Börsencrash von 1987 war für SNB-Direktoren nicht unerwartet

Der Börsensturz vom 19. Oktober 1987 kam für die Schweizerische Nationalbank nicht überraschend. Dies geht aus Gesprächsprotokollen des Direktoriums hervor, welche die „Handelszeitung“ zum dreissigsten Jahrestag des Schwarzen Montags erstmals auswerten konnte.

Die bisher einer Sperrfrist unterliegenden Dokumente zeigen, dass sich die SNB-Spitzen wenige Tage vor dem Crash um den Finanzmarkt sorgten. Man rechnete mit einer Korrektur und mit „Turbulenzen in der internationalen Bankenszene“.

Trotz der Vorahnung brachte der grösste Tagescrash in der Geschichte der Börse die Nationalbank in den Folgewochen ziemlich ins Rudern. Ihr Plan sah eigentlich vor, die Geldpolitik zu straffen, weil die Schweizer Wirtschaft zur Überhitzung neigte. Nach dem Krach musste die Nationalbank aber den Banken zu Hilfe eilen, Liquidität ins System einschiessen und den schwächelnden Dollar stützen. Der starke Franken beschäftigte den damaligen Präsidenten Pierre Languetin und seine Kollegen. Sie sorgten sich, dass ein Abseitsstehen der SNB am Devisenmarkt „in Anbetracht der labilen Währungslage negativ interpretiert werden könnte“.

Gegen Ende des Jahres 1987 kam die Nationalbank zusätzlich in Schwierigkeiten, weil neue Regulierungen fürs Bankensystem eine zuverlässige Vorhersage der benötigten Liquidität verunmöglichten. Gleichzeitig gab es Besorgnis wegen einer Rezession. „Der kommunikative Spagat wurde nicht so gut bewältigt“, bilanziert Georg Rich heute. Die insgesamt zu expansive Geldpolitik der SNB mündete in den Folgejahren in einem Inflationsanstieg, der mit harten Massnahmen wieder bekämpft werden musste.

 

Quelle: Handelszeitung
Artikelbild: MR.LIGHTMAN1975 – shutterstock.com

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