen eine bestimmte Person richten. Anschliessend wird der oder die Betroffene komplett ausgegrenzt – niemand will mehr etwas mit ihr oder ihm zu tun haben. Gesundheitliche Probleme treten beim Betroffenen auf und zwingen ihn zum Handeln.


Setzen Sie Ihren mobbenden Kollegen Grenzen und zeigen, dass Sie sich nicht alles gefallen lassen. (Bild: Picture-Factory / Fotolia.com)


So setzen Betroffene sich zur Wehr

Für alle Betroffenen gilt: Wehren Sie sich! Nicht erst, wenn es schon fast zu spät ist, sondern frühzeitig. Setzen Sie Ihren mobbenden Kollegen Grenzen und zeigen, dass Sie sich nicht alles gefallen lassen.

Auch wenn es schwerfällt: Gehen Sie auf die Kollegen zu und reden Sie mit ihnen. Versuchen Sie im Gespräch so sachlich wie möglich zu bleiben. Machen Sie deutlich, dass Sie sich gegebenenfalls beschweren werden.

Vielleicht haben Sie einen Kollegen, den Sie um Hilfe und Beistand bitten können. Treten Sie nicht allein, sondern gemeinsam auf, haben Sie dem Angreifer mehr entgegenzusetzen.
Vertrauen Sie sich jemandem an und sprechen Sie über die Situation. Oftmals genügt ein veränderter Blickwinkel um der Situation zu entgehen.

Wird ständig weiter gemobbt, führen Sie Tagebuch: Notieren Sie den Zeitpunkt und die Art der Attacke. Kommt es im schlimmsten Fall zu einer Verhandlung vor Gericht, haben Sie Beweise.

Kontaktieren Sie andere Betroffene oder Beratungsstellen. Hier steht man Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. In der Schweiz gibt es Mobbing-Beratungsstellen in allen grösseren Städten.

Wenn Sie als Mitarbeiter oder Vorgesetzter einen Mobbing-Fall beobachten, schauen Sie nicht weg! Versuchen Sie einzugreifen und die Situation möglichst noch in der Anfangsphase zu entschärfen.

Weitreichende Folgen für Betriebe

Die Auswirkungen von Mobbing am Arbeitsplatz sind vielfältig und reichen von Nervosität über Schlafstörungen bis hin zu Magenschmerzen, Depressionen oder Suizidgefahr. Insbesondere wenn das Mobbing über einen langen Zeitraum anhält, ist mit ernsten Folgen zu rechnen. Nicht selten werden Mobbingopfer tablettenabhängig oder suchen Zuflucht im Alkohol.

Viele Arbeitnehmer lassen sich längerfristig krankschreiben, um der Situation am Arbeitsplatz zu entgehen, das hat natürlich auch Auswirkungen auf den Betrieb: Durch das Fehlen des Mitarbeiters wird der Arbeitsablauf gestört – müssen andere Mitarbeiter diese Arbeit mit erledigen, sinken Arbeitsmoral und Produktivität. Die Stimmung im Team oder der Gruppe leidet ohnehin unter der angespannten Situation. Betriebe können durch Sensibilisierung der Mitarbeiter dazu beitragen, dass es nicht zu Mobbing-Fällen kommt. Regelmässige Gespräche zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter sowie interne Schulungen und Anlaufstellen können hilfreich sein.

 

Oberstes Bild: © Photographee.eu / Fotolia.com

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Aus meinem langjährigen Hobby, dem Schreiben, ist im Jahr 2010 ein echter Job geworden - seitdem arbeite ich als selbständige Texterin. Davor war ich als gelernte Bankkauffrau im klassischen Kreditgeschäft einer Hypothekenbank tätig. Immobilien und Baufinanzierungen zählen noch immer zu meinen Steckenpferden. Angetrieben durch die Lust, Neues zu entdecken, arbeite ich mich gern in unbekannte Themengebiete ein und lasse mich schnell begeistern.

Aus meinem langjährigen Hobby, dem Schreiben, ist im Jahr 2010 ein echter Job geworden - seitdem arbeite ich als selbständige Texterin. Davor war ich als gelernte Bankkauffrau im klassischen Kreditgeschäft einer Hypothekenbank tätig. Immobilien und Baufinanzierungen zählen noch immer zu meinen Steckenpferden. Angetrieben durch die Lust, Neues zu entdecken, arbeite ich mich gern in unbekannte Themengebiete ein und lasse mich schnell begeistern.

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