Kryptowährungen: Welche Potentiale haben sie?

Derzeit sind weltweit über 160 offizielle Währungen im Umlauf, aber nur der US-Dollar und der Euro gelten als internationale Leitwährungen. In den meisten Ländern obliegt das Notenmonopol bei der Nationalbank oder Staatsbank, welche unabhängig sein soll.

In manchen Staaten ist die Unabhängigkeit arg gebeutelt und die Nationalbank steht im Dienste der Regierung. Hier steht die Inflation zuoberst auf der Wunschliste, um damit die Staatsschulden abzubauen. Eine Inflation von 5% reduziert die Staatsschulden in 13 Jahren um die Hälfte!

Eine Landeswährung ist stark gekoppelt an das Land. In der Regel gilt: eine starke Währung hat eine starke Wirtschaft. Auf der einen Seite führt eine starke Währung zu Herausforderungen beim Export, was die Schweizer Wirtschaft nach der Aufgabe des fixen Wechselkurses der SNB zum Euro hart zu spüren bekam, auf der anderen Seite ist eine starke Währung attraktiv für Investoren und beflügelt die Wirtschaft.

Landesübergreifende Ersatzwährungen sind das Gold und andere Edelmetalle sowie leicht handelbare Ware. Zigaretten waren es im zweiten Weltkrieg, Bier bei den alten Ägyptern. Alle Währungen haben gemeinsam, dass ihnen kein messbarer Wert zukommt, sondern dass der Wert Ergebnis des kollektiven Glaubens in die Währung ist. Aus dem Glauben in die Werthaltigkeit resultieren Kursschwankungen. Ist man von Schweizer Franken überzeugt, wird er gekauft und er wird teuer, verliert man den Glauben, wird er verkauft und kommt unter Druck.

Die Zeiten der fixen Wechselkurse sind vorbei und Versprechen der Nationalbanken, eine Währung in Gold umzutauschen, sind Geschichte. Heute sind alles sogenannte synthetische Währungen, womit die Werthaltigkeit eine rein kollektive Glaubensfrage ist.

Das gleiche gilt für das Gold. Dieses ist nur wertvoll, weil es selten ist. Einen anderen Grund zur Werthaltigkeit gibt es nicht. Das gleiche gilt für die teuerste Briefmarke der Welt, die „blaue Mauritius“, oder für Gemälde, Antiquitäten, etc. Am besten erkennt man diesen Mechanismus an einem teuren Gemälde. Es hängt im Museum, wird von zahlreichen Leuten bestaunt und den Wert liest man in der Zeitung und der Eigentümer freut sich. Nun stellt sich heraus, es ist eine Fälschung, kaum merklich. Der Wert des Gemäldes sinkt in die Bedeutungslosigkeit und es wird aus dem Museum in einen Keller verbannt.

Obwohl eine Unmenge an Personen das Gemälde sehr bewundert haben, und nur eine Handvoll Sachverständige den Unterschied erkannt haben, ist der Wert vernichtet. Der Glaube an den Wert ist verloren gegangen. Schön, dekorativ und aussagekräftig ist das Gemälde weiterhin.

Digitale Währung bringt Vorteile

Neu sind Kryptowährungen, allen voran Bitcoin. Zurzeit existieren rund 200 mehr oder weniger erfolgreiche Kryptowährungen mit unterschiedlichen Handelbarkeiten. Der Vorteil dieser Währungen: die Transaktionen sind rein elektronisch und ohne Kosten oder mit minimalen Kosten. Vor allem in Drittweltländern bieten sich ungeahnte Möglichkeiten.

Stellen Sie sich vor, sie sind auf einer Reise im tiefsten Urwald, möchten etwas kaufen und der Verkäufer hat nur wenig Geld und kann auf 100 Dollar kein Wechselgeld geben. Der Verkäufer nimmt sein Handy hervor, sie verbinden sich über Bluetooth oder ein Netz und tauschen die exakt vereinbarte Menge an „xy-Coins“ aus. Perfekt. Es braucht kein Bankkonto, keine Zahlungsaufträge und keine Finanzinfrastruktur. Viele Menschen in der Welt können Kryptowährung gebrauchen. Auch als Parallelwährung zu staatlich dirigierten Währungen, oder wenn Devisenverbot herrscht. Bitcoins sind in manchen Ländern verboten.

Mit der Blockchaintechnologie wird eine individuelle Blockkette erstellt und kryptographisch abgesichert. Damit ist eine gesicherte Folge der Handänderungen erreicht. Die kryptographische Codierung der Währung gewährleistet die Sicherheit. Auch hier kommt der Währung wieder der Glaubenscharakter für den Wert zu.

Wird der Krypotowährung Sicherheit, Zuverlässigkeit und Transparenz zugebilligt, steigt sie im Kurs und ist nachgefragt. Weiter sorgt sie für die Transparenz der Geldmenge, zu den Wechselkursen, zu den Informationen über den Handel, etc. Die aktuellen Kryptowährungen haben unterschiedliche Qualitäten. Die Finanzaufsichtsbehörden der Länder sind nicht für Kryptowährungen zuständig, da es sich nicht um eine Währung handelt. Genaugenommen ist ein Coin eine immaterielle Ware, eine mathematisch elektronische Singularität.

Die Nutzung eines Blockchain-Netzwerkes benötigt sehr viel Rechenleistung und Energie. Hier liegen die grossen Investitionen der Kryptoanbieter. Weiter fordern Compliance und gesuchte Aufsicht der Staaten. Ob Kryptowährungen ökologisch sind, müsste im Vergleich zu konventionellen Währungen wohl einmal untersucht werden.

Kryptowährung ist prädestiniert, das sauberste Geld der Welt zu sein. Wird die Kryptowährung auf einer Blockchaintechnologie betrieben, so lässt sich der Geldfluss ohne Lücke von der Herstellung des Coins, der elektronischen Singularität, bis zum jetzigen Eigentümer lückenlos nachvollziehen. Staaten sollten ein Interesse an diesen Währungen haben, bzw. an Anbietern mit der Blockchaintechnologie.

Für Anleger sind Kryptowährungen „nice to have“, wohl weniger als strategischer Portfolio-Ansatz. Die Potentiale der Währungen liegen vor allem in den Entwicklungsländern. Hier wird es so sein wie mit der Telefonie; vom nichts das Festnetz übersprungen in die drahtlose Kommunikation. Vom Fehlen einer eigentlichen Finanzinfrastruktur in die Kryptowährung mit Zahlungstool Handy! Die Bank der Schwellenländer ist das Mobile. Den Wert der Währung bestimmt der Glaube in die Kryptowährung!

Noch unbeantwortet ist die steuerliche Behandlung. Kryptische Währungen sind kein Finanzvermögen sondern bestenfalls eine Sammlung. Zinsen werden keine bezahlt. Wechselkurse dürfen die Betreiber nicht anbieten, ansonsten werden Sie zur Bank. Sind e-Coin realisierte Gewinne steuerfrei? Der Staat steht im Moment noch kritisch den kryptischen Währungen gegenüber und weiss nicht, ob er sich einschalten soll oder nicht. Auf jeden Fall wird er Einkommen daraus besteuern. In dubio pro fisco (Im Zweifel für die Steuerkasse).

 

Quelle: artax Fide Consult AG / Mitglied von Morison International / www.artax.ch
Artikelbild: © Yourg – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. iur. Bernhard Madörin

Seit 2000 ist Dr. iur. Madörin Partner und langjähriges Mitglied des Verwaltungsrates der artax Fide Consult AG. Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer hat er als Steuer- und Treuhandexperte die Gesamtverantwortung für die Bereiche Steuern, Recht und Unternehmungsberatung inne und kann heute auf rund 30 Jahre Berufserfahrung als Treuhänder und selbständiger Unternehmer zurückblicken.

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