Das wahre Geheimnis erfolgreicher Jobsuche: Bleiben Sie sie selbst!

Jobhunting ist nie und für niemanden einfach – ob es sich um einen freiwilligen Wechsel oder eine Neubewerbung aus den Umständen heraus handelt. Rational betrachtet geht es dabei zwar um die Abgleichung von spezifischen Kompetenzen auf einem notwendigerweise mehr oder weniger begrenzten Jobmarkt. Gefühlt allerdings steht der Mensch als Ganzes auf dem Prüfstand, wird jede Absage als Negativurteil gegenüber der eigenen Person empfunden.

Dies ist umso schwerer zu ertragen, als die Jobsuche an sich schon extrem stressvoll sein kann: Bewerbungen müssen individualisiert, Arbeitgeber recherchiert, Referenzen erbeten (eine Hürde an sich), Zeugnisse gegebenenfalls neu und umformuliert angefordert, Einkommenserwartungen kalkuliert werden. Nicht zu sprechen von den durchwachten Nächten, in denen man erst die abgeschickte Bewerbung hinterfragt und anschliessend den eigenen Intervieweindruck seziert.

All diese Faktoren erzeugen einen Druck, der leicht zu einem fatalen Fehlentschluss führt – nämlich einen angebotenen Job anzunehmen, obwohl die Intuition davon abrät. Dabei kann ein derartiger Schritt aus Risikoscheue geboren sein; aber ebenso gut auch aus rein materiellen Ängsten, anstehende Lebenshaltungskosten nicht mehr decken zu können. In solchen Fällen ist es extrem wichtig, mit der nötigen Ruhe einen Schritt zurückzutreten und das Angebot nochmals zu reflektieren.

Statistische Tatsache ist: Ein übereilt angenommener Job, der kurzfristig wieder gekündigt wird, fällt auf dem CV in jedem Fall negativer auf als ein weiterer Monat Arbeitslosigkeit. Bleibt man allerdings aus eben diesem Grund in einem Job, dem man langsam zu hassen lernt und innerlich schon wieder gekündigt hat, bevor er überhaupt richtig anfängt, kann das die eigene Motivationsarchitektur und das Selbstbewusstsein für Jahre zum Einsturz bringen – und zwar im weitaus radikaleren Masse, als es die Jobsuche an sich je zu tun vermag.

Wenn Sie sich innerlich zu einem neuen Job überreden müssen; wenn ein fast physisch spürbarer Dialog zwischen Ihrem Bauchgefühl („Du wirst dort wieder unterfordert sein. Diese hierarchischen Strukturen passen doch gar nicht zu Dir. Du machst genau das gleiche in grün, was Dich schon im letzten Job gelangweilt hat.“) und Ihrem Kopf („Du wirst doch dieser idealisierten Vorstellung des perfekten Jobs nicht nachgeben wollen, oder? Dein Konto ist jetzt schon überzogen – wäre es nicht schön, wenn der nächste Kontoauszug mal im schwarzen Bereich läge? Die Kollegen wirken wirklich nett, da macht etwas Leerlauf doch nichts aus.“) im Gange ist, der in keine organische Entscheidungsfindung mündet: Dann ist der Moment gekommen, trotz aller Stressfaktoren geduldig zu bleiben.


Bleibt die Jobsuche lange erfolglos, wird schon mal die Bewerbung „frisiert“ – zum Schaden des Bewerbers. (Bild: Anton Porsche / pixelio.de)


Essenziell ist dabei, die grundsätzliche Situation als Bittsteller nicht zu nahe an sich heran zu lassen. Stattdessen sollte man zu Beginn der Jobsuche und in einem positiven, kreativen Moment so präzise wie möglich notieren, wie das ideale neue Jobprofil aussieht – hinsichtlich Einkommen, Arbeitszeiten, Projekten, Wachstumsmöglichkeiten, Teamarbeit, Unternehmensphilosophie etc. Dieses Profil bleibt dann der Leitfaden der ganzen Suche. Wann immer Sie dazu tendieren, Kompromisse im Hinblick auf die dort festgelegten Parameter zu machen, halten Sie bewusst inne und reflektieren den Grund dafür. Wird Ihnen etwas gleichwertiges oder sogar Wertvolleres gebeten? Oder sind Sie an dem berüchtigten Punkt angekommen, an dem Sie Ihre Ansprüche unbemerkt immer weiter zurückschrauben?

Das Paradoxe daran: Sobald Sie bereit sind, von Ihrem Best-Case-Szenario zurückzutreten, ist die Abwärtsspirale ziemlich unendlich. Sie werden in Aussicht einer Anstellung bereit sein, immer unangenehmeres Verhalten von potenziellen Arbeitgebern zu akzeptieren. Das wiederum bedeutet, dass Sie auch nur Jobs angeboten bekommen, die Ihrer diesbezüglichen Toleranzschwelle entsprechen. Die goldene, ungebrochene Regel ist: So, wie Sie im Bewerbungsprozess behandelt werden, wird sich auch der Umgang mit Ihrer Person im Anstellungsverhältnis gestalten – selbst wenn dann ganz andere Menschen Ihre Weisungsgeber sind. Die Personalabteilung und das Recruitung quer durch alle Abteilungen ist ein Abbild des Unternehmens an sich. Gefällt Ihnen der Anwerbungsprozess eines Unternehmens nicht, werden Sie sich dort auch nicht entfalten können – HP ist so gut wie immer ein Spiegel der praktizierten Kultur.

Um sich dies aber klar zu machen und nicht der eigenen Furcht vor der Unsicherheit zu erliegen, sind Sie sich selbst verpflichtet, die eigenen Standards nicht aus den Augen zu verlieren. Das gilt nicht nur für Ihre Ansprüche an zukünftige Arbeitgeber und Projekte, sondern auch für die eigenen Kompetenzen. Vor allem nach einer Reihe von Absagen oder bei erhöhtem umstandsbedingten Druck ist die Versuchung gross, in der Selbstdarstellung jene Fähigkeiten und Erfahrungen zu priorisieren, von denen man glaubt, das rekrutierende Unternehmen würde sie besonders positiv bewerten. Sie dürfen dabei aber nicht die Person aus den Augen verlieren, die Sie wirklich sind. Es hat wenig Sinn, aus sich selbst eine artifizielle Kompetenzschablone zu konstruieren, die exakt in das Anforderungsprofil der Jobbeschreibung passt, wenn die Ausübung dieser Kompetenzen Sie nicht als die Person bestätigt, die Sie in Wirklichkeit sind.

Machen Sie sich bewusst, dass der Job lediglich die Plattform ist, auf der Sie sich und Ihre Fähigkeiten verwirklichen können – Ihre Ressourcen, Kompetenzen, Erfahrungen, Sie als Person existieren auch ausserhalb dieser Matrix. Es ist viel verlangt, diese Form von Selbst-Bewusstsein weiterhin aufrecht zu erhalten, wenn die Jobsuche lange erfolglos war – aber unbedingt nötig. Denn nur diese positive Praxis der autarken Selbstbestätigung verleiht Ihnen die positive Ausstrahlung, die für Personaler das (oft unbewusst wirkende) Entscheidungsmoment sind und Sie vor anderen Bewerbern auszeichnet.

Führen Sie sich unbedingt Ihre Einzigartigkeit vor Augen. Vor allem, wenn Ihre Bewerbung einem grossen Mitbewerberpool gegenübersteht, geht dieses Gefühl zu oft verloren. Sie fangen an, sich nur noch relativ zu anderen potenziellen Kandidaten zu sehen und ihre Strategie auf deren vermutete Herangehensweise anzupassen. Damit sind Sie immer einen Schritt hinterher, als den notwendigen voraus; Sie reduzieren sich auf reaktives statt auf pro-aktives Verhalten. Schotten Sie sich von allen derartigen Überlegungen ab und konzentrieren Sie sich auf die Essenz Ihrer eigensten Qualitäten. Es wird dieser Fokus sein, der Sie automatisch genau an die Position bringt, die die richtige für Sie ist.

 

Oberstes Bild: © Alexander Raths – Fotolia.com

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Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

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