Umfrage zeigt, welches Sitzungszimmer sich Mitarbeitende wünschen

Sechs bis fünfzehn Stunden verbringen Büromitarbeitende im Durchschnitt jede Woche in Sitzungszimmern – je nach Position. Ein Projekt der Hochschule Luzern zeigt Zusammenhänge von Raumqualität, Ausstattung und Sitzungsergebnissen auf und fragt, wie Meetingräume am besten gestaltet werden. Die Resultate zeigen: Das Gewohnte setzt sich durch.

Es ist fünf Jahre her, dass Google die Bürolandschaft des Unternehmens zwecks Kreativitätsförderung auf den Kopf gestellt hat. Untergrundbahn-Waggons oder Sessellift-Kabinen stehen nun für Sitzungszwecke zur Verfügung. Ein von der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) unterstütztes Projekt, bei dem das Departement Technik & Architektur der Hochschule Luzern mit den Schweizer Bürospezialisten Lista Office LO und Girsberger zusammenarbeitete, befragte die Nutzerinnen und Nutzer selber nach ihrem Sitzungsverhalten und ihren Bedürfnissen.

Die Ergebnisse sind eher konservativ und wiederspiegeln das Gewohnte: „Das klassische Sitzungszimmer herrscht bei den genannten Wünschen immer noch vor. Die Befragten äusserten wenig Lust auf Experimente in Bezug auf die Ausstattung von Meetingräumen“, sagt Projektleiterin Sibylla Amstutz, und fügt hinzu: „Das kann auch daran liegen, dass sie nichts anderes kennen und sich nicht recht vorstellen können, wie es auch noch sein könnte.“

Besseres Sitzungszimmer – bessere Resultate

Tatsache ist: Die Tätigkeit im Büro verschiebt sich weg von der konzentrierten Einzelarbeit hin zu Teamarbeit. Viele Unternehmen versuchen dem Rechnung zu tragen. In der Studie geben die Hälfte der Befragten denn auch an, dass sie mit den zur Verfügung stehenden Sitzungszimmern zufrieden seien. Das bedeutet aber auch, dass gegen 50 Prozent damit höchstens „ziemlich zufrieden“ sind.

Etwa ein Fünftel ist sogar „ziemlich“ bis „ausserordentlich“ unzufrieden. Dies sollte zu denken geben, denn die Studie zeigt auch auf, dass nach subjektiver Einschätzung der Befragten in besseren Sitzungszimmern bessere Resultate erzielt werden. „Es macht also für Unternehmen Sinn, sich Gedanken über ihre Meetingräume zu machen“, fasst Sibylla Amstutz zusammen.

Was also macht ein gutes Sitzungszimmer aus? Am wichtigsten sind in den Augen der Befragungsteilnehmenden die digitalen und analogen Visualisierungsmöglichkeiten, vor allem ein Beamer oder allenfalls ein Grossbildschirm und Flipcharts oder ein Whiteboard. „Das gehört zwar mittlerweile zur Standardausrüstung vieler Sitzungszimmer. In der Praxis stellen wir Optimierungspotenziale insbesondere im Hinblick auf gestalterische Integration und Bedienkomfort fest“, sagt Oliver Hauri, Innovationsverantwortlicher der Lista Office LO.

An zweiter Stelle nennen die Befragten die Atmosphäre. Eher schlicht und natürlich soll sie sein. Im Bereich der Ausstattung wirken sich laut Studie die vorhandenen Tische und Stühle am stärksten auf die Einschätzung der Qualität von Meetingräumen aus. Idealerweise haben in dem Raum etwa eineinhalbmal so viele Personen Platz, wie tatsächlich am Meeting teilnehmen.


Visualisierungsmöglichkeiten unterstützen die Produktivität in Meetings: (Bild: © Lista Office LO)

Helle Räume für Meetings beliebt

Die wichtigsten Komfort-Faktoren werden bereits im Bau festgelegt: Die Licht- und die Luftqualität. Gerade bei der Luft hat die Umfrage gezeigt, dass hier vielerorts Handlungsbedarf bestünde. Geht es um die Raumstimmung, so werden helle Farben bevorzugt.

Der gebrauchte Look, mit dem Restaurants und Cafés gerne Besucherinnen und Besucher anziehen, hat der Befragung zufolge in Sitzungszimmern nichts zu suchen, genauso wenig wie eine transparente und metallische oder eine bunt verspielte Ausstattung. Auch dunkle Farben stossen in Meetingräumen auf wenig Akzeptanz. Das optimale Sitzungszimmer ist für einen Drittel der Befragten in Weiss und neutralen Tönen gehalten, ein weiteres Drittel bevorzugt Pflanzen und Holzelemente. Die restlichen Befragten wünschen sich verschiedene andere Möglichkeiten.

„Allen Recht machen kann man es nicht – hier muss man auch danach fragen, was mit der Firmenidentität am besten übereinstimmt“, sagt Sibylla Amstutz. Unerlässlich ist auf jeden Fall eine akustische Abtrennung; 70 Prozent wünschen sich auch Sichtschutz. Die Bereitschaft, den Raum vor einem Meeting den Bedürfnissen anzupassen, erweist sich in der Studie als gering. Umso wichtiger, dass das richtige Mobiliar am richtigen Platz steht: Für Meetings mit weniger als sieben Personen am besten ein ovaler oder rechteckiger Tisch in normaler Höhe, mit gepolsterten, möglichst höhenverstellbaren Stühlen.

Konkrete Umsetzung

Die Wirtschaftspartner im Forschungsprojekt, die Schweizer Bürospezialisten Lista Office LO und Girsberger, nutzten die Erkenntnisse der Studie zur Entwicklung neuer Ausstattungselemente für Sitzungszimmer. So ist im Rahmen dieses Projektes das „LO Studio“, ein Workshop-Möbelsystem der Lista Office LO entstanden, welches vor allem die Visualisierungsmöglichkeit bei der Teamarbeit unterstützt.

Die Firma Girsberger hat ihr Sortiment mit dem neuen Stuhlmodell Linq erweitert, das die Beweglichkeit und den Komfort eines Drehstuhls in das Sitzungszimmer bringt. Das Setting für Sitzungszimmer wird von beiden Firmen mit einem neuen Angebot an Tischen ergänzt.

An der quantitativen Umfrage des Kompetenzzentrums für Typologie und Planung in Architektur beteiligten 414 Mitarbeitende aus151 Unternehmen. Ausgewählt wurden die Betriebe durch das Bundesamt für Statistik; aus nach Branche und Grösse definierten Gruppen wurden Zufallsstichproben gezogen.

Die wichtigsten Tipps für Meetingräume

Im Bereich Licht und Luft sind Anpassungen oft nur mit aufwändigen baulichen Anpassungen möglich. Vieles lässt sich jedoch auch mit weniger Aufwand erreichen. Hier die Checkliste für ein Sitzungszimmer, das die Effizienz von Sitzungen fördert:

  • Beamer/Grossbildschirm und Flipchart/Whiteboard
  • helle Farben, lockere Atmosphäre
  • Raumausstattung entweder weiss/neutral oder aber natürlich, mit Holz und Pflanzen
  • Tische in Normalhöhe
  • gepolsterte und am besten höhenverstellbare Stühle
  • Platz für eineinhalb Mal so viele Personen, wie tatsächlich teilnehmen
  • eine gute akustische Abtrennung von den restlichen Räumen und Sichtschutz
  • Uhr im Raum

Auf wenig Gegenliebe stossen

  • eine dunkle, verspielte oder im gebrauchten Look gehaltene Ausstattung der Räume
  • niedere oder gar keine Tische
  • Mobiliar, das man vor der Sitzung den Bedürfnissen anpassen muss

Titelbild: Der Raum „In-Out“, in der Unit Meet2Create im NEST (Next Evolution in Sustainable Building Technologies) der Empa umgesetzt, ist das Resultat der Sitzungszimmer-Studie der Hochschule Luzern.

Grafik (PDF, © Hochschule Luzern) / Flyer (PDF)

 

Quelle: Hochschule Luzern – Technik & Architektur
Artikelbild: © André Bolliger

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