So meistern Sie Ihr nächstes Bewerbungsgespräch

Die Sache ist einfach. Wenn Sie sich bewerben, gibt es mindestens noch fünf andere, die sich vor oder nach Ihnen auf denselben heissen Stuhl setzen. Für Sie geht es darum, besser zu sein, als die anderen vier.

Ob Sie wirklich was können, oder nicht, kann eigentlich niemand wirklich feststellen. Es geht im Kern nur um den Eindruck, den Sie in diesen vielleicht 30 Minuten machen. Das ist alles.

Um dort einen guten Start zu hinzubekommen, sollten Sie an zwei Rädchen drehen. Erstens eine allgemeine Vorbereitung und als zweites die Vorbereitung auf die typischen Fragen.

Das intensive Studium der Website ist Pflicht

Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig viele Bewerber über die Firma wissen, bei der sie sich bewerben. Dabei wäre es so einfach, hier viele Punkte zu sammeln. Schauen Sie sich intensiv deren Website an. Wenn Sie die Frage gestellt bekommen: „Was wissen Sie über unsere Firma?“ sollten Sie mit Detailwissen aufwarten können und nicht nur eine allgemein Stellungnahme abgeben wie: „Ja, Sie machen irgendwas mit Werkzeugen…“ – Damit sind Sie unten durch.

Sie sollten auf diese Frage mindestens 60 Sekunden flüssig reden können. Reden Sie auch über deren Kunden. Das hört der zukünftige Chef am liebsten.

Wie man sich allgemein im Vorstellungsgespräch verhält

Ihr nettes Aussehen sollte nicht bei den Kleidern aufhören. Auch Ihr Verhalten sollte nett sein. Das bedeutet zum Beispiel, allen Beteiligten die Hand zu schütteln, sich deren Namen einzuprägen und den Namen auch im Gespräch zu verwenden.

Sprechen Sie deutlich und schauen Sie dem Gesprächspartner in die Augen, wenn Sie zu ihm sprechen. Setzen Sie sich aufrecht auf dem Stuhl. Ihre Körpersprache ist sehr wichtig.

Schon beim Händeschütteln können Sie sich disqualifizieren. Ein lascher Händedruck hinterlässt den Eindruck, als ob man einer Leiche die Hand geschüttelt hätte. Leute, die das als Problem haben, wissen leider meistens nichts davon. Deshalb üben Sie das mit einem Menschen Ihres Vertrauens, dem Sie vorher unbedingt sagen müssen: Ich will kein höfliches Feedback, sondern ein ehrliches!

Schauen Sie immer alle Leute an, nicht nur den Chef

Machen Sie nicht den Fehler, wenn Ihnen mehrere Leute gegenüber sitzen, dass Sie immer nur den Inhaber oder den Chef anschauen. Das zeigt in Wahrheit Unsicherheit. Machen Sie es anders:

Beziehen Sie mit Ihrem Blick alle mit ein, schauen Sie von der linken Person zur rechten und wieder zurück alle an. Dadurch zeigen Sie nicht nur, dass sie ein zuvorkommender Mensch sind, sondern Sie werden durch dieses Verhalten auch als selbstbewusst wahrgenommen. Barack Obama würde es so machen, machen Sie es auch. Denn wer alle gleichmässig mit seinem Blick mit einbezieht wirkt als informeller Führer.

Bereiten Sie eine Erfolgsgeschichte vor

Ein Bewerbungsgespräch ist ein Verkaufsgespräch. Sie sind das  Produkt. Erkennen Sie auch das Problem eines jeden Chefs. Er will die „Guten“ haben und das möglichst früh erkennen. Der neue Chef will wissen, ob Sie ein „guter“ sind. Seine zweifelnde Unsicherheit können Sie ihm abnehmen.

Die meisten Bewerber erzählen nur stichpunktartig die Eckpunkte ihrer vergangenen Tätigkeiten. Das hat wenig Wirkung. Wenn Sie aber erzählen können, wie Sie einmal in der alten Firma eine Leistung erbracht haben, die Sie überdurchschnittlich erfüllt haben, dann stehen Ihre Karten wesentlich besser. Allerdings sollte man wissen, WIE man das erzählt. Dazu sind drei Elemente wichtig.

Erstens: Sie müssen bei Ihrer Erfolgsgeschichte eine grosse Schwierigkeit beschreiben. Zweitens: Sie sollten die gestellte Aufgabe über-erfüllen. Wenn das erwartete Ergebnis das erreichte Ergebnis ist, ist das nicht so spannend. Drittens: Sie sollten den Moment, wo Sie das Ergebnis erfahren haben, detailgetreu und in Einzel-Bildern beschreiben. Man nennt das eine „Sprachliche Zeitlupe“ Denn nur dann entsteht ein WOW-Effekt. Sie müssen das vorbereiten – Improvisieren Sie das nicht vor Ort.

Noch was: Warten Sie nicht, bis der Chef Sie fragt, ob Sie von einer Erfolgsgeschichte berichten wollen – denn das wird er selten tun. Die Kunst für Sie besteht darin, das ungefragt einfach irgendwo im Gespräch einzuflechten. Sie können beispielsweise so einleiten: „Damit Sie mal sehen, wie ich arbeite, will ich Ihnen mal eine Geschichte von der alten Firma erzählen. Da gab es ein Unternehmen, das unsere Firma seit Jahren als Kunden gewinnen wollte. Die Kaiser AG…“

Sagen Sie, dass Sie was können

Die meisten Bewerber denken, dass sie gut sind – aber keiner getraut es sich zu sagen. Seien Sie auch hier die Ausnahme.

Mein Tipp: Sprechen Sie im Klartext aus, dass Sie der Richtige sind. Sprechen Sie im Klartext aus, dass sie etwas können. Hier mögliche Formulierungen: „Ich kann was.“, oder „Ich beherrsche meinen Job“ oder „ich bin gut, in dem was ich tue!“ oder „Ich liebe meinen Job – und ich bin gut darin. Mit mir haben Sie den Richtigen in Ihrer Firma.“

Wer sich wirklich was zutraut, der sagt so etwas. Umgekehrt: Wenn Sie es sagen, merken die anderen: „Der traut sich was zu“.

Welche Kleidung beim Bewerbungsgespräch

Was soll man anziehen? In der heutigen ungezwungeneren Büroumgebung gilt nicht mehr die Regel, dass ein Anzug immer das Beste ist. Diese klassische Anzug-und-Krawatte Combo kann Sie sogar „veraltet“ aussehen lassen.

Gehen Sie Online und schauen sich Fotos der Mitarbeiter an – Vergessen Sie nicht, dass viele Firmen auch auf Facebook, Xing und LinkedIn präsent sind. So wie die sich kleiden, so entspricht es der Kultur des Unternehmens.

Wenn Sie zum Beispiel in einem kreativen, jungen Startup-Unternehmen vorstellen, ziehen eine Jeans und ein nettes Hemd an. Frauen können mit einem Business-Casual kommen. Wenn Sie bei einer Investment Bank vorstellig werden, ist Anzug und Krawatte immer noch angemessen und wird sogar erwartet.

Ihre Fähigkeit, sich angemessen zu kleiden, lässt potenzielle Arbeitgeber wissen, dass Sie ein solides Urteilsvermögen haben und das Unternehmen in zukünftigen Interaktionen mit Kunden gut vertreten werden.

Bereiten Sie sich auf die typischen Fragen vor

Es ist wichtig, dass Sie gute Antworten auf die Fragen geben, die die Arbeitgeber typischerweise bei Vorstellungsgesprächen stellen. Da diese Fragen häufig sind, sollten Sie sich auf die wichtigsten davon vorbereiten.

Für manche Antworten ist sogar gut, sie auswendig zu lernen, denn sie haben in der Wortwahl eine Kraft, die bei einer anderen Wortwahl nicht gegeben wäre. Was Sie auf alle Fälle vermeiden sollten ist, dass Sie während des Vorstellungsgesprächs geschockt wirken. Deshalb  sollten Sie die Antworten im Voraus vorbereiten.

Die Top 10 Vorstellungsgespräch-Fragen und die besten Antworten

Ich habe für Sie die Top 10 Fragen aufgelistet, die Ihnen beim Vorstellungsgespräch wahrscheinlich gestellt werden, sowie die beste Antwortstrategie.

Was ist Ihre grösste Stärke?

Dies ist eine der Fragen, die Arbeitgeber fast immer stellen. Wenn Sie nach Ihren grössten Stärken gefragt werden, ist es wichtig, die Dinge zu nennen, die Sie für die spezifische Aufgabe qualifizieren und Sie einzigartig machen könnten. Vermeiden Sie nur Schlagworte zu nennen: „ich bin zuverlässig, zukunftsorientiert, kreativ“. Geben Sie Beispiele.

Was ist Ihre grösste Schwäche?

Eine andere typische Frage, die im Bewerbungsgespräch gestellt wird, ist die über Ihre Schwächen. Wenn Sie Schwächen nennen, dann relativieren Sie sie anschliessend mit einem „aber“. Z.B. „Ich kann mir schlecht Namen merken. Aber wenn es um wichtige Kunden geht, dann schreib ich die mir deren Namen immer auf“.

Erzählen Sie etwas über sich.

beantworten Sie diese Frage, indem Sie einige persönliche Informationen über sich preisgeben. Wo wurden Sie geboren, wo fühlen Sie sich zu Hause, wieviel Geschwister haben Sie, welchen Fussballverein mögen Sie, und weitere persönlichen Interessen. Alles Dinge, die sich nicht direkt auf die Arbeit beziehen. Damit bekommen Sie für den zukünftigen Arbeitgeber Form und Farbe.

Warum sollten wir Sie einstellen?

Wenn Sie glauben der beste Kandidat für den Job zu sein, dann sagen Sie es. Sagen Sie aber auch, warum! Erwähnen Sie, was Sie dem Arbeitgeber anbieten können. Werden Sie spezifisch und vermeiden Sie Schlagworte. Argumentieren Sie im Nutzen für die Firma. Z.B. dass dank Ihnen die Firma frische Ideen bekommen kann, höhere Kundenzufriedenheit erreicht, neue Aufträge holt, oder mehr Gewinn machen wird.

Was sind Ihre Gehaltsvorstellungen?

Es scheint eine einfache Frage, aber Ihre Antwort kann Sie killen, wenn Sie sich überteuern. Wenn Sie nicht antworten wollen, können Sie die Frage umdrehen: „Was ist denn das Budget, das für diese Stelle vorgesehen ist?“ Wer wechselt, sollte einen höheren Lohn bekommen. Gehen Sie 10 bis 20% über Ihren alten Lohn.

Warum haben Sie Ihre vorherige Stelle verlassen?

Machen Sie auf keinen Fall, den alten Arbeitgeber schlecht. Wenn Sie gefragt werden, warum Sie wechseln wollen, konzentrieren Sie Ihre Antwort auf die Zukunft, besonders wenn Ihr Abgang nicht unter dem schönsten Stern erfolgte. Sagen Sie dass es eine „Hin-Zu Entscheidung“ ist und keine „Weg-von Entscheidung“

Warum wollen Sie diesen Job?

Diese Frage gibt Ihnen die Möglichkeit, dem Inhaber zu zeigen, dass Sie der Richtige sind. Erklären Sie, warum Sie für diese Position geeignet macht, und erwähnen Sie Aspekte des Unternehmens, die Ihnen gefallen.

Benutzen Sie dabei emotionale Verben. „Ich mag…“, „Ich finde super…“, „Ich liebe…“

Wie gehen Sie mit Stress und Druck um?

Der beste Weg, um auf diese Frage zu antworten, ist ein Beispiel dafür zu geben, wie Sie mit Stress in einem früheren Job umgegangen sind. Sagen Sie beispielsweise, dass Sie sich dann Prioritäten setzen und trotzdem ruhig bleiben.

Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?

Diese Frage zielt darauf, herauszufinden, ob Sie bleiben oder bald wieder abspringen wollen, sobald Sie eine bessere Gelegenheit finden. Sagen Sie, dass Sie sich langfristig binden wollen. Denn wo es Ihnen gefällt, da gibt es keinen Grund zu wechseln.

Haben Sie irgendwelche Fragen?

Am Ende des Interviews fragen die meisten Chefs, ob Sie Fragen zum Job oder zur Firma haben. Es ist immer gut, etwas vorbereitet zu haben.

Hier sind einige Fragen, die Sie stellen können.

Wie sind die Zukunftspläne der Firma?
Wie gehen Sie mit der Digitalisierung um?
Warum sind Sie ein besserer Arbeitgeber als andere?

 

Artikelbild: Photographee.eu – shutterstock.com

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Mehr zu Matthias Pöhm

Matthias Pöhm ist Rhetoriktrainer aus der Schweiz und coacht Top-Kräfte aus Politik und Wirtschaft für ihre öffentlichen Auftritte. Er veranstaltet das härteste und teuerste Rhetorik-Seminar Europas, bei dem die Teilnehmer vor über 100 Zuschauern sprechen müssen und ist gefragter Speaker auf Kongressen. Er bereitet Führungskräfte und Top Manager im Einzelcoaching für ihr Bewerbungsgespräch vor.

Weitere Informationen: Die gesammelten Fragen beim Bewerbungsgespräch

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