Durchsetzungsstark, konsequent, flexibel und individuell - was moderne Führungskräfte auszeichnet

In der modernen Wirtschaft müssen sich Führungskräfte nicht neu erfinden, aber neu definieren. Sich nach unten, aber auch nach oben profilieren erfordert Durchsetzungsvermögen, Konsequenz, Flexibilität und – Individualität.

Reichte in der Vergangenheit eine klare Ansage zum Durchsetzen der unternehmerischen und eigenen Interessen noch aus, so ist heute damit längst nicht alles getan. Führen heisst heute mehr als nur anweisen, kontrollieren und mit der Faust auf den Tisch schlagen.

Führungstätigkeit wird bestimmt von einer Komplexität aus Erfahrungen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und interpersonellen Kompetenzen, die ständig einer Prüfung und Entwicklung unterworfen sind.

Sich durchsetzen – ja, aber wie

Durchsetzungsvermögen klingt auch heute noch irgendwie brachial, nach Holzhammer und lautem Befehlston. Dabei sind die Zeiten martialischer Durchsetzung gegen alle Widerstände längst vorbei. Wer sich heute als Führungskraft durchsetzen will, muss deutlich mehr mitbringen als einen harschen Ton und mehr als das Einfordern widerspruchsloser Erfüllung von Anweisungen an den Tag legen. Durchsetzungsvermögen fasst eine Menge von persönlichen Kompetenzen zusammen, die von Verantwortung, Verständnis und dem richtigen Einsetzen der Führungsrolle gekennzeichnet sind.

Einfaches Obrigkeitsverhalten funktioniert vielleicht noch in einfach strukturierten Unternehmen ohne wahren Zukunftsanspruch. Aber auch dort nur nach unten. Wer sich in modernen Unternehmen auch nach oben durchsetzen will und dabei ein gesundes Mass in der Menschenführung wahren möchte, muss sich flexibel, ideenreich und kreativ zeigen.


Konsequenz heisst nicht Sturheit. (Bild: IVY PHOTOS / shutterstock.com)


Konsequenz heisst nicht Sturheit

Viele altbackene Führungskräfte zeichnen sich durch eine gewisse Sturheit im Denken und Handeln aus. Sie sind es gewohnt, nach klaren Vorgaben zu handeln und folgen dabei meist auch starren Systemen. Was hier als Konsequenz bezeichnet wird, ist vielmehr ein starres Festhalten an Althergebrachtem, das letztlich kontraproduktiv ist und zur Stagnation führt. In zeitgemäss agierenden Unternehmen wird Konsequenz anders verstanden. Sie erfordert zunächst ein Abwägen von Vor- und Nachteilen bestimmter Entscheidungen und Vorgängen in unterschiedlichsten Richtungen.

Oftmals empfiehlt sich hier die Zusammenarbeit mehrerer Spezialisten, um die für die konkrete Situation beste Lösung zu verabreden. Diese gemeinsam favorisierte Lösung ist dann zielstrebig umzusetzen, wobei auch dynamische Anpassungen durchaus möglich sind. Was den Begriff Konsequenz heute umfasst, ist die klare Fokussierung auf ein Ziel. Der weg dorthin kann aber durchaus unterschiedlich und dynamisch veränderbar sein. Dann ist konsequent eben nicht stur, sondern zielführend auf dem jeweils besten Weg.

Flexibilität ist mehr denn je gefragt

Wirtschaftliche Prozesse und unternehmerische Variablen ändern sich fortlaufend. Das gilt für das gesamte Unternehmen genauso wie für einzelne Bereiche. Diese Veränderungen mit in den Arbeitsalltag als Führungskraft zu integrieren erfordert geistige und methodische Beweglichkeit, die wir hier als Flexibilität bezeichnen. Das gründliche Abwägen von Voraussetzungen und Folgen unterschiedlicher Entscheidungen macht Flexibilität genauso aus, wie spontane Entschlüsse, die jedoch immer von einer gewissen Professionalität untermauert sein sollten.

Wer als Führungskraft flexibel agieren möchte, braucht ein breit angelegtes Repertoire unterschiedlicher Handlungsansätze und Entscheidungsmöglichkeiten. Nur aus diesem Fundus heraus lässt sich eine Flexibilität erreichen, die allerdings immer auch auf ein Ziel ausgerichtet sein muss. Wer hier Flexibilität mit ständig veränderten Zielsetzungen verwechselt, provoziert letztlich Missverständnisse und Chaos. Beides hat mit professioneller Flexibilität nichts gemein.

Individualität

Gesellschaften sind ein mehr oder minder strukturiertes und durch gewisse Gemeinsamkeiten organisiertes Sammelsurium von Individuen. Das gilt auch für Unternehmen, in denen sich unterschiedliche Persönlichkeiten zusammenfinden, um in unterschiedlichen Funktionen an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten. Die gemeinsame Zielsetzung erfordert zwar eine gleiche oder ähnliche inhaltliche Ausrichtung der Arbeit, schliesst aber Individualität nicht aus. Besonders für Führungskräfte ist ein hohes Mass an persönlicher Eigenständigkeit (so verstehen wir hier Individualität) unerlässlich.

Damit heben sie sich von anderen Mitarbeitern ab und profilieren sich nach unten und nach oben. Ganz persönliche Eigenschaften werden hier bewusst und betont mit der Leitungsrolle verknüpft und führen so zur ganz eigenen Führungspersönlichkeit. Uniforme Leitungspersonen haben es schwer, sich durchzusetzen, da es ihnen an der interpersonellen Eigenständigkeit fehlt und dafür Ersatzkonstrukte wie beispielsweise Befehlssysteme oder starre Kontrollmechanismen eingesetzt werden müssen.

Führungskräfte mit einem hohen Mass an Individualität fallen auf, profilieren sich kraft ihrer Persönlichkeit und schaffen für ihre Untergebenen und Vorgesetzten Möglichkeiten der persönlichkeitsgerechten Wahrnehmung und Ansprache. Das verbessert die Position der Führungskräfte deutlich, bietet natürlich aber auch Angriffspunkte, die nur mit einer klar definierten Fachlichkeit umschifft werden können. Allerdings reicht eine unpersönliche Professionalität heute längst nicht mehr aus, um Teams erfolgreich zu führen. Dazu bedarf es eben auch der unverwechselbaren Persönlichkeit.

Und was ist mit Loyalität?

Auch die wollen wir hier nicht vergessen. Zeitgemässe Führungskräfte zeichnen sich selbstverständlich auch durch ein hohes Mass an Loyalität dem Unternehmen gegenüber aus. Loyal verhalten sich gute Leiter aber auch gegenüber ihren Unterstellten und Vorgesetzten. Hier geht es nicht um das Verschweigen oder Beschönigen von Missständen, sondern vielmehr darum, für jedes Problem einen Lösungsweg zu finden, der den Ansprüchen des Unternehmens und der einzelnen Persönlichkeiten im Unternehmen gerecht werden kann.

Besonders die Loyalität nach unten bereitet vielen Führungskräften Schwierigkeiten, da darin eine gewisse Führungsschwäche gesehen werden könnte. Loyalität nach unten bedeutet aber nicht Nachgiebigkeit und den Verzicht auf das Durchsetzen der eigenen Position, sondern vielmehr eine Form des Verständnisses, die Probleme der Unterstellten produktiv und zielorientiert bei Wahrung der persönlichen Integrität zu lösen hilft.

 

Oberstes Bild: © Ognian – shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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