BAKBASEL prognostiziert weiteres Wirtschaftswachstum

Um jeweils 2,0 % wird die Schweizer Wirtschaft 2017 und 2018 wachsen (2016: +1,5 %). Das prognostiziert BAKBASEL und macht in erster Linie Exporte und Investitionen dafür verantwortlich. Ab 2018 spiele der private Konsum wieder eine stärkere Rolle.

Inflationsrate und langfristige Zinsen dürften sich ab 2017 langsam wieder in den positiven Bereich bewegen und der Schweiz nach der Ausnahmesituation seit 2009 wieder einen typischen Konjunkturzyklus bescheren.

Weltweit anziehende Konjunktur mit hohen politischen Risiken

Nach dem verhaltenen ersten Halbjahr 2016 hat sich die Dynamik der Weltwirtschaft zuletzt etwas erhöht. Kräftig angezogen hat vor allem die Konjunktur in den USA: Im dritten Quartal lag das annualisierte Wirtschaftswachstum bei mehr als 3 Prozent. Dieser Schwung dürfte anhalten und auch von der Wirtschaft im Euroraum unterstützt werden.

So hat sich die Stimmung der Unternehmen gemäss den globalen Einkaufsmanagerindizes zuletzt weiter verbessert, zudem hat sich der Rückgang der Arbeitslosigkeit in den USA und im Euroraum fortgesetzt. Die guten konjunkturellen Indikatoren dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es weiterhin erhebliche globale Risiken gibt. Dabei lassen derzeit insbesondere die noch nicht klar absehbaren politischen Trends (Trump, Italien, Brexit, künftige politische Ausrichtung Russlands) auch die wirtschaftlichen Perspektiven unsicher erscheinen.

BAKBASEL erwartet, dass die Weltwirtschaft trotz aller politischen Risiken in den nächsten Quartalen an Schwung gewinnen wird. Nach dem insgesamt verhaltenen Jahr 2016 (globales BIP +2,3 %) werden für die Jahre 2017 und 2018 Wachstumsraten von 2,6 bzw. 2,9 Prozent prognostiziert.

Konsolidierungsphase für Schweizer Wirtschaft

Die Schweizer Wirtschaft hat sich bereits im Verlauf des Jahres 2016 vom Frankenschock gelöst. Die realen Güterausfuhren befinden sich trotz der schwierigen Rahmenbedingungen seit Ende 2015 wieder auf einem kräftigen Expansionskurs. Gemäss aktuellen Indikatoren, wie z. B. den Einkaufsmanagerindizes (PMIs), ist die Stimmung der Unternehmen zum Jahresende 2016 hervorragend – der PMI für die Industrie kletterte im November mit 56,6 Punkten auf einen Wert, wie er sonst nur in Boomphasen erreicht wird.

Auch wenn einzelne Unternehmen und bestimmte Branchen die Belastung durch den starken Franken noch nicht vollständig kompensieren konnten, scheint der Grossteil der Schweizer Wirtschaft mittlerweile mit einem Euro-Frankenkurs von knapp 1,10 CHF/Euro zurechtzukommen. Für zusätzliche Unterstützung dürfte in den kommenden Quartalen zudem das stärkere aussenwirtschaftliche Umfeld sorgen.

Angesichts dieser guten Konjunkturindikatoren rechnet BAKBASEL für das vierte Quartal 2016 mit einem Schweizer BIP-Wachstum von 0.7 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Insgesamt wird das Schweizer BIP 2016 somit um 1,5 Prozent wachsen.

2017 und 2018 Investitionszuwachs

Die Frankenstärke und die zahlreichen Unsicherheitsfaktoren haben dazu geführt, dass die Investitionstätigkeit in der Schweiz 2015 und im ersten Halbjahr 2016 abseits von Sonderfaktoren (Erwerb von Grossraumflugzeugen durch SWISS) sehr verhalten ausfiel. Im dritten Quartal war jedoch bei konjunktursensitiven Bereichen wie Maschinen eine Wende zum Besseren feststellbar.

Die positiven Tendenzen dürften sich 2017 und 2018 weiter verstärken. Hierfür spricht die deutlich gestiegene Zuversicht der Unternehmen. Die steigende Investitionsbereitschaft der Unternehmen dürfte auch dazu führen, dass die Lager wieder verstärkt aufgefüllt werden. Während aus den Lagerinvestitionen der Jahre 2015 und 2016 ein negativer Effekt auf das Schweizer BIP-Wachstum resultierte, ist für 2017 von einem positiven Wachstumsbeitrag auszugehen.

Export weiterhin stabil

Der Export ist eine wichtige Wachstumsstütze für das Jahr 2016. Angetrieben von den kräftig gestiegenen Pharma-Exporten gehen wir von einer Erhöhung der Exporte (Güter und Dienstleistungen) 2016 um insgesamt 5,1 Prozent aus. Hierbei ist seit dem dritten Quartal auch eine positive Trendwende bei den Exportpreisen feststellbar.

Für die Jahre 2017 und 2018 geht BAKBASEL davon aus, dass sich das robuste Exportwachstum fortsetzen wird. Positive Impulse dürften vor allem von der anziehenden Weltwirtschaft kommen, auch wenn die internationale Nachfrage trotz der unterstellten Beschleunigung immer noch deutlich langsamer als in den Jahren vor der Weltwirtschaftskrise wächst. Allerdings ist 2017 in realer Rechnung mit einem spürbaren Rückgang des Transithandels zu rechnen, da hier nach dem starken Wachstum der Jahre 2014 und 2015 gewisse Gegeneffekte zu erwarten sind.

Konsum entwickelt ab 2018 wieder mehr Dynamik

Der private Konsum hat zuletzt etwas an Schwung verloren. Insbesondere hat sich die Nettozuwanderung gegenüber den Vorjahren spürbar abgeschwächt, und die Konsumentenstimmung blieb bis zuletzt unterdurchschnittlich. Hinzu kam ein Zwischenhalt bei den bis anhin kräftig expandierenden Gesundheitsausgaben.

Angesichts dieser Entwicklungen geht BAKBASEL davon aus, dass die privaten Konsumausgaben 2016 nur um 0,9 Prozent expandierten. Für 2017 wird nur eine leicht beschleunigte Zunahme von 1,1 Prozent prognostiziert, da die erwartete konjunkturelle Erholung den Arbeitsmarkt und die Einkommen erst mit zeitlicher Verzögerung erfassen dürfte. Spürbare Besserung ist jedoch für 2018 in Sicht.

Frankenabwertung für 2018 erwartet

Im Zuge der prognostizierten konjunkturellen Beschleunigung ist davon auszugehen, dass sich 2017 das Inflations- und Zinsumfeld in der Schweiz normalisieren wird, d. h. sowohl die Teuerungsrate als auch die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen dürften 2017 allmählich wieder positive Werte erreichen. Die Inflationsrate wird im ersten Quartal 2017 vor allem aufgrund der im Vergleich zum ersten Quartal 2016 mittlerweile deutlich höheren Ölpreise etwas anziehen.

Die Leitzinsen dürften dagegen noch einige Zeit bei -0,75 Prozent verharren, da vorzeitige Zinserhöhungen in der Schweiz aufgrund der 2017 weiterhin sehr expansiven Geldpolitik im Euroraum den Aufwertungsdruck auf den Franken erhöhen würden. Gegenüber dem Euro ist erst im späteren Jahresverlauf 2018 eine Abwertung des Frankens in Richtung 1,15 CHF/Euro zu erwarten. Hingegen ist gegenüber dem US-Dollar 2017 mit einer weiteren Abwertung zu rechnen, ausgelöst durch die zu erwartenden Leitzinserhöhungen in den USA (eine Zinserhöhung Ende 2016, zwei Zinsschritte 2017).

BIP gewinnt an Fahrt

Zusammenfassend rechnet BAKBASEL für 2017 und 2018 mit einem Schweizer BIP-Wachstum von jeweils 2 Prozent (bisher 2017: +1,7 %, 2018: +1,9 %). Im Jahr 2017 wird der Aufschwung dabei vor allem von den Investitionen und dem Export angekurbelt, ab 2018 sorgt auch der private Konsum wieder für kräftige Impulse. Somit dürfte die Schweizer Wirtschaft in beiden Jahren ein höheres Wachstumstempo als die Wirtschaft der Eurozone erreichen.

„Die sich mit diesem Prognosebild abzeichnende konjunkturelle Entwicklung weist wieder stärker die Struktur eines typischen Konjunkturzyklus auf, nachdem sich die Wirtschaft in den Jahren seit der globalen Finanzkrise in einer Ausnahmesituation befunden hatte“, schlussfolgert Martin Eichler, Chefökonom von BAKBASEL.

 

Quelle: BAKBASEL
Artikelbild: © David Carillet – Shutterstock.com

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